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Untergröninger Arzt Dr. Klein in den Ruhestand verabschiedet

Abtsgmünd / Lesedauer: 4 min

Bisher ist trotz aller Bemühungen keine Nachfolge in Sicht - Abtsgmünd ist als Standort für ein MVZ vorgesehen
Veröffentlicht:01.07.2020, 20:33

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„Mit einem lachenden und einem weinenden Auge“ verabschiedeten Bürgermeister Armin Kiemel und die stellvertretende Ortvorsteherin Annette Hafner Herrn Dr. Klein aus seiner Praxis in Untergröningen. Es sei sehr bedauerlich, nun keinen Hausarzt mehr im größten Teilort der Gemeinde Abtsgmünd zu haben, so Kiemel. Dr. Klein tritt nun nach langjährigem Dienst mit 71 Jahren seinen verdienten Ruhestand an. Vor elf Jahren übernahm er die allgemeinärztliche Praxis von Dr. Schneikert. Ende Juni wurde seine Praxis nun endgültig geschlossen. Jetzt wird wohl eine Periode der Unsicherheit auf die Bewohner von Untergröningen zukommen.

Seit Jahren versucht Abtsgmünd eine Nachfolgelösung zu finden

Dabei wurden von Dr. Klein und der Gemeinde Abtsgmünd viele Schritte unternommen, um die Schließung zu verhindern: Bereits 2017 wechselte auf Initiative und Betreiben von Bürgermeister Kiemel die Gemeinde Abtsgmünd vom kassenärztlichen Mittelbereich Aalen in den Mittelbereich Schwäbischer Wald. Da der Mittelbereich Aalen aus statistischer Sicht mit Allgemeinmedizinern überversorgt ist, könnte die Gemeinde mit diesem Wechsel sofort einen neuen Hausarzt aufnehmen. Darüber hinaus haben sowohl Dr. Klein als auch die Gemeinde Abtsgmünd über einen Zeitraum von mehr als vier Jahren mehrmals Anzeigen geschaltet, zahlreiche Gespräche geführt und Initiativen gestartet, um einen Nachfolger für die Untergröninger Praxis als Hausarzt zu finden. Auch die Optionen, den Untergröninger Standort als Zweigstelle von anderen Allgemeinärzten zu eröffnen oder ihn in eine Gemeinschaftspraxis umzuwandeln, wurden versucht. Leider war keine dieser Unternehmungen von Erfolg gekrönt.

Junge Ärzte wollen meistens nicht aufs Land

Doch das ist kein Einzelfall. Der Mangel an medizinischer Versorgung auf dem Land besteht bundesweit. Allein in Baden-Württemberg geht die kassenärztliche Vereinigung von 600 unbesetzten Stellen aus. Geschuldet ist dies mehreren Ursachen: Zum einen ist das Ansehen des Allgemeinarztes gesunken. Das Arbeitsmodell des Landarztes entspricht nicht dem Lebensstandard junger Ärzte und macht somit den ländlichen Raum weniger attraktiv als die Stadt. Zum anderen gibt es zwar erfreulicherweise immer mehr Ärztinnen, allerdings möchten nur wenige von ihnen den Schritt in die Selbstständigkeit wagen, da dies die Vereinbarung von Familie und Beruf erschwert. Das hat zur Folge, dass es immer mehr Ärztinnen und Ärzte gibt, die in Teilzeit in einer Praxis arbeiten, anstatt ihre eigene zu eröffnen.

Nun hat die Landesregierung vor kurzem die Landarztquote beschlossen und damit einen wichtigen Schritt in Richtung medizinische Versorgungssicherung getan. Die Quote soll Bewerbern eine Chance auf ein Medizinstudium geben, wenn sie sich im Gegenzug dazu verpflichten, nach ihrem Abschluss zehn Jahre auf dem Land zu praktizieren. Jedoch werden zwölf bis 15 Jahre vergehen, bis sich diese Maßnahme auf ländliche Orte wie Untergröningen auswirken kann. „Es wurde zu spät gehandelt“, findet Dr. Klein.

Doch es gibt auch positive Nachrichten in dieser Hinsicht: In Abtsgmünd ist nach einem Gutachten für die Gesundheitsversorgung des Ostalbkreises ein Standort für ein medizinisches Versorgungszentrum vorgesehen, das den Beruf des Hausarztes in Abtsgmünd durchaus attraktiver machen wird. Zudem bauen die Sozialstation Abtsgmünd, die Firma „best age care“ aus Aalen und die Stiftung Haus Lindenhof im südlichen Ortskern von Abtsgmünd. Dort entstehen ein Verwaltungsgebäude für die 70 Mitarbeiterinnen der Sozialstation, 26 neue betreute Wohnungen sowie ein neues Pflegeheim. Das Rettungszentrum Abtsgmünd mit Feuerwehr, Polizei und dem DRK mit einer dauerhaft besetzten Rettungswache ist bereits im Bau. Alles in allem ist Abtsgmünd in Sachen medizinischer Grundversorgung also auf einem sehr guten Weg.

Dennoch mindert das nicht den Verlust eines Arztes im Teilort Untergröningen. Bürgermeister Kiemel bedankte sich daher herzlich mit einem kleinen Präsent und wünschte Dr. Klein alles erdenklich Gute für seinen Ruhestand. Auch die stellvertretende Ortsvorsteherin Annette Hafner sprach ihren Dank und ein großes Lob für die jahrelange ärztliche Versorgung der Untergröninger aus.