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Lärm

Laubbläser haben Saison - doch der Lärm gefällt nicht Jedem

Ellwangen / Lesedauer: 4 min

Jetzt ist Hochsaison für Laubbläser – Baubetriebshof hält die maschinelle Hilfe für notwendig – Lärm nervt viele
Veröffentlicht:11.10.2018, 16:09

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„So was Verrücktes, Lästiges“, sagen die einen, „wer schafft, muss auch fertig werden“, die anderen. Überm Laubbläser scheiden sich auch in Ellwangen die Geister. Jetzt im Herbst hat er Hochsaison.

„Ich habe mit dem Gedanken gespielt, mir einen Laubbläser anzuschaffen“, gesteht eine 50-jährige, die gerade ihr Rad übers Fuchseck schiebt. In ihrem Garten steht eine große Eiche, deren Laub bis weit in den Winter hinein immer wieder die Holzterrasse zudeckt. Ganz schlecht fürs Holz sei das. Auch der Rasen auf ihrem Grundstück brauche Licht. Dennoch haben sich die Röhlingerin und ihr Mann gegen den Kauf entschieden. Sie wird das Laub wie immer zusammenrechen, ihr Partner bringt dann die Haufen weg. „So ein Laubbläser“, finden beide, „ist einfach zu laut.“

So laut wie ein Presslufthammer

Da hat das Paar wohl Recht. Laubbläser mit Benzinmotor können einen Lärm zwischen 90 und 120 Dezibel erzeugen. „Damit sind sie ungefähr so laut wie eine Kettensäge oder ein Presslufthammer“, schreibt das Umweltbundesamt auf seiner Homepage. Weshalb der Baubetriebshof der Stadt Ellwangen einige akkubetriebene Geräte in Gebrauch hat, die weniger ohrenbetäubend ausfallen. Teilweise hantieren die Mitarbeiter draußen auch mit Zweitaktern.

„Die laufen aber mit einem Sonderkraftstoff und sind mit dem blauen Engel gekennzeichnet“, betont Werkleiter Alexander Renschler . Der blaue Engel ist ein europäisches Umweltzeichen für Produkte und Dienstleistungen, die geringere Umweltauswirkungen haben als der Marktdurchschnitt. Wer mit den Geräten arbeite, so Renschler, trage dennoch Gehörschutz.

Viel Laub im Schönen Graben

Klagen von Anwohnern wegen des Lärms sind dem Werkleiter noch nicht zu Ohren gekommen. Dafür lässt er keinen Zweifel daran, dass die Laubbläser unerlässlich seien. „Nur so können wir größere Mengen Laub schnell zusammenführen. Wenn wir alles mit Rechen und Besen machen würden, bräuchten wir dafür das doppelte Personal“, erklärt Renschler. Oder doppelt so lang.

Die Haupteinsatzzeit im gesamten Stadtgebiet ist natürlich jetzt im Herbst. Am Schießwasen und in der Peripherie werde das viele Laub regelmäßig weggeblasen, in der Stadt selbst saugen überdimensionale „Laubaufnahmegeräte“ die zu Haufen zusammengepusteten Blätter auf. Viel Laub fällt im Schönen Graben an. Auch auf die Holzbrücke beim dortigen Spielplatz sowie auf die Holzbrücke beim Haus der Jugend hat der Baubetriebshof ein besonderes Auge, wegen der Rutschgefahr. Für Schul- oder Kindergartenhöfe dagegen sei der Baubetriebshof nicht zuständig. „Da macht das dann der jeweilige Hausmeister.“ So, wie das auch bei Mehrfamilienhäusern der Fall ist.

„Ich wohne in einem Block, ich höre das oft“, bestätigt eine 73-Jährige, die auf dem Bauernmarkt unterwegs ist. Stört das? „Nein, mein Gott, die müssen doch schaffen. Da muss man sich halt die Ohren zuheben“, findet die Ellwangerin. Klar seien die Geräte laut. „Aber soll man sich über alles aufregen?“, fragt sie verschmitzt: „Solange wir die Laubbläser hören, leben wir noch.“

Eine 55-Jährige, die über die Marienstraße geht, gibt anderes zu bedenken. „Mein Mann hat einen Laubbläser, er braucht ihn einmal im Jahr wegen der zwei Eichen auf unserem Grundstück“, erzählt sie. Gut findet sie das nicht: „Denn es ist schlecht für die Insekten.“ Für diese Kleintiere, warnt das Umweltbundesamt, aber auch für andere wie Frösche, Spinnen oder Regenwürmer, stellen Laubbläser eine tödliche Gefahr dar. Hersteller werben mit Blasgeschwindigkeiten zwischen 240 und 420 Kilometern pro Stunde.

Geräte mit Verbrennungsmotor erzeugen darüber hinaus Luftschadstoffe, die oft ungefiltert in die Umgebung geblasen würden. Auch Mikroben, Pilze, Unrat und Tierkot würden durch Laubbläser fein in der Luft verteilt – gesundheitlich bedenklich für alle in der Nähe.

„Wir harken“, sagen genau deshalb eine Bauernmarktbesucherin und ihr Mann. Als Privathaushalt könne man es so halten, „dass dafür Zeit ist“.

„Das ist doch sinnlos“

Ein 80-Jähriger aus Wasseralfingen findet, Laubbläser dürften überhaupt nicht angeboten werden. „Ich sehe das doch in der Stadt. Die blasen alles auf einen Haufen, lassen es zwei Tage liegen, und dann ist alles wieder verteilt. Das ist doch sinnlos.“ Eine junge Familie aus Ellwangen, die mit Sohn und Tochter unterwegs ist, kann hingegen Pro und Kontra verstehen. „Man könnte ja eine Änderung machen“, schlägt der kleine Sohn vor. „Dass es leiser ist.“