StartseiteRegionalRegion OstalbEllwangenDas war’s: Das Gefängnis ist zu

Gefängnis

Das war’s: Das Gefängnis ist zu

Ellwangen / Lesedauer: 3 min

Zu alt, zu klein, zu unwirtschaftlich: Nach 135 Jahren ist das Ellwanger Gefängnis geschlossen worden. Die letzten Gefangenen sind am Donnerstagvormittag nach Schwäbisch Hall, Stuttgart und Heimshe...
Veröffentlicht:31.03.2016, 19:25

Von:
Artikel teilen:

Zu alt, zu klein, zu unwirtschaftlich: Nach 135 Jahren ist das Ellwanger Gefängnis geschlossen worden. Die letzten Gefangenen sind am Donnerstagvormittag nach Schwäbisch Hall, Stuttgart und Heimsheim verlegt worden. Für Dienststellenleiter Klaus Gabor und seine Kollegen gibt es noch eine Gnadenfrist zum Ausräumen. Mitte April übernimmt das Amt für Vermögen und Bau die Immobilie, die unter Denkmalschutz steht. Was weiter damit passiert, ist offen.

Still ist es, abgewohnt, die Farbe an Türen und Wänden verschrammt, das Mobiliar hat schon deutlich bessere Zeiten gesehen. Ein wohnlicher Ort ist das Ellwanger Gefängnis nicht. 1881 ist es noch unter König Karl gebaut worden. 2016 wird es geschlossen.

Klaus Gabor und Manfred Schultes fällt der Abschied schwer. Seit 36 und 35 Jahren haben beide in Ellwangen gearbeitet. Überschaubar war ihr Gefängnis, fast ein bisschen familiär. Künftig pendeln sie zum Frauengefängnis in Schwäbisch Gmünd. 17 Strafvollzugsbeamte, darunter eine Frau, haben in Ellwangen gearbeitet. Alle sind versetzt worden, in die Justizvollzugsanstalten in Gmünd, Schwäbisch Hall oder Ulm.

Sicherheitseinrichtungenwerden ausgebaut

Wenn Manfred Schultes den Schlüssel im Schloss dreht, ist das alte Gewohnheit. Zu schützen gibt es nichts mehr. Die letzten Gefangenen sind verlegt. In den kommenden Wochen werden Alarmanlage und Sicherheitseinrichtungen ausgebaut, Akten gesichtet und verlegt, das Mobiliar entsorgt. Das Gefängnis wird leer und besenrein übergeben. So ist es mit dem Amt für Vermögen und Bau vereinbart, sagt Claudia Zink, stellvertretende Leiterin der Justizvollzugsanstalt Schwäbisch Gmünd. Ellwangen war die letzte Außenstelle. Die Kapfenburg, von der das Essen für Mitarbeiter und Gefangene kam, wurde der Justizvollzugsanstalt Schwäbisch Hall zugeschlagen.

Bis zu 36 Untersuchungshäftlinge haben in den 16 Zellen in Ellwangen auf ihre Verfahren gewartet. Für 20, 25 gab es Arbeitsmöglichkeiten in einem separaten Gebäude, das bei der großen Sanierungsmaßnahme Anfang der 90er Jahre gebaut wurde. Gartengeräte für Gardenia wurden hier montiert oder Mappen gefaltet. Einfache Tätigkeiten, für die es keine besonderen Fertigkeiten braucht. „Die Qualifikation war begrenzt“, sagt Schultes. Weil klar war, dass das Gefängnis schließt, wurden die letzten Aufträge im Dezember abgewickelt, der Arbeitsbereich wurde zur Mucki-Bude.

Morgens um 6.30 Uhr hat der Gefängnisalltag mit Wecken und Frühstück begonnen, um 7 Uhr Kontrolle, ob alle da sind und noch leben. Dann Arbeit oder Warten auf den Hofgang von 9 bis 10 Uhr. Mittagessen, Abendessen, gegessen wird in der Zelle. Dreimal in der Woche duschen, in den Nasszellen der Zellen sind nur Waschbecken und Toilette, drei-, viermal in der Woche Umschluss, das heißt, die Gefangenen können sich auf ihren Zellen besuchen, zum Kartenspielen zum Beispiel. Sonst Langeweile. Wer will, kann ein Fernsehgerät leasen.

Abwechslung bringt der Besuch. Anderthalb Stunden im Monat stehen einem Untersuchungshäftling zu, die aber auch auf dreimal eine halbe Stunde aufgeteilt werden können. Das Zimmer so karg wie die Zellen: Stühle, Tisch, ein Kinderbänkchen. Einmal in der Woche kommt der Arzt. In der Bibliothek steht Utta Danella neben Heinrich Böll und Karl May und Umzugskisten für die Akten der Sozialarbeiterin, die hier auch ihr Büro hatte. Alles vorbei.

Ausräumen und packen, mehr bleibt Gabor und seinen Kollegen nicht mehr zu tun. „Einfach ist es nicht“, sagt er. Das Gefängnis wird ihm fehlen. Schließlich stecken hier 36 Jahre seines Lebens.

Eine Bildergalerie finden Sie im Internet unter ellwangen.de/gefaengnis-ellwangen.