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Blackout

Stromausfall in der Aalener Innenstadt

Aalen / Lesedauer: 7 min

Kurzschluss in Trafo: In weiten Teilen der nördlichen Innenstadt ging am Donnerstagvormittag nichts mehr
Veröffentlicht:02.03.2017, 19:48

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In vielen Geschäften wurde es dunkel, Ampeln fielen aus, im Ostalb-Klinikum musste die Notversorgung anspringen: Weite Teile des nördlichen Stadtgebiets von Aalen sind am Donnerstagvormittag über eine dreiviertel Stunde lang vorübergehend ohne Strom gewesen. Grund für die massive Störung ist laut einer Mitteilung der Stadtwerke Aalen der Ausfall eines Trafos im Umspannwerk Nord nahe der Wasseralfinger Löwenbrauerei gewesen.

Dort war es um 9.13 Uhr zu einem Kurzschluss in einem 20-Kilovolt-Schalter gekommen. Die Schutzeinrichtungen des Transformators vier schalteten daraufhin die 20-Kilovolt-Sammelschiene des Umspanners vom Netz. Damit waren weite Teile des nördlichen Stadtgebiets von Aalen ohne Strom. In den Transformatoren eines Umspannwerks wird die Spannung des überregionalen Stromnetzes von 110000 Volt auf 20000 Volt reduziert für die Verteilung im Stadtgebiet von Aalen.

In Geschäften gehen Lichter aus

Mitarbeiter der Stadtwerke Aalen haben danach umgehend begonnen, die Störung zu beseitigen. Schrittweise wurden die betroffenen Netzteile auf Sammelschienen der anderen Umspanner beziehungsweise Transformatoren aufgeschaltet. So konnten bereits um 10.04 Uhr alle vom Stromausfall betroffenen Bereiche im Aalener Stadtgebiet wieder mit Strom versorgt werden. Die Reparatur der betroffenen Anlagenteile ist nach Angaben der Stadtwerke in die Wege geleitet, sie werde aber einige Tage in Anspruch nehmen.

Die Folgen des Stromausfalls sind nicht zu übersehen gewesen. In vielen Geschäften etwa am Marktplatz gingen plötzlich die Lichter aus. Andere Geschäfte in der City konnten ihren Betrieb erst gar nicht aufnehmen, weil ohne Strom sich auch keine automatische Tür öffnet und auch die Kasse stillsteht. Am Marktplatz waren allerdings nicht alle Einzelhändler und Gastronomen betroffen, wie die „Aalener Nachrichten“ auf Nachfrage erfuhren. Die meisten saßen ab viertel nach neun aber im Dunkeln.

Wie etwa die H&M-Filiale, in der die Verkäufer vergeblich versuchten, ihre Ladentüre zu öffnen. In der Bäckerei Walter gegenüber konnten nicht einmal mehr die frisch gebackenen Berliner mit Marmelade gefüllt werden, denn auch das geht heute maschinell. Verkauft werden konnten die Backwaren allerdings, denn die elektronische Ladenkasse ließ sich nach dem Stromausfall nicht mehr schließen – und so hatte das Personal immerhin noch Zugriff auf das Wechselgeld. Auch die türkische Snackbar Orontes nebenan war stromlos, und die Teelichter, die hier eigentlich immer zur Deko auf den Tischen brennen, bekamen plötzlich noch eine ganz neue Aufgabe.

In der Bäckerei Mack dagegen merkte man kaum etwas vom Stromausfall, lediglich das Radio fiel laut einem Mitarbeiter aus und funktionierte auch dann nicht mehr, als der Strom bereits wieder da war. Ganz verschont blieben die Metzgerei Schuster und die Konditorei Ammann. Deren Verkäuferinnen Christina Petker und Christine Krause, die um 9 Uhr den Laden aufschlossen, bekamen überhaupt nichts von dem Stromausfall mit. Auch in der Backstube darüber verlief alles normal. Auch im „Italienischen Eisparadies“ gab der Chef zu Protokoll, bei ihm sei zwar nicht der Strom, wohl aber das Internet ausgefallen.

