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Ellwanger Jugendrat hat zündende Ideen

Ellwangen / Lesedauer: 4 min

Arbeitsgruppen stellen ihre Ergebnisse im Gemeinderat vor – Andere Busverbindungen vorgeschlagen
Veröffentlicht:20.07.2018, 18:33

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Voll des Lobes sind die Stadträte in ihrer jüngsten Sitzung für die Arbeit des neu gegründeten Jugendrates gewesen. Sieben seiner Mitglieder im Teenager-Alter haben vor dem Gemeinderat erstmals Stellung bezogen zu Themen, die jungen Ellwangern unter den Nägeln brennen: zu den Busverbindungen, zur Bafög-Beratung, zum Shoppen und zum Veranstaltungsangebot. Nicht nur mit Kritik, sondern auch mit möglichen Lösungen.

Ein Bus, der freitag- und samstagabends sternförmig zwischen den Teilorten und der Kernstadt pendelt, eine Bafög-Beratungsstelle in Ellwangen , mehr coole Marken in den Geschäften und eine Disco oder ein Konzert, das der Jugendrat selbst veranstaltet: Das sind Vorschläge des Jugendrates gewesen. Seit dessen Gründung im April hatten sich die Mitglieder in vier Arbeitsgruppen mit dem ÖPNV, mit der Ausbildungsförderung für finanziell benachteiligte Jugendliche, mit Einkaufsmöglichkeiten in Ellwangen und mit Angeboten und Veranstaltungen für Jugendliche auseinandergesetzt, erklärte Kaya Wiehl eingangs. Im Gemeinderat hielten ihre Vertreter weder mit ihrer Kritik noch mit Lösungsvorschlägen hinterm Berg.

Das Team „BAFöG“: „Jeder hat ein Recht auf Bildung, unabhängig vom Einkommen der Eltern“, erklärte Katharina Schmidt von der Arbeitsgruppe. Reiche das Geld der Eltern nicht, gebe es eigentlich das Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAFöG). Doch haben Jugendliche oft Probleme, an Bafög zu kommen, hat sie festgestellt. „Das Bafög-Amt in Aalen ist unterbesetzt. Im September gab es vier Berater für mehr als 1000 Jugendliche. Natürlich konnten sie dem Ansturm nicht gerecht werden.“ Die Folgen: sehr lange Bearbeitungsdauer, verweigerte Beratungsgespräche, keine telefonische Auskunft, ignorierte E-Mails und Briefe, auch würden Anträge von Drittfirmen bearbeitet. Katharina Schmidt hat darüber mit dem Bafög-Amt geredet, das der Landkreisverwaltung angegliedert ist, und mit dem Landtagsabgeordneten. Sie will sich noch an den Landesschülerbeirat wenden, an das Land Baden-Württemberg, und „sollte das alles nichts fruchten, werde ich das mediale Interesse darauf richten“, kündigte die Jugendliche im Gemeinderat an. Von jenem wünscht sie sich, dass er sich für eine Beratungsstelle in Ellwangen einsetzt. „Denn es sind hier so viele Jugendliche betroffen“, rief sie den Stadträten zu. „Ich hoffe, dass sich etwas ändert.“ Dafür war ihr großer Applaus gewiss.

Das Team „öffentlicher Personennahverkehr“: Die schlechte Anbindung der Teilorte und angrenzenden Gemeinden an die Kernstadt hatte der Jugendrat seit seiner Gründung bemängelt. Insbesondere an Wochenenden, in den Ferien und an den Nachmittagen bestünden große Lücken, berichteten Emma Thorwart und Emilia Huppenberger. „Am Wochenende müssen unsere Eltern uns oft fahren, und in den Ferien können wir nur schlecht einen Ferienjob annehmen“, machten sie deutlich. Außerdem seien Busse vor Schulbeginn und nach Schulschluss stark überfüllt. Der Jugendrat wünscht sich nun, dass die Busse auch unter ökologischen Aspekten effektiver eingesetzt werden. Deshalb arbeiten sie zusammen mit einem Busunternehmen und mit FahrBus ein Konzept aus, von dem alle Bürger profitieren sollen. Einer der Vorschläge ist, sternförmig um Ellwangen einen Bus beispielsweise freitag- und samstagabends pendeln zu lassen. „Wenn das Konzept steht, soll eine Testphase beginnen“, so Emilia Huppenberger. Der OB fand diese konstruktive Arbeit „wirklich sehr gut“.

Das Team „Angebote und Veranstaltungen“: Was Ellwanger Jugendliche sich wünschen, hat die Arbeitsgruppe in einer Online-Umfrage die Schüler der Klassen sieben bis zwölf und die Berufsschüler gefragt. Die Ergebnisse stellte Maren Fünfgelder vor. „Über 50 Prozent der Befragten wollen Ausflüge, zum Beispiel in ein Spaßbad, fast ebenso viele wünschen sich Discos und Konzerte. Die Arbeitsgruppe möchte nun eine Veranstaltung stemmen „und gucken, wie das ankommt“.

Das Team „Einkaufsmöglichkeiten“: „Wenn wir Klamotten shoppen gehen, dann am ehesten nach Aalen oder Stuttgart“, bekannten Emil Behr und Lukas Neckermann als Mitglieder der Arbeitsgruppe freimütig. Denn für die 14- bis 20-Jährigen gebe es in Ellwangens Geschäften zu wenig coole Marken. Im Gespräch mit Citymanagerin Verena Kiedaisch stellten sie fest: So einfach ist es nicht, mehr Geschäfte in der Stadt anzusiedeln. Und wie wichtig es sei, das bestehende Angebot zu nutzen. „Denn je mehr Menschen in Ellwangen einkaufen, desto attraktiver wird es für neue Geschäfte sich anzusiedeln.“ Deshalb regen sie auch an, Ellwanger Inhaber sollten über die neuen Medien Marketing betreiben, denn „Werbung über Facebook und Instagram spricht uns Jugendliche mehr an“, so Lukas Neckermann. Eines der Ellwanger Bekleidungsgeschäfte konnten sie überzeugen, ihre Lieblingsmarke ins Sortiment aufzunehmen.

Die Stadträte nahmen die Berichte begeistert auf. „Das ist eines der großen Highlights in meiner bisherigen Gemeinderatstätigkteit“, lobte Eva Schuster von der SPD-Fraktion. „Wir brauchen euch.“ „Ihr habt die Dinge in die Hand genommen, daran können wir anknüpfen“, sagte Joseph Ott für die CDU-Fraktion. Jetzt will die Stadt laut OB einige der Ansätze, etwa im ÖPNV, konkretisieren.