Kultursommer

Das Sichtbare entdecken

Abtsgmünd / Lesedauer: 4 min

Sommerausstellung des Kunstvereins Kiss ab Samstag auf Schloss Untergröningen
Veröffentlicht:06.05.2019, 19:23

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Vom 11. Mai bis zum 21. Juli präsentiert der Kunstverein Kiss (Kunst im Schloss Untergröningen) seinen mittlerweile 19. Kunst- und Kultursommer auf Schloss Untergröningen. Vernissage ist am Freitag, 10. Mai, um 19 Uhr.

In diesem Jahr trägt die von Christian Gögger kuratierte Ausstellung den klangvollen Titel „Die Entdeckung des Sichtbaren – Fotografie, so universell wie ein Schweizer Taschenmesser“. Versammelt sind Fotografien aus allen Bereichen: Porträt, Landschaft, Werbung, Street-Phototaphie, Reportage, Fotogramm, Sachaufnahme, Zeitdokument, Serie, analytische und subjektive Fotografie, aktuelle wie historische Aufnahmen. Auf über 1000 Quadratmetern tauchen die Besucher im wunderschönen Ambiente von Schloss Untergröningen ein in die unterschiedlichen Positionen und Ansätze der 20 Künstler.

20 Künstler stellen aus

Aktuelle Ausstellungs- und Sammelpraxis im Kontext der Fotografie ist heute bereit, in ungewöhnlich vielen fotografischen Erzeugnissen eine künstlerische Dimension zu entdecken. Das hat zur Folge, dass der Fotografie eine erhöhte Aufmerksamkeit durch den Kunstbetrieb zuteil wird. Die Fotografie hat sich in sehr kurzer Zeit – seit den frühen 90er-Jahren – zu einem gleichwertigen, wenn nicht gar dominierenden, künstlerischen Medium entwickelt. Diese dynamische Emanzipation aus der spezifischen in eine universellere, höhere Aufmerksamkeit hat einen Hunger nach Bildern ausgelöst, der alle möglichen Formen des Fotografischen ins Auge fasst.

Der Fotografie kommt seit geraumer Zeit im Kontext zeitgenössischer Kunst eine vorrangige Stellung unter den künstlerischen Medien zu. Die Digitalisierung des Bildes hat sowohl die Bildproduktion revolutioniert wie auch unseren Umgang mit Fotografie. So ist die der Fotografie wesentliche Abbildungsfunktion von Wirklichkeit außer Kraft gesetzt, sie kann beliebig manipuliert oder gestaltet werden. Fotografie als Abbild, Vorbild, Nachbild, als Dokument, als Handlung, Fotografie aus und für Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und schließlich als Selbstreflexion – alles im Spektrum zwischen Image und Imagination durch den Apparat Fixierte liefert nun gehörigen Stoff für den ästhetischen Diskurs. Dass das Drehbuch eines Fotoshootings (Romy Schneider mit dem Fotografen Robert Lebeck) als erfolgreiche Kinoerzählung größten Beifall erfährt, ist ein weiterer aktueller Beleg für die neue Qualität der Rezeption von Fotografie.

Von entscheidender Bedeutung für die ästhetische Wahrnehmung ist die adäquate Zurichtung der Bilder. Fotografie erfährt eine Aufwertung durch kunstwerkhafte Präsentation, ortsspezifisch museale Magie und andere Kennzeichnungen des Zeigens und des Versammelns von Kunst. Sie funktioniert auf keinen Fall im Kalender, auch nicht im Magazin oder als Diashow auf dem Bildschirm. Die Fotografie entfaltet sich nur im und vor dem Diskurs, den der zeitgenössische Kunstbetrieb bereithält. Wir Betrachter sind für dieses künstlerische Mehr – gerahmt, aufgezogen auf Aludibond oder hinter Diasec, in der Vitrine, im halbdunklen Raum – und das Versprechen für eine verbindliche Metaerzählung auf Empfang geschaltet. Nicht nur die Fotografie und ihr Kontext haben sich verändert, sondern auch unsere Bereitschaft sie eindeutig als Kunst zu erkennen.

Die Ausstellung „Die Entdeckung des Sichtbaren“ versammelt Fotografien aus allen Bereichen. In der Gesamtschau zeigt sich, dass man für die Auswahl der Fotografen zu dieser Ausstellung kaum in die Ferne schweifen musste. Es stellen aus: Jürgen Altmann (Stuttgart), Edward Beierle ( München ), Scarlet Berner (München), Kurt Benning (München), Dieter Blum (Düsseldorf), Wolfgang Gäfgen (Esslingen), Jutta Görlich (München), Dietmar Henneka (Stuttgart), Manfred Kage (Weißenstein), René Kanzler (Karlsruhe), Adolf Lazi (Stuttgart), Stephanie Maier (München), Guido Mangold (Ottobrunn), Will McBride (Berlin), Ann-Kathrin Müller (Stuttgart), Hansi Müller-Schorp (Leinfelden), Marcus Neufanger (Schwäbisch Hall), Ulrich Schmitt (München), Menja Stevenson (München), Helmut Stromsky (Esslingen).

Die Künstler zeigen die Fotografie aus den unterschiedlichsten Zusammenhängen: Fotografie als Dokument, als Werbung, als Kommentar; Fotografie aus und für Politik, Ökonomie und Gesellschaft; Fotografie als Kunst und schließlich Fotografie, die sich selbst reflektiert. Es ist heute möglich, all diese Aspekte innerhalb der Kunst zu verhandeln. Die Fotografie – vorausgesetzt überzeugende Qualität und ein handwerklich wie ästhetisch hoher Anspruch – ist von zentralem Interesse.