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Zivilcourage

Der Eugen-Bolz-Raum an der Realschule ist fertig

Ellwangen / Lesedauer: 4 min

Der Eugen-Bolz-Raum an der Realschule ist fertig und wird am Sonntag übergeben
Veröffentlicht:24.01.2018, 19:34

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Visionen, demokratische Werte und Zivilcourage, dafür steht Eugen Bolz und diese Werte hat sich auch die Eugen-Bolz-Realschule in ihr Leitbild geschrieben. Jetzt wird der Namensgeber noch ganz anders lebendig: Am Sonntag wird der Eugen-Bolz-Raum an der Schule eröffnet.

Eugen-Bolz-Raum beschreibt zurückhaltend das, worum es hier geht: Das Leben von Eugen Bolz lebendig werden zu lassen, privat und politisch. Und das hoch professionell. Das ist mit Mitteln der Landesstiftung (20 000 Euro), aber auch vieler Spender möglich geworden (genauso viel).

Seit 1967 heißt die Schule nach dem früheren württembergischen Staatspräsidenten, der 1933 von den Nazis abgesetzt wurde. Danach beschäftige er sich immer intensiver mit staatstheoretischen und theologischen Schriften, was für ihn in der Erkenntnis mündete, das das eigene Leben nichts ist, wenn es um die demokratische Ordnung geht. So arbeitete Bolz im Widerstand mit und versuchte, einzelne Gruppen zu vernetzen. Nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 wurde er verhaftet und nach einem Schauprozess am Staatsgerichtshof 1945 hingerichtet.

Nun baut nicht jeder seinem Vorbild einen Raum zum Gedenken. Hier kam die Familie Rupf-Bolz ins Spiel, die auch zur Schule gute Kontakte pflegt. Immer wieder haben Schüler und Lehrer die Tochter von Eugen Bolz, Mechthild Rupf-Bolz in Stuttgart besucht. Vor zwei Jahren vermachte die Familie dem Geschichts- und Altertumsverein das Stuttgarter Arbeitszimmer von Eugen Bolz. Sessel, Couchtisch, Schrankwand, Schreibtisch, hier saß er und hier hat er vielleicht auch Gespräche mit den anderen Männern und Frauen des Widerstands geführt.

Möbel standen zwei Jahre auf der bühne des Jeningenheims

Zwei Jahre standen die Möbel auf der Bühne des Jeningenheims, weil im Schlossmuseum kein Platz für sie war. Bis die Idee kam, sie in die Schule zu holen. Zuerst dachten der kommissarische Schulleiter Martin Burr und Lehrerin Barbara Drasch nur daran, eine Art Besprechungszimmer mit den Möbeln in einer Ecke einzurichten. Dann machte der CDU-Landtagsabgeordnete Winfried Mack beide darauf aufmerksam, dass die Landesstiftung solche Vorhaben fördert.

Das war der Startschuss für ein Projekt, das alle zwölf Monate intensiv beschäftigt hat. Den engen Zeitplan hat die Stiftung vorgegeben. Und weil sie nur Planung und Konzept finanziert, brauchten Burr und Drasch viele Spender, um die eigentliche Ausstellung zu finanzieren. Sie informiert auf vielen Tafeln über den Werdegang von Eugen Bolz, seine politischen Ideale bis hin zur Hinrichtung. Für die Texte haben Drasch und die ehemaligen Geschichtslehrerinnen und -lehrer Helga Boecker, Elisabeth Neubert, Bernhard Koch und Dieter Ulmer die Archive und die Litertur durchforscht, Material gesammelt und die Fülle an Informationen in prägnante Texte gefasst.

Für alle Beteiligten gehen aufregende Monate zu Ende. Nicht nur, weil sie so viel über Bolz erfahren haben, auch weil sich zeigte, dass Spenden einzutreiben gar nicht so leicht ist. Deshalb mussten Aufträge immer mal wieder herausgezögert werden. An einigen Stellen hat geholfen, das Martin Burr gut vernetzt ist, sonst hätten das Lichtkonzept und manches andere so nicht umgesetzt werden können. An anderen Ecken ist Eigenleistung gefragt. Bilddateien werden an der Schule so umformatiert, damit sie auf den großen Bildschirmen laufen. Und die Hörstation ist auch etwas schlichter ausgefallen als geplant.

Reden von Bolz und Hitler an der Hörstation

Zu hören sind dort Reden von Bolz und Hitler und bald auch die Komposition Plötzensee von Moritz von Woellwarth. Der Musikschulleiter hat sie im Auftrag der Schule komponiert, bei der Uraufführung am Sonntag soll sie für die Hörstation aufgezeichnet werden. Woellwarth hat sich dabei von einem Notenbüchlein mit Schuberts Frühlingslied aus Bolz’ Arbeitszimmer inspirieren lassen. So beginnt die Komposition so hoffnungsvoll wie das Leben des Politikers und Staatsmanns, um ihn dann auf seinem Lebensweg in der Dikatur bis zum Ende auf dem Schafott zu begleiten.

Diesen Lebensweg zeichnet auch das Museum nach. In der einen Hälfte des Raums auf blau-weißen Tafeln die Zeit bis 1933, als Bolz für die Zentrumspartei in Landtag und Reichstag saß, seine Familie gründete und zuletzt württembergischer Staatspräsident war. Auf blutroten Tafeln in der anderen Hälfte des Raums wird die Zeit nach 1933 geschildert, die mit Bolz Absetzung beginnt und einer demütigenden Fahrt durch ganz Stuttgart zur Gestapo-Zentrale bis zu seinem Tod.

Es ist das Große und Ganze, es sind aber auch die vielen Details, die Bolz hier als Person fassbar machen, aber auch zeigen, dass es sich lohnt, die Demokratie zu verteidigen. Weshalb die Besucher mit Artikel 20 Absatz 4 aus dem Grundgesetz, der nach den grauenvollen Jahren der Nazidiktatur ausdrücklich das Recht auf Widerstand formuliert.

Der Eugen-Bolz-Raum wird am Sonntag, 28. Januar, um 15 Uhr seiner Bestimmung übergeben. Danach kann er auf Anmeldung besucht werden, Telefon 07961 / 84 800.