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Was Angelo Kelly von seinem Auftritt in Aalen hält

Aalen / Lesedauer: 8 min

Angelo Kelly über das anstehende Konzert in Aalen vor den Reichsstädter Tagen
Veröffentlicht:24.08.2018, 16:58

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Manche hassen seine Musik, andere lieben sie und wieder andere lieben sie und geben das auch in der Öffentlichkeit zu. Die Musik der Kelly Family polarisiert. Angelo Kelly kommt am 5. September mit seiner Frau und seinen Kindern um in Aalen zu spielen. Eva-Marie Mihai hat sich mit dem Musiker über das anstehende Konzert auf dem Sparkassenplatz unterhalten.

Warum kommen Sie nach Aalen?

Ich bin diesen Sommer unterwegs mit meiner Familie auf einer Open-Air-Tournee. Wir wurden angefragt, hier zu spielen, und haben uns darüber natürlich sehr gefreut. Ich hab’ selber lange, lange Zeit nicht mehr in Aalen gespielt. Das letzte Mal muss Anfang der 90er gewesen sein.

Erinnern Sie sich an den Auftritt?

Ich erinnere mich an die Zeit. Aber ich weiß es dann meistens erst wieder, wenn ich dann so am Marktplatz bin und mir dann irgendwas wieder bekannt vorkommt – dann kommt das wieder zusammen. Ansonsten: Ich hab’ als Kind Tausende von Städte gesehen, das ist dann schwierig das auseinander zu halten.

Verbinden Sie irgend etwas mit Aalen?

Ich muss gestehen, nicht wirklich, nein. (lacht)

Alles klar...

Umso mehr freue ich mich darauf, in Aalen zu spielen. Das ist das Schöne an der Open-Air-Tour: Dass man ganz viele Orte in Deutschland entdeckt, die man vorher gar nicht kannte.

In Aalen werden Sie unter freiem Himmel spielen, vor dem Stadtfest. Wie sehr beeinflusst Sie als Künstler das Ambiente?

Naja, es ist immer schön, wenn die Leute von morgens bis abends – über ein paar Tage am besten – in so ein Feeling reinkommen. Ob es dann die kleinen Essensbuden sind, oder andere Programmpunkte: Dann sind die schon in einer bestimmten Verfassung, wenn die zu uns kommen. Das ist dann, als wären die im Urlaub.

Wie entscheidet sich für Sie, ob ein Auftritt gelungen ist oder nicht? Hat man als Angelo Kelly überhaupt misslungene Auftritte?

Es gibt Konzerte, an denen man das Gefühl hat, dass nicht alles funktioniert. Sei es, dass an der Technik irgendwas fehlerhaft war. Es ist sehr selten, dass wirklich etwas passiert, das die Leute mitkriegen. Man hat ja so seinen eigenen Anspruch und möchte, dass alles richtig gut ist. Es kann auch sein, dass man krank ist und nicht in der besten Verfassung – selten, aber passiert. Oder es regnet richtig viel, kann auch passieren. Aber auch da hab ich Konzerte erlebt: Es hat geregnet und die Leute sind richtig gut abgegangen. Also auch da kommt es drauf an, wie man mit dem Publikum gewisse Sachen einfach aushält. Aber an und für sich: So richtig misslungene Konzerte sind sehr selten im Leben.

Reagiert das Publikum je nach Region unterschiedlich auf Ihre Auftritte?

In manchen Städten gibt es Fans, die alle meine CDs haben und jede einzelne Textzeile kennen. Und dann gibt es Städte, da kommen ganz viele, die kennen ein paar Lieder, aber sind einfach neugierig und wollen reinhören. Die machen dann zwar nicht jedes Wort mit, aber die sind total frisch und begeistert auf eine neue Art. Das ist das Reizvolle an dieser Arbeit, jeden Abend vor einem neuen Publikum zu stehen. Zum Beispiel Richtung Bayern kann es schon mal sein, dass die am Anfang ruhig sind und zum Ende hin richtig euphorisch. Aber wenn man das nicht weiß, könntest du als Künstler manchmal auch so ein bisschen an dir selber zweifeln, weil du denkst, denen gefällt´s nicht. Aber hinterher lassen sie dich gar nicht mehr von der Bühne und wollen mehr und mehr. Und du denkst so: Ja super, konntet ihr das nicht vorher sagen?

Das könnte Ihnen in Aalen durchaus auch passieren.

Es ist sehr unterschiedlich, ich hab’ da so viele Erfahrungen gemacht, dass mich da jetzt nichts mehr groß überrascht. Aber ich bin jedes Mal gespannt, ja.

Wie hat sich Ihre Musik verändert, seit Sie das letzte Mal in Aalen waren. Das war ja noch vor dem ganz großen Durchbruch.

