Punkrock

Punkrock im Kopf

Ellwangen / Lesedauer: 3 min

Mit ihrer CD „Feind im Kopf“ feiern „Die Kunstbanausen“ ihr zehnjähriges Jubiläum
Veröffentlicht:26.02.2018, 11:53

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Fette E-Gitarren und kluge Texte mit klaren Aussagen: Das findet man selbst im Punkbereich nicht an jeder Ecke. Die Ellwanger Band „Die Kunstbanausen“ lässt offen, ob sie eine Punkrockband oder einfach nur der „Feind im Kopf“ sein will – denn so heißt ihre aktuelle CD, mit der sie ins elfte Jahr ihres Bestehens geht. Wir waren bei einer Probe dabei.

Der Proberaum sieht genauso aus, wie man sich den Proberaum einer Punkrockband vorstellt. Es ist eisig kalt, hastig werden Heizlüfter herbeigeschafft. Punkrock ist ein hartes Geschäft. Und in dem tummeln sich die Kunstbanausen seit nun zehn Jahren. Dass ihre aktuelle CD der Extrakt aus dieser Dekade ist, das sei eher zufällig so, gestehen unisono Maximilian Utz (Schlagzeug), Jonas Wagner (Gitarre und Background), Michael Hald (Bass) und Sänger und Gitarrist Dominik Ebert. Der sagt: „Manche Sachen sind schon etwas älter, andere ganz neu.“

Denn die Band – ihre Mitglieder sind im Schnitt knapp 30 Jahre alt – hat sich seit ihrer Gründung weiterentwickelt. Nicht nur musikalisch, auch personell. Jonas Wagner und Michael Hald sind erst vor wenigen Jahren zur Band gestoßen. „Wir haben auch ältere Stücke rausgekramt, die damals nicht so gelaufen sind, wenn man es jetzt wieder rausholt, dann wächst das Lied“, fasst Domi Ebert das vergangene Jahr zusammen.

Musikalisch wollen sie ihre Wurzeln nicht verschweigen. „Klar bin ich seit vielen Jahren Tote-Hosen-Fan“, gesteht Domi Ebert. Und das darf man der Musik auch gerne anhören. Aber es gibt auch eklatante Unterschiede. Bei den Texten zum Beispiel, die meist aus Eberts Feder stammen, wagt sich das Ellwanger Quartett tiefer als die Vorbilder. „Generation Maybe“ zum Beispiel, oder auch der Titelsong „Feind im Kopf“. „Der kleine Mann in deinem Hirn, gekonnt streckt er dich nieder“ heißt eine Textzeile. „Die Kunstbanausen“ sind eben „Anders als die anderen“, so lautet wenigstens der Opener der CD.

In ihren Stücken gehen sie auch über die Grenzen des Punk hinaus, wechseln zwischen deutschen und englischen Texten, mischen Grunge, Blues und Reggae hinzu, gerne auch Akustisches wie etwa „Johnny zieht in den Krieg“. „Wir versuchen trotz allem, unser eigenes Ding durchzuziehen“, umschreibt Maximilian Utz die Arbeitsweise.

Und zu sagen haben sie einiges, „weniger politisch, eher gesellschaftlich“, sagen die Vier unisono: „Am Thema Flüchtlinge sind wir natürlich nicht vorbeigekommen“, fügt Maximilian Utz an. Das Stück „Letzter Funken Hoffnung“ nimmt sich des Themas an. Textkostprobe: Un die Angst in ihnen tobt auf diesem überfüllten Boot. Nimmt man uns auf? Macht man uns Mut? Lässt man uns unsre Religion?“

Aber nicht immer wird’s gesellschaftspolitisch, oft kümmern sich sich um die Probleme, die sie persönlich bewegen. „Wir haben schon eine Message“, sagt Domi Ebert, „aber die lautet einfach: Denk nach! Mach dir dein eigenes Bild von der Welt. Trau dich, anders zu sein.“ So einfach lässt sich Punk beschreiben.

Ein Jahr lang haben sie an „Feind im Kopf“ gearbeitet, es ist die dritte Studio-CD und die zweite, die sie im Punk-Label Nix Gut veröffentlichen. Nach ersten Aufnahmen im Brickhouse Studio in Laub bei Oettingen wanderten die Mitschnitte zum Produzenten Michael Beckerle nach Überlingen, wo sie nach und nach verfeinert und mit daheim in Ellwangen eingespielten Teilen kombiniert wurden.

Release-Tour statt Release-Konzert

Ein eigenes Release-Konzert wird es nicht geben, „eher eine Release-Tour“, sagt Utz lachend. Und der Höhepunkt dieser Tour wird das Open-Air in Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Juze Ellwangen am 12. Mai. Viele befreundete Bands treten auf. „Das wird unser Geburtstagsfest – acht Bands, zwei Bühnen, eine drinnen und eine draußen“, freut sich Utz, „lauter Bands, mit denen wir in den vergangenen zehn Jahren zu tun hatten.“