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Eselstute

Wenn Fanny nicht will, dann will sie nicht

Sigmaringen / Lesedauer: 4 min

Edwin Mauch hat mit seiner Eselin eine einwöchige Wanderung rund um das Donautal gemacht
Veröffentlicht:26.02.2012, 18:50

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Fanny ist ein stures Stück. Brücken mag sie nicht, Regen findet sie unangenehm und überhaupt geht sie nur dahin, wo sie mag, wenn sie sich denn überhaupt bereitfindet, sich in Bewegung zu setzen. Fanny ist eine 15-jährige Eselstute und hat, wie alle Esel, ihren eigenen Kopf. Sie gehört Edwin Mauch und seiner Familie und macht auch schon mal ganz gerne eine kleine Urlaubsreise.

Im vergangenen Jahr sind Edwin Mauch, der im Wachtelhau eine Schreinerei betreibt, und seine Eselin im September eine Woche lang rund ums Donautal gewandert. Er hatte zuvor in einem Fachmagazin über Eseltouren für Touristen in Frankreich gelesen, das hat ihn dann auch gereizt. „Ich hatte relativ lange Zweifel, ob das klappt, aber dann ist das mein mit Abstand bester Urlaub geworden, es war alles sehr harmonisch“, erzählt Mauch.

„Man muss halt absolut geduldig sein, es kann sein, man steht da, der Esel rührt sich nicht vom Fleck und man blamiert sich. Das hat schon gleich zum Auftakt so angefangen. Mauch hatte Packtaschen gekauft und seine Eselin beladen, bloß war der noch nicht nach wandern. „Eine halbe Stunde stand sie da und hatte keine Lust. Ich dachte schon, gib’s lieber gleich auf, aber dann kam ein Spaziergänger mit einem Hund vorbei und das muss sie irgendwie animiert haben, denn sie trottete los. Sie folgt immer gerne anderen Tieren, ich weiß auch nicht warum. Esel sind sehr langsam, mehr als drei Kilometer in der Stunde schaffen die nicht, aber geruhsam ging es vorwärts“, erinnert sich Mauch.

Fanny hat einen starken Charakter

Es ging in Richtung Pfullendorf bis Menningen entlang der Straße. „Fanny läuft am liebsten auf Asphalt, also bin ich am Straßenrand gelaufen und habe auf den Verkehr geachtet. Das klappte ganz gut.“ Dann kam Menningen – die erste Brücke – und die Wanderung war vorübergehend vorbei. „Sie stand da vor der Brücke und hat sich nicht ein Stück bewegt. Dann kam ein Traktor mit einem riesigen Ladeanhäger, aber das war ihr egal, der Bauer musste den Hänger an ihrem Hinterteil vorbeiziehen, das hat sie sicher gespürt, aber sich nicht bewegt“, sagt Mauch und man hört fast etwas wie Hochachtung über den starken Charakter von Fanny.

Esel mögen keinen Untergrund, den sie nicht kennen, deshalb will Fanny auch nicht über Brücken, Kiesbette, Schachtdeckel oder andere fremde Böden gehen. Dann heißt es manchmal ordentliche Umwege in Kauf nehmen. Wenn man mit ihnen etwas unternehmen will, muss man vorher trainieren. „Wir sind wegen der Brücke dann in Richtung Alb und Donautal weitergezogen. Dabei mussten wir auch die Bahnlinie umgehen, da wollte sie auch nicht rüber. Mit Gewalt geht da gar nichts“, sagt Mauch.

Immer wieder haben lustige Erlebnisse und nette Kontakte die Wanderung bereichert. „Da kamen zum Beispiel ältere Damen auf dem Fahrrad und brachten einen Korb mit gelben Rüben für Fanny und immer wieder wurden wir eingeladen, zum Essen und Trinken und so. Die Leute fanden das einfach toll, wie wir da umherzogen, vielleicht weil das so ein Bild für Freiheit ist“, überlegt Mauch. Ein Autofahrer hielt an und gab ihm Geld und als Edwin Mauch meinte, er brauche kein Geld, habe genug, da meinte der Fahrer, darum ginge es nicht, er solle auf ihn ein Bier trinken, er fände das klasse, wie er da umherzieht.

„Es gab so viele Kleinigkeiten, die Spaß gemacht haben“, erinnert sich Mauch, Kontakte mit anderen Tierbesitzern und Fachsimpeleien. Er wurde auch oft zum Übernachten eingeladen, sein Zelt hat Mauch praktisch nicht gebraucht. „Es war, als hätte man einen Elefanten dabei, ständig wurde man angesprochen. Esel sind sehr intelligent und haben ein gutes Gedächtnis, vielleicht sind sie deshalb so stur. Sie sind auch sehr aufmerksam, das merkt man, wenn sie ihre Ohren drehen.“ Da nimmt man es dann auch gerne hin, wenn Fanny sich vor dem voll besetzten Biergarten des „Pelikan“ in Beuron im Angesicht der Gäste etwas erleichtert.

Insgesamt haben Edwin Mauch und seine Eselin knapp 100 Kilometer auf der Wanderung zurückgelegt„ Diese Woche war richtig nett, sie hätte schöner nicht sein können“, freut sich der Urlauber und ist sich sicher, dass das nicht das letzte Mal war, dass er und Fanny gemeinsam Urlaub machen.