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Lebensmittelspende

Vilankulo steckt in einer schweren wirtschaftlichen Krise

Aalen / Lesedauer: 3 min

Kooperationsvorhaben mit der Stadt Aalen mussten wegen Corona vorerst auf Eis gelegt werden
Veröffentlicht:18.06.2020, 18:30

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Rund 12 000 Familien in Vilankulo sind auf Lebensmittelspenden angewiesen. Das berichtet der Honorargeneralkonsul von Mosambik und Präsident der Deutsch-Mosambikanischen Gesellschaft, der Aalener Siegfried Lingel. Die mit Aalen befreundete Stadt im Südosten Afrikas sei dringend auf Hilfe angewiesen. Die Corona-Pandemie habe die Stadt in eine schwere wirtschaftliche Krise gestürzt. Vilankulo wirke wie gelähmt, weiß Lingel aus seiner regen Korrespondenz mit dem dortigen Oberbürgermeister William Simao Tunzine .

Nach Angaben des mosambikanischen Gesundheitsministeriums stellt sich die Situation in der Provinz Inhambane, zu der Vilankulo gehört, so dar: Drei Menschen haben sich mit Covid-19 infiziert. Eine Person gilt als geheilt. Indes bestehe für Vilankulo eine hohes Infektionsrisiko, da die Stadt an der Nationalhauptstraße liegt. Eines von drei Isolationszentren in der Provinz Inhambane sei deshalb in Vilankulo eingerichtet worden. „Bisher mussten keine Infizierten eingewiesen werden“, teilt Oberbürgermeister Tunzine mit.

Froh und dankbar zeigt sich das Stadtoberhaupt über die Hilfen aus Aalen und die Unterstützung durch die Deutsch-Mosambikanische Gesellschaft. So hätten Kinder, ältere Menschen und bedürftige Familien mit Lebensmittelkörben versorgt werden können. Mit Reis, Speiseöl, einer Dose Bohnen, Kondensmilch, Zucker, Maismehl und einem Stück Seife seien die Körbe befüllt worden. Außerdem wurden laut Tunzine 25.000 Masken unter der Bevölkerung verteilt.

Um die Menschen vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen, habe die Stadtverwaltung in den vergangenen zwei Monaten umfangreiche Aufklärungskampagnen gestartet. Fahrzeuge, die in die Stadt reinfahren wollen, werden gestoppt und desinfiziert. Ebenso desinfiziert werden öffentliche Gebäude. Am Zugang zu den Märkten und Lebensmittelgeschäften ist Händewaschen angesagt.

Der Tourismus, von dem die Menschen in Vilankulo überwiegend leben, ist mit Ausbruch der Pandemie nahezu zum Erliegen gekommen. Ebenfalls stark betroffen sind die Fischerei, die Landwirtschaft und der gesamte Handel. 2000 Menschen, die in der Tourismusbranche gearbeitet haben, wurden nahezu über Nacht arbeitslos. Ein Drittel der Restaurants und Lodges ist bereits insolvent. Für Vilankulo bedeute dies, dass 70 Prozent der Steuereinnahmen wegfielen, beschreibt Oberbürgermeister Tunzine die Auswirkungen auf den städtischen Finanzhaushalt. Vor allem aber fühlten sich viele Familien in ihrer Existenz bedroht. Das führe zu einer Zunahme von Fällen häuslicher Gewalt. Tunzine spricht in seiner Korrespondenz mit Honorargeneralkonsul Lingel von großen sozialen Problemen. Gerade Kinder erlebten in ihren Familien vermehrt Gewalt. Männer griffen deutlich öfter zur Flasche.

Sehr zum Bedauern von Lingel und Tunzine mussten Kooperationsvorhaben mit der Stadt Aalen aufgrund der Pandemie vorerst auf Eis gelegt werden. Das betrifft beispielsweise den geplanten Jugendaustausch, den Bau einer von den Firmen Mapal und VAF geförderten Berufsschule und die Kooperation mit der GOA zur Bau einer Deponie und einem Projekt zum Recycling von Abfällen. Tunzine hofft jedoch, dass der Dialog mit der Stadt Aalen bald weitergeführt wird und schlägt regelmäßige Telefonkonferenzen vor.

Trotz Krise steht in Vilankulo nicht alles still. Sehr zur Freude von OB Tunzine gehen die Arbeiten an zwei Bildungseinrichtungen weiter, die von der Deutsch-Mosambikanischen Gesellschaft mit Hilfe von Bürgern aus dem Raum Aalen finanziert werden. Gebaut werden eine Vorschule für 100 Kinder und eine Grundschule für 400 Kinder.

Oberbürgermeister Tunzine bittet, Vilankulo in der augenblicklichen Krise weiterhin beizustehen. Er hofft auf Partner, die es der Stadt ermöglichen, Lebensmittel für Bedürftige zu kaufen sowie Masken und Alkohol zur Desinfektion zu beschaffen.

Der Blick des Stadtoberhaupts reicht weiter. Da Unternehmen schließen mussten, gehe es nun darum, Programm aufzulegen, die es den Menschen ermöglichten, sich selbstständig zu machen. Ganz besonders die Zukunft der Jugend liegt Tunzine am Herzen. Insbesondere dafür sucht der Oberbürgermeister von Vilankulo Partner.