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Haushalt 2019: Familie Ellwangen investiert

Ellwangen / Lesedauer: 6 min

Ein vereinfachtes Beispiel für den Haushalt 2019
Veröffentlicht:30.11.2018, 13:08

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Er ist ein dicker Brocken: der Haushaltsplan der Stadt Ellwangen für 2019. Über 600 Seiten voll mit Fachbegriffen wie bewegliche Vermögensgegenstände, Investitionsumlage und Zahlen, Zahlen und nochmals Zahlen. Das liest sich für Laien natürlich schwer.

Dabei steht sehr viel Interessantes drin in diesem Plan. Zum Beispiel, in was die Stadt Ellwangen im nächsten Jahr investieren will – insgesamt 18 937 000 Euro. Das ist eine abstrakte Zahl. Um die Verhältnisse nachzuvollziehen, soll ein vereinfachendes Beispiel folgen, das helfen kann, das Investitionsprogramm der Stadt Ellwangen besser zu erfassen.

Die Stadt Ellwangen wird kurzerhand zur Familie Ellwangen. Die hat für das Jahr 2019 exakt 1000 Euro zur Verfügung und wird sie anteilig genau so ausgeben, wie es die Stadt mit den fast 19 Millionen Euro vorhat.

Die Hälfte vom Budget ist ganz schnell weg

Papa Karl , Mama Claudia, Tochter Julia, Sohn Tobias und Opa Hubert kommen also zum Familienrat zusammen und beratschlagen, wie sie ihr Geld am Besten investieren. Papa Karl stellt gleich mal klar: „Das Meiste wird für die anstehenden Umbauten im Haus draufgehen.“ Den schon länger ungenutzten Speicher will die Familie in Zukunft als Arbeits- und Gästezimmer nutzen. Eine solche Umnutzung wird auch Konversion genannt und kostet die Familie mit rund 182 Euro fast ein Fünftel ihres Budgets.

Aber nicht nur im Haus wird bei Familie Ellwangen viel investiert, sondern auch rund ums Haus. „Der Weg zur Haustür ist, genau wie ich, schon ein bisschen in die Jahre gekommen und muss dringend neu gepflastert werden“, bemerkt Opa ganz richtig - Kostenpunkt für den Straßenbau rund 135 Euro.

Neben dem Carport vor dem Haus steht im Garten der Bau der neuen Gartenlaube an, die sich Mama Claudia so gewünscht hat. „Laut der Beratung vom Baumarkt müssen wir für Beides 155 Euro einplanen.“ Damit ist für die Familie Ellwangen dann aber auch der Punkt Hochbau abgehakt. Trotzdem ist von den 1000 Euro Budget schon einiges weg, wie auch Karl feststellt: „Das war fast die Hälfte von unserem Geld, dafür haben wir aber auch die drei größten Brocken hinter uns gebracht.“

Eine Gartenparty muss langfristig geplant sein

Nur das Thema Garten noch nicht. Mama Claudia weist auf ihre bevorstehende Gartenparty hin. „Die ist doch erst 2026 “, erwidert Tochter Julia, die Jüngste der Familie. „Da kommt trotzdem noch Einiges auf uns zu, und deswegen fangen wir auch rechtzeitig an“, springt Papa Klaus seiner Frau zur Seite. Vom Nachbar soll ein Stück Garten abgekauft und per Fachmann begutachtet werden. Das macht rund 14 Euro.

Weil man gerade dabei ist über eine Vergrößerung des Grundstücks nachzudenken, wird beschlossen, dem Nachbarn gleich den ganzen Garten abzukaufen. Dafür werden nochmal 105 Euro im Investitionsplan der Familie Ellwangen vermerkt.

„Darauf könnten wir ja dann eine neue Schaukel für mich stellen und vielleicht einen Badmintonplatz gleich dazu“, schlägt Julia vor. Papa Karl kann seiner Kleinsten, bis auf ein Pony zu Weihnachten, nichts abschlagen, und außerdem sind Freizeit- und Freisportanlagen ja auch für alle sinnvoll. Und schwupps, sind wieder 50 Euro verplant.