Also klar: Wir sind auch eine Familie, die Musik macht. Sicherlich gibt´s dadurch Ähnlichkeiten. In unserem Fall sind es außer mir sechs komplett unterschiedliche Charaktere. Das heißt, meine Frau, meine Kinder. Jeder hat seine eigene Stimme und Ausdrucksform. Das spürt und hört man. Und was bei uns sehr stark vorhanden ist, ist dieses irische Element. Seit wir da leben, fühlen wir uns damit sehr wohl und haben das Gefühl, wir können uns damit sehr gut ausdrücken. Das Irische war bei der Kelly Family früher sehr wenig vorhanden.

Was ist anders, wenn Sie mit Ihren Kindern auf der Bühne stehen, statt mit Ihren Geschwistern?

Ich war ja früher als Kind auf der Bühne und da hab ich null Verantwortung gehabt und konnte mich einfach nur entwickeln. Heute bin ich der Vater und musikalische Leiter. Ich hab mehr Arbeit zu schauen, dass alles funktioniert. Von der Band, Licht- und Strukturgestaltung. Und gleichzeitig sehe ich, wie die Kinder sich entwickeln und dann sich dann mehr und mehr zutrauen jeden Abend. Das ist das Spannende. Ich seh’ das jetzt nochmals von einem ganz anderen Blickwinkel.

Wie gehen Sie damit um, wenn Ihre Kinder auf der Bühne nervös werden?

Einerseits bin ich ja Vollprofi, aber wenn es dann um die Kinder geht, da kannst du nicht die gleiche Herangehensweise haben. Du kannst drumherum versuchen alles so zu schaffen, dass es eine super Plattform ist. Aber gleichzeitig musst du den Kindern die Möglichkeit geben, dass sie das machen können. Aber ob und wie gut sie das machen – das ist jedes Mal eine spannende Reise. Das ist aber auch, was den Leuten bei uns gefällt. Sie merken, da ist Handwerk hinter der Sache. Aber auch ganz viel Authentizität und Spontanität. Es kann auch mal einen Moment geben, der vielleicht total amateurhaft rüberkommt. Aber in diesem Kontext völlig richtig ist, weil ein Fünfjähriger nicht unbedingt so tickt wie ein Vollprofi.

Erleben Ihre Kinder genau dieselbe Kindheit, die Sie auch hatten?

Ne. Es gibt Ähnlichkeiten. Wir reisen auch viel, die Kinder werden zu Hause unterrichtet. Aber ich bin ein anderer Vater als mein Vater, ein anderer Charakter. Meine Frau ist sicher auch anders als meine Mutter. Dementsprechend kann das gar keine Wiederholung sein.

Wie läuft das mit dem Feedback? Wenn Sie aus Aalen wieder abreisen, reden Sie dann über den Auftritt?

Natürlich, wir reden über Gott und die Welt und natürlich auch über den Auftritt, klar.

Läuft das dann auf einer professionellen Ebene?

Mit kleinen Kindern gibt es keine professionelle Ebene. Man muss einfach hier und da die richtigen Momente abwarten um Tipps zu geben. Erst mal spielerisch und mit zehn oder so versteht das Kind auch das Professionelle dahinter. Aber das ist ein langer Prozess. Wir sind jetzt seit sechs Jahren als Familie unterwegs. Und es gibt einen Grund, warum die Öffentlichkeit davon bis vor ein, zwei Jahren davon kaum etwas mitbekommen hat. Der Grund war: Es war nicht reif. Das wollten wir auch nicht, es sollte langsam wachsen. Jetzt, wo wir mehr Aufmerksamkeit bekommen, haben alle eine gewisse Basis und eine Routine, wissen, was sie tun und sind selbstbewusst dabei.

Gibt es an dem Konzert in Aalen irgendwelche Neuheiten?

Also, das neue Album ist ja momentan stark unterwegs. Aber natürlich bringen wir noch viel mehr hervor. Es gibt Momente, da stehen wirklich alle und klatschen und tanzen mit. Und es gibt Songs auf Gälisch, also auf der irischen Sprache. Und wir bringen das den Leuten dann kurz bei. Für mich persönlich sind es auch große Momente, wenn Joe – der ist sieben – „Danny Boy“ singt. Das rührt einen.

Rauben Ihnen Ihre Kinder manchmal die Show?

Das kommt bei jedem Konzert vor. William – der drei Jahre alt ist – muss nach zwei bis drei Songs zu unserer Kinderbetreuerin. Manchmal hat er aber keinen Bock, dann will er noch bleiben und ist dann irgendwie nach zehn Songs noch drauf und nimmt Mikro und Stativ und rockt voll ab und lenkt voll ab. Jemand anderes singt vorne und er steht daneben und macht irgendwelche Rock-Posen und das Publikum lachst. Und du stehst vorne und denkst, super, dankeschön William. Das ist jeden Abend unterschiedlich.

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