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Gemeinderatsitzung

Ellwangen will um Arbeitskräfte aus Südeuropa werben

Ellwangen / Lesedauer: 3 min

Auf dem Areal der Kaserne soll neben der Hochschule auch eine Europäische Weiterbildungsakademie für junge Erwachsene installiert werden
Veröffentlicht:31.10.2013, 19:09

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Es hat in der jüngsten Ellwanger Gemeinderatsitzung nur einen ganz knappen Raum eingenommen. Dabei ist es ein hochinteressantes Projekt, was da jetzt vom Landratsamt für die Stadt Ellwangen aufs Gleis gehoben worden ist.

Im Zuge der Nachnutzung des Bundeswehrareals soll nämlich nicht nur eine Hochschule in Ellwangen angesiedelt werden (wir berichteten), auch eine Europäische Weiterbildungsakademie für junge Erwachsene soll kommen. Die entsprechenden Weichen dafür wurden bereits gestellt. Der Landkreis hat sich bei der EU-Strukturförderung, die als Wettbewerb funktioniert, jetzt mit dieser Idee beworben. Findet sie Berücksichtigung könnten schon im kommenden Jahr, zweiten Schritt, Finanzmittel für das Projekt beantragt werden.

Junge Kräfte werden gebraucht

Was sich dahinter konkret verbirgt, hat Landrat Klaus Pavel im persönlichen Gespräch mit unserer Zeitung erläutert. Laut Pavel wolle man über die Akademie gezielt um junge Arbeitskräfte aus dem südeuropäischen Ausland werben: Im Visier habe man dabei vor allem junge Griechen, Spanier, Italiener und Portugiesen, die in ihren Heimatländern nur schwer einen Ausbildungs- und Arbeitsplatz finden, während auf der Ostalb mittlerweile in vielen Branchen händeringend nach Fachpersonal und Auszubildenden gesucht wird. Man wolle vor allem die 18- bis 24-Jährigen mit diesem neuen Angebot ansprechen, das sei genau jene Altersgruppe, die der Ostalb seit Jahren am stärksten durch Abwanderung verloren geht. „Dieser Entwicklung wollen und müssen wir entgegenwirken, wenn wir weiter ein attraktiver und starker Lebens- und Wirtschaftsstandort sein wollen. Die Weiterbildungsakademie könnte eine Lösung sein“, sagt Pavel, der in diesem Kontext aber auch unterstreicht, dass es sich bislang nur um eine Idee, und noch kein fertiges Konzept handele. Wie groß diese Akademie mal werden kann, wo sie auf dem Bundeswehrareal untergebracht sein könnte - all das stehe zum jetzigen Zeitpunkt noch in den Sternen und hänge von der Entscheidung der EU-Strukturförderung ab. Käme von dort grünes Licht, gehe es ab dem kommenden Jahr in die Detailplanung.

Fest stehe bislang nur, dass die jungen Menschen aus dem Ausland, an dieser Akademie zunächst die Sprache und Kultur ihrer neuen Heimat kennenlernen sollen; d anach würde sich dann eine klassische duale Berufsausbildung nach deutschem Muster anschließen. Die junge Leute würden in ihren Arbeitgeberbetrieben praktisch ausgebildet und an der Weiterbildungsakademie die Theorie vermittelt bekommen. Welche Branchen abgedeckt werden sollen, stehe noch nicht fest: Die mögliche Palette reiche von der Metallverarbeitung bis zur Pflege.

Wie Pavel betont, sei das Projekt der Europäischen Weitbildungsakademie übrigens nicht koppelt an eine Hochschule.

Erste Gespräche

Sollte das große Ziel Hochschule nicht erreicht werden, dürfe die Weiterbildungsakademie trotzdem kommen. Wobei der Landrat in Sachen Hochschule gar nicht so pessimistisch ist. Man habe bei diesem Mammutvorhaben zwar noch „über 1000 Hindernisse vor der Brust“, die aus dem Weg geräumt werden müssten, aber er habe „ein gutes Bauchgefühl“. Erste Gespräche seien sehr positiv verlaufen. „Ich glaube, wir können in Ellwangen tatsächlich etwas ganz Bemerkenswertes auf die Beine stellen.“ Klar sei aber auch, dass Ellwangen kein eigenständiger Hochschulstandort werden kann, sondern der Hochschule Aalen als Außenstelle angegliedert werden müsse. Ob man die erweiterte Hochschule dann eventuell umtauft, etwa in Hochschule Ostalb, sei bei diesem Mammutvorhaben durchaus denkabr, aber auch nur das kleinste Problem.