Die Familie Ellwangen baut aber nicht nur neu, sondern muss natürlich Reparaturen am Haus durchführen. Opa hat sich über die Sanierung schlau gemacht: „Das läppert sich dann schon auf 47 Euro zusammen.“ Das sind rund fünf Prozent des Budgets.

Familie Ellwangen 2.0

Endlich kommt auch Tobias zu Wort. Er verbringt viel Zeit vor dem Computer und zockt mit Schulfreunden. „Jetzt habt ihr schon gut zwei Drittel von unserer Kohle rausgehauen, und für mich ist hier noch gar nichts abgefallen“, bemerkt er angesäuert. „Was ist denn mit unserem Internet bitte? Langsamer geht ja wohl nicht.“ Also muss Breitband ins Haus. Das kostet mit Glasfaser verlegen und den entsprechenden Anschlüssen im Haus 114 Euro. Das sind also ein bisschen mehr als ein Zehntel des zur Verfügung stehenden Geldes.

„Und wenn wir schon dabei sind, die Computer in diesem Haus kann man ja wohl nur noch als Elektroschrott bezeichnen“, grummelt der Junior weiter. Damit scheint er nicht unrecht zu haben, denn schnell einigen sich alle, dass die EDV in der Familie modernisiert gehört, und planen dafür mit 43 Euro.

Zeit für eine kleine Zwischenbilanz, findet Opa Hubert: „Von meiner Liste haben wir jetzt zehn Punkte abgehakt, und 18 stehen noch drauf. Vom Budget haben wir aber schon gut 85 Prozent verplant.“ „Was ist denn das Teuerste, was noch fehlt?“ will Julia wissen. Es ist das Geld für ihren Kindergarten, und das schlägt mit 81 Euro zu Buche.

Kleinvieh macht auch Mist

Sicherheit wird bei der Familie Ellwangen groß geschrieben, sagt Papa Karl. „Einen Feuerwehr einsatz will schließlich niemand im eigenen Haus.“. Deswegen werden 25 Euro in einen neuen Feuerlöscher investiert. Jetzt sind nur noch 49 von den ursprünglich 1000 Euro übrig und immer noch einiges auf der Liste. Tobias braucht für die Schule und Julia für den Kindergarten neue Sachen. Die neue Ausstattung kostet einmal sechs und einmal zwei Euro. Weil Omas Grab eine neue Umrandung braucht, wandern vier Euro auf den Friedhof .

Mama Claudia will ein neues Kleid für 50 Cent, denn: „Das hat was mit Repräsentation der ganzen Familie zu tun.“ Papa Karl will schon etwas dazu sagen, wird aber noch rechtzeitig von Opa Hubert aufgehalten. Schließlich geben die beiden ja auch 70 Cent beim Feiern auf den Heimattagen aus.

Alles in Allem kommt die Familie Ellwangen mit den restlichen zwölf Posten auf rund 35 Euro. Darunter fallen unter anderem der Einkauf und der Teich im Garten oder das Gewässer , wie Opa es liebevoll nennt.

Geld für das Theater oder Kulturzentrum nimmt die Familie dieses Jahr übrigens nicht in die Hand.

Woher kommt das Geld?

Die Stadt Ellwangen finanziert ihr Investitionsprogramm durch verschiedene Positionen auf der Habenseite.

Zum Beispiel durch Zuwendungen vom Land, wie der kommunalen Investitonspauschale. Die beträgt 90 Euro pro offiziell gemeldetem Einwohner. Es gibt aber auch Förderungen, wie das Entwicklungsprogramm ländlicher Raum, von dem die Stadt Ellwangen insgesamt 990000 Euro erhält.

Außerdem verkauft die Stadt auch noch Grundstücke. Dadurch sind im Haushaltsplan bisher Einnahmen in Höhe von 2,6 Millionen Euro eingerechnet. Insgesamt summieren sich die so genannten Deckungsmittel auf rund zehn Millionen Euro.

Dann kommt dazu, dass die Stadt im letzten Jahr laut Plan einen Überschuss von 4,5 Millionen Euro im Ergebnishaushalt erwirtschaftet hat. Auch mit diesem Geld kann das Investitionsprogramm finanziert werden.

Die Differenz, die dann noch zu den gut 19 Millionen Euro übrig bleibt, wird mit Krediten abgedeckt.