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Rotenbach

Als die Biber den Bach verließen

Ellwangen / Lesedauer: 3 min

Pegel des Rotenbachs durch entfernte Dämme stark gesunken – Fischbestand in Gefahr
Veröffentlicht:24.07.2018, 17:59

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Fische und Amphibien haben es zurzeit im Rotenbach bei Ellwangen unterhalb des Glasweihers schwer. Der Ellwanger Bauhof hat auf Anordnung der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamts im April zwei Biberdämme entfernt. Deswegen und aufgrund der derzeitigen Trockenheit und Hitze ist das Bachbett um rund zehn Zentimeter geschrumpft.

Naturschützer sind in Sorge. „An manchen Stellen hat der Bach rund 80 Zentimeter Höhe verloren“, sagt Ulf Breitländer. Auch weil Unbekannte weitere Dämme zerstört hätten. Das ist auch der Stadtverwaltung bekannt. „Das wird jetzt zur Anzeige gebracht“, sagt Stadtsprecher Anselm Grupp auf Nachfrage der „Ipf- und Jagst-Zeitung“.

Die bevorstehende Hitzeperiode werde das Bachbett weiter absenken, befürchtet Breitländer. „Die Bestände der Fische und Amphibien werden dadurch weiter gefährdet“, so der Naturfreund. Die Tiere müssten in kleine Tümpel ausweichen. Ein Wandern sei für hier lebende Karpfen und Schleien so gut wie nicht mehr möglich.

Radikal und herzlos

Warum die Naturschutzbehörde das Aufreißen der Dämme im Frühjahr angeordnet hätte, sei Breitländer schleierhaft. „Ich verstehe nicht, dass man hier so radikal und herzlos in die Natur eingegriffen hat“, so der Rentner. Er zeigt auf einen angefressenen Baum in der Nähe eines löchrigen Damms, durch den das Wasser hindurch plätschert. Die letzten Überreste der Biber. „Die sind weg. Sie haben das Weite gesucht“, sagt er.

Es hätte seiner Meinung nach gereicht, wenn die Dämme abgesenkt oder nur zum Teil geöffnet worden wären. Oder zu einem anderen Zeitpunkt, wie er meint. „Im Sommer oder im Herbst wäre das sinnvoller gewesen, um einen gewissen Wasserpegel zu erhalten.“

Für das Entfernen der Dämme gibt es allerdings einen Grund. Die Glassägmühle hat einen neuen Besitzer. Dieser sei mit dem Wunsch an die Naturschutzbehörde herangetreten, die Dämme zu öffnen, erzählt Breitländer. „Weil er einen feuchten Keller hatte.“ Zumindest den Wunsch des neuen Mühlenbesitzers kann Grupp auf Nachfrage bestätigen. Die Untere Naturschutzbehörde war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Der Platz der Schildkröte

Das Biotop müsse erhalten bleiben, so Breitländer. Er bleibt an einem Baumstamm stehen, der quer über dem Rotenbach liegt. „Dort oben sitzt morgens immer eine Schildkröte“, sagt er. Ihren Platz hat sie verloren, wie er meint. Denn das Wasser reicht nicht mal mehr ansatzweise an den Stamm ran.

Ein Stück weiter bachabwärts sieht es so aus, als hätten Biber wieder damit begonnen, einen neuen Damm zu bauen. „Die Äste muss irgendjemand wieder in den Bach getan haben“, sagt Breitländer. Anders könne er sich den durchlässigen Damm nicht erklären. Die Biber seien schließlich weg.

Den Fischreiher freut's

Doch wie so oft in der Natur gibt es nicht nur Verlierer – zumindest vorerst. Ein Fischreiher landet auf einem Ast oberhalb des Wassers. Die ganze Palette seines Speiseplans breitet sich vor ihm aus – ein Leichtes für ihn, sich den dicksten Happen auszusuchen und zuzuschnappen. Doch wenn sich nichts tut, wird auch er sich demnächst nach einem neuen Futterplatz umsehen müssen.