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Abpfiff

VfR: Minimaler Schritt in Braunschweig

Aalen / Lesedauer: 4 min

VfR Aalen holt im Kellerduell der 3. Fußball-Liga bei Eintracht Braunschweig nur einen Punkt – 2:2
Veröffentlicht:02.12.2018, 19:47

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Die Kneipe „Wahre Liebe“ war noch weit nach Abpfiff gut besucht. Direkt neben dem Stadion an der Hamburger Straße gab es aber nichts zu feiern am Samstagabend. Der VfR Aalen machte Eintracht Braunschweig einen ordentlichen Strich durch die Rechnung – und verschaffte sich selbst ein klein wenig Luft im Tabellenkeller der 3. Fußball-Liga, bleibt aber seit dem 29. September ohne Sieg. Im Keller-Duell in dieser Spielklasse, in der wohl die wenigsten die Braunschweiger vor der Saison vermutet hatten – auch nicht VfR-Trainer Argirios Giannikis, der die Eintracht noch als einer der Favoriten auf der Rechnung hatte, gab es beim 2:2 (0:1)-Remis keinen Fußball-Leckerbissen zu sehen.

Giannikis registrierte hinterher, kurz bevor er in den Mannschaftsbus stieg, der direkt neben „Wahre Liebe“ stand, „einen minimalen Schritt“. Fakt ist: Der VfR hat den Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz von vier auf drei Punkte verringert, rutschte jedoch vom 18. auf den vorletzten Tabellenplatz ab. Einen großen Schritt haben die Aalener in punkto Effektivität gemacht. Das Kuriose: Sonst ein Problem, verwertete der VfR aus wenigen Chancen viel und hatte in der Schlussminute mit dem sechsten Abschluss noch die Riesen-Möglichkeiten auf das dritte Tor beim taumelnden Traditionsverein. „Hätten wir die Effektivität von diesem Spiel in anderen Partien gehabt, hätten wir 15 Punkte mehr“, erklärte Giannikis.

Allerdings: Es fehlen dem VfR diese Punkte, die Spiele werden weniger und den abgeschlagenen Tabellenletzten kann man mal schlagen, vor allem in der Verfassung von Samstag. Die Braunschweiger Verunsicherung war besonders in der ersten Halbzeit zu spüren, in dem Abschnitt in dem beide Fan-Seiten ihren Protest gegen Montagspiele mit Stille bekundeten; so kamen vor allen Dingen die sonst stimmgewaltigen Eintracht-Anhänger nicht zur Geltung. Der Torschütze hätte wieder Marcel Bär heißen können, doch Sturmpartner Matthias Morys (der es nach seinem Autounfall am Donnerstag doch in die Startelf schaffte), versuchte es nach einem Konter im Dauersprint selbst statt quer zu legen. Er habe „den Zeitpunkt verpasst“, bekannte Morys.

Druck das beherrschende Wort

Aber vielleicht wäre auch ein 3:2 ein bisschen zu viel gewesen in diesem Spiel, das von einem Wort beherrscht wurde: Druck. Das war schon vor dem Anpfiff zu spüren. Dass die Aalener in diesem Druck-Spiel aus so wenig verhältnismäßig viel machten, fand Trainer André Schubert „unfassbar ärgerlich“. Die Braunschweiger erarbeiten sich ein Chancenplus, in der ersten Halbzeit versuchte sich etwa drei Mal der gebürtige Aalener im blau-gelben Trikot, Manuel Janzer. Die Eintracht-Fans quittierten den Auftritt ihrer Mannschaft zur Pause mit Pfiffen, nach dem Spiel mussten sich die Spieler noch Pöbeleien von einigen Anhängern gefallen lassen. Das 2:2 sei „sehr sehr bitter“ für die Eintracht, bekannt Schubert. Doch dieser VfR machte es in der ersten Halbzeit gut und ließ die verunsicherten Braunschweiger nicht vollends ins Spiel kommen – auch wenn sie da schon mehr Möglichkeiten zu verzeichnen hatten.

In einem taktisch geprägten Spiel machten es die Braunschweiger in der zweiten Halbzeit besser, weil der VfR sie ließ. Giannikis bemängelte „Passivität, die bestraft worden ist“. Die Eintracht drehte das Spiel, erst staubte Robin Becker im Strafraum ab, dann schloss Braunschweigs personifizierte Sturmhoffnung Christoffer Nyman, wieder in der Gefahrenzone, ab. Sieben Minuten vor dem Ende war die Partie gedreht, die ausgerechnet der Ex-Braunschweiger Marcel Bär nach einem Torschuss von Patrick Schorr in der 18. Minute auf 1:0 stellte. Der Ball wäre neben den Kasten geflogen, doch am langen Pfosten lauerte Bär. Morys Versuch aufs 2:0 vor der Pause wurde abgeblockt. Dann kam aber, drei Minuten vor dem Schlusspfiff, noch einmal Bär mit dem zweiten VfR-Tor: Nach einem langen Ball von Luca Schnellbacher nutzte der Offensivmann die misslungene Kopfballabwehr von Nico Kijewski zum Abschluss. Sein Ball zum 2:2 wurde noch abgefälscht, fand aber aus dem Strafraum sein Ziel. „Er läuft wie eine Nähmaschine“, lobte Giannikis. Eine Nähmaschine die auch noch Tore schießen kann. Wie praktisch. So richtig Humor kam in Braunschweig jedoch nicht auf. Die Situation beim VfR bleibt angespannt, denn irgendwas passt nach wie vor nicht im Spiel der Aalener und die Punktausbeute freilich auch noch nicht. Immerhin: Die Eintracht hat noch größere Sorgen und der VfR vermieste den Gastgebern den Abend in ihrer Fan-Kneipe.