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Klangwelt

Weihnachten mit sensiblen Klangwelten

Aalen / Lesedauer: 4 min

Christen aus Aalen und der Region begehen die Festtage in gut besuchten Gottesdiensten
Veröffentlicht:26.12.2019, 15:07

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Christen beider Konfessionen haben in teilweise überfüllten Kirchen Weihnachten gefeiert. Begleitet wurden die Feiern mit teilweise selten zu hörender Kirchenmusik.

Die Krippenfeiern, die Mitternachtsmesse am Heiligabend und das festliche Hochamt am ersten Weihnachtsfeiertag waren in den katholischen Kirchen Aalens und Umgebung sehr gut besucht. In der Salvatorkirche wurde erstmals die seltene Credo-Messe von Mozart aufgeführt. Der Marienchor sang den dritten Winter im Ausweich-Quartier in Sankt Elisabeth. Die Renovierung der Marienkirche lässt immer noch auf sich warten und damit steht keine Heizung zur Verfügung.

Weil Mozart den Chor und die Solisten nicht weniger als 64-mal fröhlich „Ich glaube“ singen lässt, hat sich für dieses Werk der Name „Credo-Messe“ eingebürgert. Die nahezu 50 Sänger, aber auch die rund 20 Instrumentalisten des Salvator-Projektorchesters und die vier Solisten unter Leitung von Chordirektor Hans-Peter Haas erfreuten in der Salvatorkirche mit einer hervorragenden Leistung. Christine Mairle-Zirbs (Sopran), Monika Huber (Alt), Jakob Nistler (Tenor) und Andreas Wiborg (Bass) glänzten als homogenes Solisten-Quartett. Konrad Bader tat sein Bestes auf der Salavator-Orgel mit seiner Neueinstudierung von „Carillion-Sortie“ von Henri Mulet. „Weil unsere klischeeartigen Bilder der Weihnacht nicht mehr recht greifen, nimmt uns der Herr an die Hand und führt uns in eine andere Wirklichkeit Gottes“, verdeutlichte Pfarrer Wolfgang Sedlmeier in seiner Ansprache.

Präsent, engagiert und musizierfreudig

Nicht weniger festlich klang die neu einstudierte Musik für Soli, Chor und Orchester von Gottfried August Homilius (1714-1785) unter Leitung von Chordirektor Ralph Häcker. Die vielen Besucher des übervollen Gottesdienstes in Sankt Elisabeth äußerten sich überrascht über die festliche und effektvolle Klangwelt im weihnachtlichen Oratorium und in der Kantate des wenig bekannten Zeitgenossen Mozarts. Chor und Orchester der Marienkirche zeigten sich präsent, engagiert und musizierfreudig. Die Gmünder Solistin Isabel Weller brillierte mit ihrem strahlenden Sopran, den sie locker und leicht in den girlandenartigen Arien zum Einsatz brachte. Teresa Nar überzeugte auf der Orgel besonders mit dem Choralvorspiel „Nun freut euch, lieben Christen g’mein“.

Eine selbst erlebte Geschichte aus dem Orient erzählte Pater Felix Körner, der dort viele Jahre Erfahrungen sammeln konnte. Im syrischen Homs besuchte er mit einem Studenten das Grab seines Jesuiten-Mitbruders Frans van den Lucht, der 2014 als Bekenner für seinen Glauben umgebracht wurde.

Überraschung nach dem Gottesdienst

In teilweise überfüllten Kirchen an Heiligabend und sehr gut besuchten Gottesdiensten über die Feiertage begingen die evangelischen Christen in Aalen das Weihnachtsfest. Die Christvesper in der Stadtkirche wurde gestaltet von der Aalener Kantorei unter Leitung von Markus Piringer und Kirchenmusikdirektor Thomas Haller. Am späten Abend wurde in der Stadtkirche die Christmette gefeiert, gestaltet von Pfarrer Marco Frey und einem Christmettenteam. Anne Haller spielte weihnachtliche Weisen auf der Harfe. Dieses Jahr gab’s dann noch eine besondere Überraschung: Nach dem Gottesdienst spielten die Turmbläser vom Turm herab Weihnachtslieder und luden die Gottesdienstbesucher zum Weihnachtsliedersingen ein.

In der Christmette in Peter und Paul musizierte das Harfenensemble Sinfonia Keltica (Leitung: Susanne Engel) und Uwe Förstner an der Orgel in einem meditativen Gottesdienst mit Pfarrerin Caroline Bender.

Am ersten Weihnachtsfeiertag fand ein zentraler Gottesdienst in der Stadtkirche mit der Aalener Kantorei und der Feier des heiligen Abendmahles statt. Pfarrer Jan Langfeldt kreiste in seiner Predigt um das schöne Paradox: „Gott, der ein Baby geworden ist; ein Baby, das Gott ist: Gott in Windeln; ein zahnloser Gott; ein Gott, der sich von seiner Mami füttern lassen muss.“

Kirchenmusik in Sankt Stephanus

Die Messe zur Feier des Patroziniums in der Sankt Stephanuskirche am zweiten Weihnachtsfeiertag, dem Stephanstag, hat der Kirchenchor unter der Leitung von Oliver Seitz mit der Pastoralmesse in G / D von Ignaz Reimann mitgestaltet. In der voll besetzten Kirche erklang damit ein wunderschönes, musikalisches Kleinod, das der Kirchenchor, begleitet von einem Orchester unter der Leitung von Ulrich Widdermann und von Joachim Bilek an der Orgel, auf klangvolle und gleichzeitig sehr berührende Art und Weise zu Gehör brachte. Die Solopartien sangen Yasmin Rathgeb, Sopran, Magdalena Hug, Alt, Julian Plachtzik, Tenor, und Niklas Hug, Bass. Neben der Messe erklang der bekannte Chorsatz „Transeamus usque Bethlehem“ von Joseph Schnabel. Solisten, Chor, Orchester und Orgel gingen dabei unter der Leitung von Oliver Seitz sowohl in der Messe als auch im Chorsatz sensibel und harmonisch aufeinander ein. Das Leben und der Märtyrertod des heiligen Stefan mit entsprechenden Bezügen zur Gegenwart standen im Mittelpunkt der Predigt von Pfarrer Harald Golla. Hass und Lügen, so Golla, dürfen unser Zusammenleben nicht bestimmen. Es gelte, ihnen aufrecht und mit Gottvertrauen entgegenzutreten.