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Langschwert

Langschwert wiegt schwer in der Hand

Ellwangen / Lesedauer: 3 min

Alamannenmuseum stellt eine neue Kinderstation vor – Tüftelei sorgt für die Sicherheit
Veröffentlicht:22.12.2016, 20:37

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Einmal ein echtes Schwert in der Hand halten können Kinder – und Erwachsene – von nun an im Alamannenmuseum. Dank langer Tüftelei besteht dabei keine Verletzungsgefahr, freut sich Museumsleiter Andreas Gut. Im Beisein von Oberbürgermeister Karl Hilsenbek hat er am Donnerstag die neue Kinderstation im Obergeschoss vorgestellt.

Da liegt es. Der Griff aus Bronze, Holz und Leder, die Klinge aus blankem Stahl. Ein Langschwert wie aus dem siebten Jahrhundert, nur, dass der Griff länger ist, weil die Menschen heute größere Hände haben als zur Zeit der Alamannen. Und dass diese „Spatha“ nicht jahrhundertelang in der Erde lag wie der Originalfund aus Lauchheim in einer Vitrine direkt daneben. Und dass kein Glaskasten sie schützt. Jeder darf danach greifen, ihr Gewicht in der Hand wiegen, die doppelköpfige Schlange am Knauf bewundern, die den Alamannen ein Symbol für Unsterblichkeit war. Nur schwingen kann man das Schwert nicht.

Niemand kann sich verletzen

Museumsleiter Andreas Gut schmunzelt. „Das war eine lange Tüftelei mit der Firma Schüll Innenausbau in Neuler“, erzählt er. Der Schreinerbetrieb hat unter der Federführung von Klaus Schüll die Kinderstation angefertigt und dabei eine doppelte Sicherung eingebaut. Zum einen ist die Waffe am Griff mit einem Drahtseil an ihre Auflage aus Holz und Filz gebunden. Zum anderen steckt ihre Spitze in einer Art Metallbügel. Draht und Bügel lassen genug Spiel, um das Schwert zu bewegen, und sorgen gleichzeitig dafür, „dass kein Kind ein anderes aus Versehen verletzen kann“, versichert Gut.

Die Pläne dazu hat der Museumsarchitekt Josef Starkl aus Seßlach-Gemünda entworfen, den der Museumsleiter aus dem Kunstverein Ellwangen kennt. Bei der originalgetreuen Schwertnachbildung war der Alamannendarsteller Jürgen Heinritz aus Pleidelsheim behilflich. Er machte auch die Firma Del Tin Armi Antiche im italienischen Maniago ausfindig, wo die Replik gefertigt wurde.

Und so konnte Wirklichkeit werden, was Museumspädagogin Sigrid Radler wichtig findet: „Wir brauchen im Museum etwas zum Anfassen und Begreifen“, sagt sie. Das gelte für die Kinder bei den Familienführungen, für die vielen Schulklassen und letztlich auch für Erwachsene.

Auch Getreidemühle kommt an

Die Museumspädagogin hatte die Idee zu den Kinderstationen, von denen die erste eine alamannische Getreidemühle ist. Sie steht im Erdgeschoss, ist bereits seit 2010 in Betrieb, und „wenn sonst keiner guckt, fotografieren sich auch schon mal Partner, wie einer von ihnen damit mahlt“, schmunzelt Radler. Auch bei der nun zweiten Kinderstation war sie federführend. Natürlich „hätten wir noch mehr Ideen in petto, wenn dafür Geld da ist“, deutet sie an. So könnte man das Modell des Lauchheimer Dorfs mit Licht begreiflicher machen und das Modell des „runden Bergs“ mit einer Bildprojektion aufwerten. In Vorbereitung sind laut Gut bereits Hörspiele für Kinder unter dem Motto „Erzählungen aus dem Dorfleben für Kinder“. Die Planungskosten dafür seien bereits in den 3000 Euro inbegriffen, die das „Schwert zum Anfassen“ insgesamt gekostet hat.

Und für noch etwas hat dieses Geld sozusagen als Nebenprodukt der Schreinerei gereicht, berichtet Gut: für zwei Tritthocker im Raum neben der neuen Kinderstation. Nun können auch kleine Leute in die obersten Vitrinen dort gucken.