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Mordanschlag

„Ich weiß nicht wie, aber ich habe überlebt“

Ellwangen / Lesedauer: 2 min

Wolfgang Welsch hat Menschen aus der DDR bei der Flucht geholfen – Vortrag in Sankt Gertrudis
Veröffentlicht:19.07.2018, 16:23

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Wolfgang Welsch (74) galt in der DDR als Staatsfeind und hat dort unfassbare Dinge erlebt. Davon hat er bei seinem Besuch an der Schule Sankt Gertrudis erzählt.

Welsch wuchs in Ostberlin in einer bürgerlich-christlichen Familie auf. 1964 wollte er aus der DDR flüchten, wurde jedoch an der Grenze verhaftet. Es folgten Verhöre, die Verurteilung wegen Republikflucht und schließlich mehrere Jahre im Gefängnis wegen staatsgefährdender Hetze. 1971 wurde er von der Regierung Brandt freigekauft.

„Pfeife rauchen rettet Leben“

Danach führte Wolfgang Welsch ein riskantes Leben mit Frau und Kind, denn er organisierte für andere die Flucht aus der DDR. 200 Menschen hat das Paar in den Westen gebracht. Doch dann wurde Welschs Frau bei einer Aktion in Bulgarien im Auftrag der Stasi verhaftet. Welsch schaffte es, sie freizukaufen. Erst nach dem Mauerfall erfuhr er, dass seine Frau seit diesem Zeitpunkt mit dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) kooperiert hatte. Er ließ sich scheiden und hat heute weder zu ihr noch zu seiner Tochter Kontakt.

„Pfeife rauchen rettet Leben“, sagte Wolfgang Welschs, der drei Mordanschläge überlebte. Beim ersten Anschlag wurde eine Bombe in seinem Auto versteckt, beim zweiten Anschlag zielte bei London ein Scharfschütze auf seinen Kopf und verfehlte sein Opfer nur, weil Welsch sich in diesem Moment nach seiner Pfeife bückte. Bei dem dritten Anschlag wurde er mit Thallium vergiftet und in letzter Minute gerettet.

Die Schülerinnen bewunderten Wolfgang Welsch für seinen Mut, seine Mitmenschen bei der Flucht zu helfen.