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Pelletsproduktion

Pelletsproduktion: Im Juli ist Schluss

Ellwangen-Neunheim / Lesedauer: 3 min

JRS verlagert das Werk von Neunheim nach Rosenberg – Stadtwerke übernehmen Fernwärmelieferung
Veröffentlicht:14.05.2018, 19:43

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Im Juli will die Firma J. Rettenmaier und Söhne (JRS) aus Rosenberg ihr Brennpelletwerk samt Biomassekraftwerk zur Strom- und Wärmeerzeugung von Neunheim ins Stammhaus nach Holzmühle verlagern. Die Mitarbeiter ziehen mit um. Was mit dem Grundstück im Industriegebiet passiert, ist noch offen. Die Fernwärmekunden müssen deshalb nicht frieren, sie werden von den Stadtwerken versorgt.

Als Begründung für den Umzug führt JRS an, dass sich durch die Verlagerung der Zwischentransport- und Verladeaufwand spürbar verringern lasse, schreibt Michael Binder , bei JRS zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit auf unsere Anfrage. Bislang habe es einen kontinuierlichen Shuttle-Transport zwischen Rosenberg und Neunheim gegeben. Der entfällt dann. Außerdem hofft die Firma auf weitere Synergieeffekte, die sich positiv auf Umweltbilanz und Organisation im Werk in Rosenberg auswirken sollen. Eine vergleichbare Perspektive habe der Standort im Ellwanger Industriegebiet nicht bieten können.

Verträge mit Nachbarn gekündigt

In Neunheim werden Pellets produziert, aber auch Wärme, mit der vier benachbarte Firmen versorgt werden. Diese Verträge sind inzwischen gekündigt worden. Als Wärmelieferant springen die Stadtwerke in die Bresche. Sie betreiben im Industriegebiet direkt neben JRS ein kleines Heizkraftwerk mit Gaskessel. Darüber waren bisher schon die vier Kunden von JRS bei Betriebsunterbrechungen oder Wartungen versorgt worden. Künftig beziehen die vier Kunden ihre Fernwärme komplett von den Stadtwerken. Geht es nach Stadtwerke-Geschäftsführer Stefan Powolny, dürfen es gerne noch mehr werden. Ist das Interesse groß genug, soll später einemal der Gaskessel durch ein Blockheizkraftwerk ersetzt werden.

Mit Schwierigkeiten auf dem Pelletsmarkt habe die Verlagerung nichts zu tun, schreibt Michael Binder. JRS sei mit der Brennpellet-Verbundmarke „Wohl und Warm“ ein erfolgreicher Direktanbieter im Gebiet rund um Ellwangen und den Nachbarstädten. Mit drei Silofahrzeugen würden Haushalte im Umkreis von rund 80 Kilometern mit Brennpellets versorgt. Für Holzpellet-Einzelöfen gibt es Sackware.

Alle zehn Mitarbeiter werden weiterbeschäftigt

Alle zehn Mitarbeiter aus Neunheim werden im Werk Holzmühle weiterbeschäftigt. Weil die Kapazität erhöht werden soll, sucht JRS zudem weiteres Fachpersonal.

Für Michael Wunder, Ansprechpartner Beratung und Verkauf bei JRS, ist es wichtig, dass durch den Umzug keine Lieferlücken entstehen. Auch während der Umzugsphase sei die kontinuierliche Versorgung mit Brennpellets, unter anderem aus dem benachbarten Regionalwerk Herbrechtingen, sichergestellt.

Nach dem Umzug wird im Werk Neunheim auch längerfristig nichts mehr produziert. Die Lagerflächen werden aber weiter genutzt. Die JRS-Geschäftsleitung könnte sich mittelfristig eventuell auch einen Verkauf der Fläche und Gebäude vorstellen – sieht sich aber derzeit unter keinem direkten Handlungszwang.

Keine erfolgreiche Industriegeschichte

Im Jagstzeller Gemeinderat ist das Vorhaben ebenfalls vorgestellt worden. Da war in den Beschlussunterlagen die Rede von „bis zu 50 zusätzlichen Lastwagen am Tag“, um das Biomassekraftwerk, das künftig Energie für die Rosenberger Anlagen liefern soll, mit Rohmaterial zu versorgen. JRS-Geschäftsführer Josef Otto Rettenmaier wundert sich über diese – seines Erachtens etwas überzogene – Zahl. Statt der dort genannten 50 Lastwagen ist aus seiner Sicht über den Tag verteilt mit maximal zehn Lastwagen zu rechnen. Das werde sich nicht spürbar niederschlagen.

Mit der Verlagerung der Produktion geht ein nicht sehr erfolgreiches Kapitel Ellwanger Industriegeschichte zu Ende. Als Naturenergie Ostalb (Neo) ist das Unternehmen 2010 unter Federführung der Trocknungsgenossenschaft Bopfingen an den Start gegangen. Geplant war, mit Rohstoffen aus der Region Pellets, Fernwärme und Strom zu erzeugen.

Die Neo kam schnell ins Trudeln. Einerseits sanken die Preise für Pellets, andererseits stiegen die Kosten für die Rohstoffe. Im Februar 2011 haben die Anteilseigner zwar noch einmal Geld nachgeschossen – und größtenteils verloren. Im Dezember war die Neo als eigenständiges Unternehmen dann nicht mehr zu retten, J. Rettenmaier und Söhne stieg ein.