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Gallussaal

Wandel richtig zu managen ist eine Überlebensfrage

Liebenau / Lesedauer: 3 min

Wandel richtig zu managen ist eine Überlebensfrage
Veröffentlicht:14.05.2013, 13:55

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Beim 11. Business Breakfast Bodensee der Wirtschaftsförderung Bodenseekreis am Dienstagmorgen im Gallussaal der Stiftung Liebenau hat Professor Franz-Josef Radermacher zum Management des Wandels aus der Sicht der Unternehmen und Mitarbeiter in der heutigen Situation referiert. Zuvor hatte Geschäftsführer Benedikt Otte den Austausch und die Wissensvermittlung der Führungskräfte untereinander als Ziele der Arbeit der Wirtschaftsförderung bezeichnet. Der Stiftungsvorstand der Liebenau, Dr. Markus Nachbaur, betonte in seiner Vorstellung der 140-jährigen Geschichte der Stiftung, in dieser Zeit sei hier „unglaublich viel Gutes für Menschen passiert“.

Franz-Josef Radermacher, unter anderem Vorstand des Forschungsinstituts für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung und Professor für „Datenbanken und Künstliche Intelligenz“ an der Uni Ulm , betonte, in der Historie der Menschheit „ist der Wandel nicht das Normale“, denn: jeder Wandel wird als Bedrohung empfunden. Eigentlich wolle der Mensch nicht, dass sich ständig alles ändere. „Jedes Gehirn ist dagegen eine Abwehrbastion“, sagte er. Gleichwohl sei der extreme Wandel nötig. Dabei sprach er von einem heute „brutalen Programm des Neuen gegen das Alte“, von einer Konfrontation mit extrem komplizierten Märkten.

Der Fall der Mauer beispielsweise sei nicht das Ergebnis eines Sieges von Demokratie über Diktatur. Tatsächlich liege der Schlüssel in der massiven Innovation im Westen. Radermacher nannte die Feinmechanik der Uhr, die Steiff-Bären, deren Erfinderin im Rollstuhl und der Nähmaschine zur erfolgreichen Unternehmerin geworden ist. Mit moderner Technik wisse man am Beispiel des beinamputierten südafrikanischen Sprinters bei Olympia, dass oft das Ersatzteil (hier aus Carbon) oft besser ist als das Original. Für die Model-Frau mit einem Gewicht unter 50 Kilogramm sei es heute kein Problem, den 70 Kilogramm schweren Rollkoffer zu ziehen, dann, wenn sie sich auf glatten Flächen bewege. Letztere fehlten früher, weshalb Autos nicht schneller fahren konnten. Mit der heutigen Technik sei „alles möglich“, allerdings sei auch ein Bumerang-Effekt zu befürchten, wenn mit einem gelösten Problem ein größeres geschaffen werde. Radermacher empfahl, das Gesamtsystem in eine stabileren und langsameren Zustand zu bringen, denn: „man kann nicht immer noch schneller laufen“. Das Hemd, das heute am Münchner Flughafen für 110 Euro verkauft werde, erreiche die europäische Küste für gerade einmal fünf Euro! Es gehe aber für 110 Euro an den Mann, der viel Geld und keine Zeit habe.

Franz-Josef Radermacher riet, Mitarbeiter an sich zu binden, denn das Wissen in deren Köpfen sei das Kern-know-how. Das hohe Niveau der Mittelständler hierzulande basiere auf langen Betriebszugehörigkeiten der Mitarbeiter. Er warnte davor, kurzfristigen Shooting-Stars auf den Leim zu gehen, die nur verbrannte Erde hinterlassen würden. Bis deren angerichtetes Desaster bekannt werde, seien sie oft schon wieder weg. Schließlich: Die Unternehmer sollten immer so gut sein, um genügend schlechtere hinter sich zu lassen, und sie sollten immer die Leistung bringen, „die gebracht werden muss“.