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Tüftler aus Aalen gewinnt für seine Erfindung Gold

Aalen / Lesedauer: 4 min

Der Erfinder und promovierte Maschinenbauer Friedrich Klaas bekommt Preis für neues Tiefziehverfahren
Veröffentlicht:13.11.2018, 18:23

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Auf einem Event, auf das ein Aalener Tüftler erst gar nicht gehen wollte, hat er die Goldmedaille für seine Erfindung bekommen. Der 64-jährige Friedrich Klaas aus Waldhausen hat ein neues Verfahren zum Tiefziehen von Blechen erfunden.

„Damit hab ich nicht gerechnet“, sagt der promovierte Maschinenbauer. Die Internationale Erfindermesse, bei der er den Preis gewonnen hat, wurde zu einem Zeitpunkt angekündigt, an dem er eigentlich etwas enttäuscht von der Durchschlagskraft seiner Erfindung war. Er hatte bei Firmen wie VW und Bosch Siemens Hausgeräten erste Versuche damit gemacht – und das recht erfolgreich. Allerdings gab es bei Bosch einen Eigentümerwechsel, ein neues Management und die Versuche wurden nicht weiterverfolgt.

Auch VW zog sich von heute auf morgen zurück, erzählt Klaas. Erst hinterher habe er mitbekommen, dass es am Dieselskandal lag. Hausintern seien alle Entwicklungsprojekte gestoppt worden. Der Geldhahn wurde zugedreht. „Dem ist unser schönes Projekt zum Opfer gefallen.“

Zwischen Schrubbern und Zahnbürsten

Sein Patent hatte er schon 2012 angemeldet. Im Sommer 2018 kam dann der Anruf von Steinbeis, dass man daran interessiert sei und ob er nicht auf der Internationalen Erfindermesse ausstellen wolle. Er bekam einen kostenlosen Platz auf einem Gemeinschaftsstand. „Ich hab mich überreden lassen“, sagt Klaas, der auch gesundheitlich nicht auf der Höhe war. Schließlich ging er doch. Und fand sich umringt von neuen Schrubbern, Staubsaugern, selbstreinigenden Klobürsten oder platzsparenden Autorennbahnen.

Mit seinem fachspezifischen Verfahren stand er ziemlich alleine da, entsprechend gering war die Resonanz der Besucher. Klaas reiste schon vor der Preisverleihung ab. Zuhause erreichte ihn dann der Anruf: Er hatte die Goldmedaille der Internationalen Erfindermesse gewonnen.

Luftdruck formt die Blechteile vor

Normalerweise wird ein Blech tiefgezogen, indem ein Stempel es auf eine Matrize drückt und dadurch in Form bringt. Dadurch werden die Stellen des Blechs, auf die der Stempel drückt, aber sehr punktuell belastet. „Die gängige Technik stößt manchmal an ihre Grenzen.“ Heutzutage würden oft sehr dünne Bleche oder schon lackierte Bleche benötigt, für die Automobilindustrie, aber auch für Hausgeräte.

Der Clou seiner Technik: Blechteile werden in einem ersten Schritt der Verfahrens mit Luftdruck vorgeformt, bevor sie mit dem gängigen Tiefzieh-Verfahren in ihre endgültige Form gebracht werden. Das Blech wird eingespannt, luftdicht verschlossen, wenn der Stempel sich senkt, wird das Blech durch die Luft vorgeformt. „Dadurch wird der Druck auf dem Blech breitflächig verteilt.“ Es gibt weniger Beschädigungen und Reibungen an der Oberfläche, so können auch schwierige Werkstoffe bearbeitet werden. Bei VW habe er Sandwichteile aus Aluminium, Kunststoff und dann wieder Aluminium auf Anhieb umformen können.

 Das Blech wird mit Luftdruck vorgeformt, bevor der Stempel es eindrückt.

Für Geräte wie Spül- und Waschmaschinen bedeutet das, dass billigere Werkstoffe eingesetzt werden könnten. „Die sind schwerer umformbar.“ Außerdem wird das Teil durch das Verfahren über den Druck, der über die ganze Fläche ausgeübt wird, kaltverfestigt. Dadurch gewinnt das Teil an Stabilität.

Firmen haben noch nicht angebissen

Ein Beispiel: Waschmaschinen, die Wäsche schleudern, hüpfen manchmal von der Stelle. „Das passiert, weil die Wände und die innen verbauten Teile wackeln.“ Dadurch vibriert die ganze Maschine. Wären die Teile kaltverfestigt, „dann hüpfen die nicht mehr vom Fleck“. Ebenso Autohauben: Bei billigen oder alten Autos könne man mit der bloßen Hand eine Delle in die Haube drücken. „Das passiert, wenn das Blech jungfräulich umgeformt wird.“

Bisher kommt sein Verfahren nicht zum Einsatz, Firmen haben noch nicht angebissen. Woran das liegt? In der Automobilindustrie werde heute eher auf die Elektronik geachtet, als die Bearbeitung der Blechteile. Zu seiner Studienzeit sei die Umformtechnik noch sehr wichtig gewesen. „Vielleicht bin ich 15 Jahre zu spät, vielleicht aber auch 15 Jahre zu früh – das weiß ich noch nicht.“