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Sprunggelenkbruch

Wenn Chirurgen und Orthopäden üben

Aalen / Lesedauer: 3 min

Ausbildungstruck macht am Ostalbklinikum Station
Veröffentlicht:23.08.2018, 16:35

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Vorsichtig setzt Friederike Nowotny den Bohrer auf dem Knochen an. Nach einem Sprunggelenkbruch will die Medizinstudentin im Anerkennungsjahr einen so genannten Fixateur setzen, der den Bruch außerhalb des Körpers fixiert, damit die Verletzung heilen kann. Die Schraube dreht sich langsam in den harten Teil des Knochens. „Stop, das war zu weit“, sagt Professor Michael Oberst, Chefarzt der Chirurgie am Ostalbklinikum, der sie anleitet. Läge ein realer Patient auf dem OP-Tisch wäre jetzt wahrscheinlich ein Nerv oder ein Gefäß verletzt. Doch die angehende Ärztin übt in einem Ausbildungstruck vor dem Ostalbklinikum, der am Donnerstag für einen Tag Station in Aalen gemacht hat.

Ärzte der Unfallchirurgie und Orthopädie sowie OP-Schwestern und Assistenten aller drei Standorte der Kliniken Ostalb haben sich dort einen Tag lang fort- und weitergebildet. Der Vierzig-Tonner ist mit acht verschiedenen Trainingsarbeitsplätzen ausgestattet. Darauf liegen die verschiedensten Instrumente, Bohrer, Schrauben, Scharniere. „Erinnert an Fisher-Price, oder?“, sagt Oberst. Tatsächlich handelt es sich um modernste Operationsausrüstung. Dazwischen liegen Modelle von Becken-, Oberschenkel und Fußknochen.

Stahlplatte auf Knochen fixiert

An einem Arbeitsplatz üben Assistenzärzte gerade die „unfallchirurgische Krönung“, wie der Chefarzt sagt. „Eine Fraktur am Beckenknochen ist eine Operation, die langjährige, erfahrene Kollegen durchführen. Das macht kein Assistenzarzt“, so Oberst. Heute kann sich jeder am Modell probieren und die Fraktur einrichten. Der Bruch wird mit Instrumenten in die richtige Position gebracht und anschließend mit einer Zange zusammen gezogen. Danach wird eine Stahlplatte mit Schrauben auf dem Knochen fixiert. „Im Prinzip funktioniert hier alles wie bei einem Ikea-Regal: Die Schraube darf nicht zu wenig, aber auch nicht zu fest angezogen werden“, erklärt der Chefarzt.

Kein Platz für Versuch und Irrtum

Der Truck ist ganz Europa unterwegs. Ein Jahr lange habe man gewartet, bis der Truck in Aalen Station machen konnte, erzählt Oberst. Der Implantanthersteller stellt diese Schulungsmöglichkeit kostenlos zur Verfügung. Dafür ist der Chefchirurg dankbar. „Wir sind immer mehr auf solche Angebote angewiesen. Geld für ärztliche Fort- oder Weiterbildungen ist nicht da“, erklärt Oberst. Die Kollegen könnten natürlich Kurse und Schulungen besuchen, müssten diese aber aus eigener Tasche bezahlen. Zudem biete der „Education-Truck“, wie er offiziell heißt, eine tolle Möglichkeit, jungen Kollegen in Ruhe bestimmte Operationsmethoden zu erklären. „Im OP ist keine Zeit dafür, etwas besonders lange und ausführlich zu zeigen Da haben wir Stress und auch keinen Platz für Versuch und Irrtum“, sagt Oberst.

Friederike Nowotny hat den Bohrer am Knochen nochmal angesetzt. Beim zweiten Versuch klappt es. „Damit alles gut fixiert werden kann, muss man beide Knochenwände, die obere und die untere durchstoßen“, erklärt die Studentin. Mehrere Längsstangen ragen jetzt rund um das Sprunggelenk aus dem Fuß. Mit dem Fixateur werden die Stangen in der richtigen Position gehalten und schließlich die Schrauben festgezogen.