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Vor 381 Jahren geboren: Der Fürstpropst, der die Einsamkeit und die Zahlen liebte

Ellwangen / Lesedauer: 4 min

Vor 381 Jahren wurde der Ellwanger Fürstpropst Johann Christoph IV. geboren. Ein faszinierender Charakter: Er war ein frommer Geistlicher, aber ihn faszinierten auch Mathematik und Astronomie.
Veröffentlicht:23.06.2021, 05:00

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Vor exakt 381 Jahren ist Johann Christoph Freiherr Adelmann von Adelmannsfelden in Hohenstadt bei Abtsgmünd geboren worden. Rund 13 Jahre lang hat er als Fürstpropst Johann Christoph IV. von Schloss Ellwangen aus sein Herrschaftsgebiet regiert. Der fromme Mann ließ nicht nur die Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg errichten, auch Mathematik und Astronomie faszinierten ihn.

Domherr mit 15 Jahren

Johann Christoph Freiherr Adelmann von Adelmannsfelden kam am 23. Juni 1640 zur Welt. Sein Vater, Wilhelm Christoph Adelmann, war Herr zu Hohenstadt, Schechingen und Leinweiler. Seine Mutter, Maria Magdalena, war eine geborene Freiin von Rechberg zu Hohenrechberg.

Der älteste Sohn des adeligen Paares besuchte zwischen 1651 und 1657 das Jesuitengymnasium Dillingen, das er mit einer Arbeit „Über die Seele“ abschloss. Es folgte ein weiteres Studienjahr bei den Jesuiten in Ingolstadt. Johann Christoph verinnerlichte die Frömmigkeit der Jesuiten – seiner Devise „Fromm und tapfer“ blieb er Zeit seines Lebens treu.

Mit nur 15 Jahren wurde der junge Adelige Domherr in Augsburg und 1667, zwei Jahre später, zum Priester geweiht. Der Höhepunkt seiner Karriere war die Wahl zum Fürstpropst von Ellwangen am 18. April 1674. Gut sechs Jahre später erhob man ihn in den Reichsfreiherrenstand.

Der Fürstpropst als Bauherr

Als 14. Fürstpropst nutzte Johann Christoph IV. seine Macht in Ellwangen klug. Die Stadt verdankt ihm eines ihrer Wahrzeichen, die Wallfahrtskirche „Zu Unserer Lieben Frau“ auf dem Schönenberg. Sie gilt als der erste große Kirchenbau in Schwaben nach dem Dreißigjährigen Krieg.

 Das Schloss ob Ellwangen, die Residenz der Ellwanger Fürstpröpste. Unten rechts ist der Klausengarten zu erkennen. Dort ungefähr stand die Privatkapelle des Fürstpropstes Johann Christoph IV.

Die Wallfahrtskirche wurde maßgeblich von den örtlichen Jesuiten geplant und war 1687, im Todesjahr des Fürstpropsts, in weiten Teilen fertiggestellt. Fürstprobst Johann Christoph IV. wurde nach seinem Tod am 26. August 1687 in der Kirche begraben ‒ in der Loretokapelle hinter dem Hochaltar.

Eine eigene Kapelle im Ellwanger Schloss

Dort, wo sich heute der sogenannte Klausenturm des Ellwanger Schlosses erhebt, ließ der Fürstpropst 1677 eine kleine Kapelle als seinen privaten Rückzugsort einrichten. Sie ergänzte die Schlosskapelle, die das religiösen Zentrum der Residenz bildete. In ihr feierten der Fürstpropst und die Mitglieder des Hofs den täglichen Gottesdienst. Die Schlosskapelle war somit ein Ort der Öffentlichkeit. Hier wurde Johann Christoph IV. beobachtet und musste sich streng an das vorgeschriebene Zeremoniell halten.

Ganz anders als in seiner Privatkapelle: Hier fand der fromme Mann Ruhe und die Möglichkeit zur privaten Andacht. Oft meditierte er bis tief in die Nacht. Sogar eine Schlafmöglichkeit ließ sich Fürstpropst Johann Christoph IV. neben dem Andachtsraum einrichten. Nach eigener Aussage soll er dort „recht vergnügt“ geschlafen haben. Die Privatkapelle wurde 1843 abgerissen. Der Name des umliegenden Klausengartens erinnert noch heute an die Kapelle.

Fasziniert von Mathematik und Astronomie

Durch seine Ausbildung und seine engen Kontakte zu den Jesuiten interessierte sich Johann Christophs für die Naturwissenschaften, allen voran für Mathematik und Astronomie. Daher gab er viele Messinstrumente und Beobachtungsgeräte bei Augsburger Werkstätten in Auftrag, die sich zum Teil bis heute erhalten haben.

Auch besaß er eine umfassende Bibliothek mit über 6000 Büchern. Durch die Säkularisation 1803 wurden die wertvolle Bibliothek und die kostbaren wissenschaftlichen Instrumente entweder verkauft oder abtransportiert. Einzelne Messinstrumente sind noch heute in der Dauerausstellung des Württembergischen Landesmuseums in Stuttgart zu sehen.

Im Keller des Peutinger-Gymnasiums Ellwangen entdeckte man 1989 zudem insgesamt 47 Instrumente und vier Stative. Der Großteil der Sammlung stammte aus der Zeit Johann Christophs IV. Nach und nach scheint sie in den Besitz des Ellwanger Gymnasiums gelangt zu sein. Bis ins 20. Jahrhundert hinein wurden die naturwissenschaftliche Instrumente für den Unterricht der Schüler genutzt.