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Retter

Ein Neunjähriger als Superheld

Bopfingen / Lesedauer: 3 min

Muhammed aus Bopfingen hat die sechsjährige Elina aus der Eger gerettet
Veröffentlicht:28.10.2014, 18:20

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„Lebensretter haben meine Klassenkameraden zu mir gesagt“, erzählt Muhammed Said Bostanci, und seine großen braunen Augen strahlen stolz. Seit vergangenem Donnerstag ist der Neunjährige ein echter Held: Er hat die sechsjährige Elina aus der Eger gerettet.

„Ich hörte Hilferufe“, erinnert sich der Drittklässler, der gegen Mittag auf dem Weg zum Schulsport war. Die Schreie kamen von der Egerbrücke auf dem ehemaligen Lederfabrikgelände. Dieses Areal ist eigentlich gesperrt, viele Schüler nutzen es aber als Abkürzung auf dem Schulweg.

„Elina hatte große Angst"

Tatsächlich erblickte Muhammed dort ein Mädchen: Pitschnass und hilflos, bis zur Hüfte im Wasser. Sie kam nicht mehr heraus, weil die Egerböschung an dieser Stelle mit meterhohen Quadersteinen befestigt ist „Elina war komplett schockiert, hatte ganz große Angst und fühlte sich einsam“ – so schildert die Mutter Oxana Bartel , was die Tochter ihr erzählt hat.

Muhammed dachte nicht lange nach. „Ich hab gewusst, dass ich helfen muss. Da habe ich mich auf den Boden gelegt und dem Mädchen gesagt, sie soll mir zuerst den Schulranzen und dann die Sporttasche geben“, berichtet er ganz sachlich: „Dann habe ich ihr die Hand gegeben und ihr geholfen, über die Steine ans Ufer zu klettern.“

Eigentlich selbstverständlich, findet er. Angst, selbst in die Eger zu fallen, hatte er keine.

Muhammed nahm Elina mit zur Jahnturnhalle und brachte sie zur Lehrerin, die dem Mädchen als Erstes trockene Kleidung verpasste. Die Mutter, die sich große Sorgen gemacht hatte, holte Elina ab und fuhr mit ihr nach Hause. „Bis auf ein paar Kratzer ist ihr Gott sei Dank nichts passiert“, seufzt Oxana Bartel erleichtert.

Muhammed musste da bleiben. Eine Polizistin begleitete ihn noch einmal zur Eger: Er zeigte ihr das Ufer und erzählte ihr vom Schulranzen, der Sporttasche und dem nassen Mädchen, das er an Land gezogen hatte.

Die Polizistin befragte auch die anderen Kindern. Sie interessierte vor allem, wie das Mädchen in die Eger gekommen war: „Das hat sich so beim Blödeln unter Kindern auf dem Schulweg ergeben“, fasst Polizeisprecher Bernhard Kohn die Ermittlungsergebnisse zusammen.

Die Spielkameraden des Mädchens, alle um die sechs Jahre alt, hätten „zunächst einmal das Weite gesucht“. Ein Riesenglück, dass Muhammed vorbeikam. „Es ist bemerkenswert, dass der Junge als Einziger eingriff“, lobt Kohn.

Mächtig stolz ist Muhammeds Familie auf die Heldentat des Kleinen. „Als er nach Hause kam und uns erzählte, er sei jetzt ein Superheld, haben wir ihn zuerst nicht ernst genommen“, sagt der Bruder, Hamit Bostanci. Als dann immer mehr Nachbarn und Freunde von der Rettung des kleinen Mädchens sprachen, war der Stolz umso größer. „Er hilft anderen unheimlich gerne und spendet sogar einen Teil seines Taschengelds für Waisenkinder“, sagt Vater Ömer Bostanci über seinen Sohn.

Auch von Elinas Familie wird Muhammed ein dickes Dankeschön bekommen: „Wir sind unendlich dankbar“, sagt Elinas Mutter Oxana Bartel.

Vielleicht wird aus dem kleinen Helden ja einmal Retter bei der Feuerwehr oder den Sanitätern? Muhammed, der Mittelfeldspieler in der E-Jugend des TV Bopfingen ist, winkt ab: „Ich will Fußballer werden“ – da gibt es für ihn gar keinen Zweifel.