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Mathematik

Von der Ästhetik der Mathematik

Aalen / Lesedauer: 3 min

Professor Florian Wegmann erhält den Lehrpreis der Hochschule Aalen
Veröffentlicht:04.06.2019, 19:35

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Seine Lieblingszahl? „Die Sieben“, sagt Professor Florian Wegmann und lacht. Warum, kann er nicht so genau erklären, „das war schon immer meine Zahl“. Für die anderen Zahlen hat er aber auch so einiges übrig, sind sie doch nach der Lehre des Pythagoras das Urprinzip aller Dinge. Schon seit Jugendzeiten hat der Maschinenbau-Professor ein großes Faible für die Mathematik und ihre Ästhetik. Das möchte er auch seinen Studierenden vermitteln. „Manchmal forme ich eine Beispielrechnung so lange um, bis das Ergebnis eleganter aussieht“, sagt Wegman mit einem verschmitzten Grinsen. Für sein besonderes Engagement in der Lehre erhält Wegmann jetzt den Lehrpreis der Hochschule Aalen .

Tüfteln, Basteln, ein praktischer Bezug – das hat Wegmann schon als Jugendlicher gereizt. Dass er als „Mathe-Freak“ später einmal Mathematik studieren würde, stand für ihn außer Frage. Entschieden hat sich der gebürtige Ansbacher, der in Bad Tölz aufgewachsen ist, dann aber für den Maschinenbau. „Ich wollte Mathe nicht nur verstehen, sondern auch intensiv anwenden“, sagt der 48-Jährige und fügt begeistert hinzu: „Die Mathematik ist ein flexibles Tool, das man auf verschiedene Fragestellungen loslassen kann. Damit kann man im täglichen Leben technische und ökonomische Probleme lösen.“

Nach seinem Studium an der Technischen Universität München und einer Promotion in Technischer Mechanik arbeitete Wegmann mehrere Jahre für Voith in Heidenheim. Dort war er zunächst für die Simulation der Papierherstellung zuständig, dann Abteilungsleiter für technische Berechnungen. Ein Job, für den Wegmann auf der ganzen Welt unterwegs war, oft sozusagen von heute auf morgen. „Überall dort, wo Papiermaschinen bei der Inbetriebnahme zu unterstützen oder technische Herausforderungen zu lösen waren. Das war eine tolle Zeit“, erinnert er sich und lacht: „Entweder man hatte gepackte Koffer oder man war schnell im Packen.“

Außerdem hielt Wegmann damals auch interne Schulungen für Vertriebsingenieure. „Das Unterrichten hat mir großen Spaß gemacht und war sozusagen die Initialzündung dafür, wieder in den Bildungsbereich zurückzukehren. Damit hatte ich schon länger geliebäugelt“, sagt Wegmann über seinen Wechsel von der Industrie an die Hochschule Aalen. Das Thema Bildung und Didaktik stand für Wegmann, der aus einer Lehrerfamilie stammt, immer im Raum. Als Student hat er sich in Vorlesungen oft gefragt: „Wie würde ich das jetzt erklären?“ Als Wegmann vor einigen Jahren dann die Stellenausschreibung der Hochschule Aalen für eine Professur im Maschinenbau gesehen hat, habe sich das angefühlt wie extra für ihn ausgeschrieben. „Die Signalwörter Mathe und technische Mechanik kamen darin vor“, schmunzelt der offene und sympathische Mann, der deutlich jünger als seine 48 Jahre wirkt.

„Der Funke und die Leidenschaft müssen überspringen“

Seit 2011 lehrt Wegmann inzwischen an der Hochschule Aalen. Dass er jetzt mit dem Lehrpreis ausgezeichnet wird, freut und überrascht ihn zugleich – hält er seine Lehrmethoden selbst doch nicht immer für innovativ. „Ich muss nicht unbedingt auf jeden Zug aufspringen, der gerade modern aussieht“, findet Wegmann. Eine solide Lehre ist ihm wichtig. Und seinen Studierenden auf Augenhöhe zu begegnen, mit ihnen ins Gespräch zu kommen. „Es ist mir ein großes Anliegen, meine Studierenden, die sich besonders hervortun, auch dementsprechend zu fördern und gerade jenen, die es wirklich brauchen, auch ein Stipendium zu ermöglichen.“ Mit das Wichtigste in seiner Arbeit mit den Studierenden findet Florian Wegmann aber, „dass der Funke und die Leidenschaft überspringt“.

Dass ihm das gelingt, zeigt nicht nur die Auszeichnung mit dem Lehrpreis der Hochschule Aalen, über dessen Vergabe auch studentische Vertreter mit entscheiden, sondern auch ein ganz besonderes Kompliment: Kürzlich hielt Wegmann, der parallel zu seiner Lehrtätigkeit auch als Industrieberater tätig ist, einen Vortrag. „Anschließend sagte ein Zuhörer zu mir, ich dachte, Sie seien Motivationstrainer“, erzählt der Professor und lacht vergnügt.