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Dialog von Politik und Landwirtschaft

Abtsgmünd / Lesedauer: 2 min

Dialog von Politik und Landwirtschaft – Tierschutznutztierhaltungsverordnung kritisiert
Veröffentlicht:11.08.2020, 17:53

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Eine Gruppe junger Vollerwerbslandwirte hatte bei allerbestem Erntewetter die politischen Mandatsträger aller Parteien zu einem offenen Dialog mit Landwirten eingeladen. Gekommen waren Margit Stumpp (MdB), Martin Grath (MdL) beide Bündnis 90/Die Grünen, und Udo Stein (MdL) von der AfD, Jakob Unrath vertrat die SPD-Bundestagsabgeordnete Leni Breymaier. Die Landwirte zeigten sich darüber enttäuscht, dass kein Vertreter der CDU als Regierungspartei, welche zudem den zuständigen Minister stellt, anwesend war.

Anlass zum Dialog gab es allemal: Die am 3. Juli vom Bundesrat beschlossene siebte Änderung der Tierschutznutztierhaltungsverordnung stelle die Schweinehalter laut deren Darstellung im ganzen Bundesgebiet vor eine schier unlösbare Aufgabe. So sollen bis in spätestens acht Jahren die bisher bestehenden Ställe in großem Umfang umgebaut werden – auch wenn diese erst im Jahr 2020 nach bestehendem Recht genehmigt und gebaut wurden. Die neuen Vorgaben gehen selbst über die derzeit gültigen Bio-Standards hinaus. So soll die Fläche, welcher einer Sau im „Deckstall“ (dort wird diese nach der Säugezeit wieder gedeckt) und im „Wartestall“ (dort wird die Sau zwischen der Bedeckung bis zur Geburt gehalten) zur Verfügung steht, dann mindestens fünf Quadratmeter betragen.

Der besichtigte Stall ist bereits beim Bau mit vier Quadratmetern geplant worden, obwohl der Standard seit dem Jahr 2000 lediglich 2,5 Quadratmeter beträgt. Nun muss dieser abermals angepasst werden. Dies wäre alles leicht machbar, wenn sich auf der Erlösseite auch eine Verdoppelung der Preise ergeben würde. Der Erlös für ein Kilo Schweinefleisch ist aber seit über 30 Jahren für den Landwirt gleich beziehungsweise sogar gesunken (unter zwei Euro pro Kilogramm).

Dazu kommt die aktuelle Diskussion über die schmerzfreie Ferkelkastration. Laut Auskunft des Betriebsleiters hat er vor einiger Zeit bereits schon unkastrierte männliche Schweine (Eber) mit gutem Erfolg gemästet. Doch bevor dies zum Erfolg werden konnte, wurden vom Fleischhandel der Preis für dieses Fleisch beziehungsweise die Einkaufsanforderungen soweit geändert, dass diese Art des Mästens wirtschaftlich nicht mehr tragbar war.

Ein weiterer Diskussionsanstoß in Sachen Tierwohl war der vom Betriebsleiter betriebene Versuchsstall mit freilaufenden Muttersauen mit Ferkeln in Gruppenhaltung auf Stroh. Dies hat einen deutlich erhöhten Arbeitsaufwand zur herkömmlichen Haltung zur Folge. Leider verdoppeln sich laut Halter durch den fehlenden Kastenstand die Ferkelverluste. Eine der Ursache dafür ist vermehrtes Erdrücken durch die Muttersauen.

Am Ende des Rundganges durch die Stallungen gab es noch einen kurzen Meinungsaustausch über die Gefährdung von Weidetieren durch freilaufende Wölfe. Als Abschluss baten die Gastgebenden zum persönlichen Gespräch bei Wurstsalat und vegetarischem Ostalb-Weizen-Linsen-Salat in die Scheune.