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Aalener Jazzfest

„Unser Publikum genießt das private Format“

Aalen / Lesedauer: 4 min

Sandra Röddiger und Ralf Kurek haben das 1. Festival für Alte Musik Aalen (FAMA) organisiert
Veröffentlicht:03.07.2018, 17:55

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Das Aalener Ärtzteehepaar Sandra Röddiger und Ralf Kurek hat, gemeinsam mit weiteren Akteuren, das 1. Festival für Alte Musik Aalen, kurz FAMA, organisiert. Ab dem kommenden Sonntag gibt’s bis zum 15. Juli täglich ein Konzert. In der Villa Stützel hat unser Kulturredakteur Ansgar König mit den beiden gesprochen.

Frau Röddiger, Herr Kurek, wie kam’s zu der Idee, ausgerechnet ein Festival mit Alter Musik zu organisieren?

Röddiger: Wir sind ja sozusagen Reig’schmeckte und sind erst seit elf Jahren hier in Aalen. Aber wir sind hier auf ein kleines Netzwerk gestoßen – Evangelische Kirchenmusik, Kammermusikforum, Theater der Stadt und nicht zuletzt das Aalener Jazzfest mit Ingo Hug und seinem Weinkontor. So haben wir uns entschlossen, neben unserem regelmäßigen Programm in der Villa Stützel nun alte Musik, als Musik vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, vom Mittelalter über die Rennaissance bis hin zum Barock, kondensiert zu präsentieren – mit kleineren Einsprengseln anderer Genres.

Das hört sich nach viel Arbeit an.

Kurek: Ja, in der Tat. Zwischendrin haben wir schon gezweifelt. Aber schlussendlich haben wir nun ein Programm zusammengestellt, auf das wir schon stolz sein können. (lacht) Fürs erste Mal nicht schlecht. Das Festival ist ein Experiment, schließlich sind wir reine Liebhaber. Jetzt wollen wir mal schauen, wie’s ankommt. Der Plan ist schon, im kommenden Jahr ein Fortsetzung zu machen.

Röddiger: Es war nicht immer einfach mit den Künstlern. Manche sind mit modernen Kommunikationsformen nicht so vertraut, die Italiener sprechen nur Italienisch, dann wurde auch noch eine Sopranistin, die wir gebucht hatten, schwanger.

Ihre Kontakte mit Kulturmachern in der Region sind mittlerweile intensiver geworden.

Kurek: Ja, zum Beispiel mit dem Theater, das ja unser Nachbar ist und mit dem wir im Rahmen des Boulevards Ulmer Straße zusammengearbeitet haben. Oder unser Kollege Hans-Roman Kitterer, Arzt und Pianist.Wir haben hier Leute vorgefunden, die mit viel Herzblut dabei sind.

Röddiger: Die Zusammenarbeit funktioniert. Es ist einfach schön, wenn man sieht: Da geht was. Es ist natürlich ein Glücksfall, dass wir auf den US-amerikanischen Opernsänger Robert Crowe gestoßen sind, den es der Liebe wegen nach Schwäbisch Gmünd verschlagen hat. Er besetzt ein seltenes Stimmfach: den männlichen Sopran

Kurek: Crowe hat sogar über alte Musik promoviert. Zudem hat er die künstlerische Leitung der Villa Stützel professionalisiert.

Woher kommt die Liebe zu alter Musik?

Röddiger: Wir sind beide mit klassischer Musik aufgewachsen. Bei mir hat die Schule den Ausschlag gegeben. Wir haben ein Händel-Oratorium aufgeführt, da hat’s bei mir „bämm“ gemacht.

Kurek: Bei mir waren es die Feiern zum 900-jährigen Jubiläum des Gangs nach Canossa in Gelnhausen, meiner Heimatstadt. Die Gelnhausener behaupten nämlich, Heinrich IV. sei damals von Gelnhausen aus nach Canossa gestartet. Bei diesem Fest sah ich ein mittelalterliche Spielmannsgruppe – und war total begeistert.

Die denkmalgeschützte Villa Stützel von 1897, die sie 2012 gekauft und restauriert haben, bietet ein ideales Ambiente.

Röddiger (lacht): Der Villa-Stützel-Fanclub wird immer größer. Unser Publikum – und auch die Künstler - lieben das private Format, dass wir hier keinen „Konzertgroßbetrieb“ machen. Wir versuchen, so persönlich wie möglich zu sein. Der Salon im Stil des 19. Jahrhunderts macht intensiven Dialog zwischen Künstlern und Zuhörern möglich. Das gibt’s in einem großen Setting nicht.

Kurek: Manche Künstler blühen hier richtig auf, weil alles so nahe ist. Wir machen sechs bis acht Konzerte im Jahr, und es gibt einfach viele, die gerne wiederkommen. Klar, bei nur 50 oder 60 Sitzplätzen sind unsere Veranstaltungen defizitär, aber wie gesagt, wir machen’s aus Liebhaberei.

Das Programm:

8. Juli: Annette Fischer (Sopran) und Robert Crowe (Sopran) mit dem Ensemble Lux et Umbrae. 9. Juli: Les Abbaglib (Belgien). 10. Juli, Hugs Weinkontor: „Baroque Jam“ mit Norbert Botschek (Saxofon), Andreas Fetzer Gitarre), Daniela Wartenberg (Barockcello), Alexander von Heissen (Cembalo) und Dennis Götte (Laute). 11. Juli: Duo Oblivion. 12. Juli: Vera und Patrizia Bieber. 13. Juli: Accademica del Ricercare. 14. Juli, 10 Uhr, Stadtkirche Aalen: Orgelmusik zur Marktzeit mit Frank Oidtmann. 15. Juli, 18 Uhr, Johanneskirche: Thomas Haller (Orgel) und Andreas Vogel (Oboe). Wenn nicht anders genannt, finden die Konzerte um 19.30 Uhr (Einlass 19 Uhr) in der Villa Stützel, Ulmer Straße 116, statt. Infos: www.altemusik-aalen.de