StartseiteRegionalRegion OstalbEllwangenDer Türkin Eren Keskin droht lebenslange Haft

Ortsgruppe

Der Türkin Eren Keskin droht lebenslange Haft

Ellwangen / Lesedauer: 2 min

Die Ellwanger Gruppe von Amnesty International setzt sich seit eineinhalb Jahren für die Menschenrechtsverteidigerin ein
Veröffentlicht:08.03.2017, 17:13

Artikel teilen:

Amnesty International recherchiert und dokumentiert Menschenrechtsverletzungen weltweit. Die Ortsgruppe Ellwangen betreut seit eineinhalb Jahren Eren Keskin. Die Menschenrechtsverteidigerin in der Türkei setzt sich seit vielen Jahren für Frauen und die kurdische Minderheit ein. Jetzt droht ihr eine lebenslange Gefängnisstrafe.

Eren Keskin, Jahrgang 1959, ist Rechtsanwältin und seit 1986 Mitglied des Menschenrechtsvereins (IHD) der Türkei . „Viele Mitglieder von Menschenrechtsorganisationen wurden bereits ermordet“, sagte sie Anfang 2017 in einem Interview: „Auch ich wurde angegriffen und bedroht. Ich kam ins Gefängnis und mir wurde ein Jahr Berufsverbot erteilt. Aktuell laufen diverse Gerichtsverfahren mit der Forderung nach lebenslanger Haft gegen mich.“

Über das Schicksal von Eren Keskin informierten Dieter Milz, Wolfgang Lohner, Gregor Olschewski, Rainer Labus, Berthold Wagner und Annette Landgraf von Amnesty in Ellwangen . Als Strafverteidigerin ist Keskin vor allem mit politischen Fällen befasst. Mit anderen Anwältinnen zusammen gründete sie das Rechtshilfebüro gegen sexuelle Misshandlungen und Vergewaltigungen in Haft.

Mehrfach zu Gefängnisstrafen verurteilt

1995 wurde sie zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt und musste sechs Monate absitzen, weil sie in einem Artikel das Wort Kurdistan verwendete.

In den vergangenen Jahren wurde Keskin vier Mal zu Haftstrafen verurteilt, unter anderem weil sie über sexuelle Übergriffe auf kurdische Frauen durch Soldaten und Polizisten berichtet hatte. Die letzte Verurteilung war wegen „Herabwürdigung der türkischen Nation“. In einer Rede hatte sich Eren Keskin auf die Tötung des zwölfjährigen Jungen Ugur Kaymaz und seines Vaters Ahmet Kaymaz bezogen. Beide kamen während eines Polizeieinsatzes im Bezirk Kiziltepe ums Leben.

Amnesty setzt sich für die Aufhebung des Artikels zur „Herabwürdigung der türkischen Nation“ ein. „Eren Keskin ist eine humorvolle, herzliche Frau, die selbstbewusst auftritt“, sagt Wolfgang Lohner: „Sie darf das Land nicht verlassen und muss sich wöchentlich bei der Polizei melden. Sie hat 140 Anklagen am Hals.“ Die einzige Waffe von Amnesty sei Öffentlichkeitsarbeit. Die Pressefreiheit in der Türkei, so Dieter Milz , sei praktisch abgeschafft. Eren Keskin befürchte, dass ihr die Anwaltslizenz entzogen werde, ergänzt Gregor Olschewski. Ihr werde Terrorismus und Verunglimpfung des türkischen Staates vorgeworfen.

Amnesty International setzt sich für eine Welt ohne Folter, Todesstrafe und Übergriffe der Staaten auf ihre Bürger ein. Die Ellwanger Ortsgruppe trifft sich jeden Dienstag ab 20.30 Uhr im Weltladen in Ellwangen in der Spitalstraße 5. Weitere Informationen im Internet unter: amnesty-ellwangen.de