Tchibo verteilt kostenlos Kaffee

Weil in der Tchibo-Filiale der Strom einwandfrei funktionierte, entschied sich Filialleiterin Anja Breuning kurzerhand, eine Runde Kaffee für alle Nachbarn zu spendieren, die im Dunkeln sitzen mussten. „Wir haben uns draußen auf der Straße an den Stehtischen getroffen“, sagt Breuning. Von dem Kaffee profitierten auch die Mitarbeiterinnen im Modegeschäft Betty Barclay. Sie hatten ihren Laden bereits offen, als plötzlich nichts mehr ging – Kassensystem, Licht, Telefon: alles tot. „Zuerst dachte ich, die Putzfrau wäre an den Hauptschalter gekommen“, meinte Verkäuferin Hildegard Ludwig. Weil sie und ihre Kollegin den aufgeschlossenen Laden nicht alleine lassen konnten, bekamen sie von den Tchibo-Mitarbeiterinnen Kaffee herübergebracht.

Auch außerhalb der Fußgängerzone hatte der Einzelhandel mit dem Stromausfall zu tun. Im E-Center beim Kinopark hätte das verheerende Auswirkungen haben können: Immerhin stehen hier einige Kühl- und Gefriertruhen mit Lebensmitteln. Genau deshalb hat der Einzelhändler aber vorgesorgt: „Da wird dort ein Notstromaggregat in Betrieb haben, das umgehend nach dem Stromausfall ansprang, konnte der normale Betrieb nach kurzer Zeit wieder aufgenommen werden“, schrieb eine Unternehmenssprecherin auf Anfrage. Die Kühlung sei also vom Stromausfall nicht betroffen gewesen. Nur die Kassen mussten nach der kurzen Stromunterbrechung neu hochgefahren werden.

Vom Stromausfall betroffen war auch das Aalener Rathaus. Hier sprang die Notstromversorgung an, an der laut Pressesprecher Ralf Abele allerdings nur wesentliche Teile der Stadtverwaltung wie etwa die Server hängen. Auf Erleuchtung mussten die städtischen Mitarbeiter dagegen ebenfalls bis nach 10 Uhr warten.

Weitreichende Auswirkungen hatte der Transformator-Defekt zudem im Straßenverkehr: In der Stuttgarter Straße und an der Einmündung der Wilhelm-Merz-Straße in sie, in der Johann-Gottfried-Pahl-Straße, der Bahnhofstraße, der Oesterleinstraße, der Friedrichstraße, der Eichwaldstraße sowie auf der Hochbrücke und ihrer Ostrampe Ostrampe sowie im Einmündungsbereich der Alten Heidenheimer Straße und der Ziegelstraße fielen die Ampeln komplett aus. Gestört war zum Teil auch der Handyempfang in der Aalener Innenstadt, weil auch die Netzantennen auf Stromversorgung angewiesen sind.

Auch die Stadtwerke selbst hatten Stromausfall

Nach dem Stromausfall in der Aalener Innenstadt hat Cord Müller, Geschäftsführer der Stadtwerke Aalen, den „Aalener Nachrichten“ Rede und Antwort gestanden. Den Stromausfall beschreibt Müller als Schutzmechanismus: „Im Umspannwerk im Hasennest ist ein Schalter kaputtgegangen. Dadurch hatten wir einen Kurzschluss“, fasst Müller zusammen. Die Sicherheitseinrichtungen des Transformators seien

eingesprungen und hätten große Teile der nördlichen Aalener Innenstadt außer Betrieb genommen.

Im Verwaltungsgebäude seien dann Meldungen über eine Großstörung eingegangen. „Wir haben die Ursache gesucht und gleich gefunden“, so der Stadtwerkechef. Nach und nach hätten seine Mitarbeiter dann durch Umschaltungen die Stromversorgung wiederhergestellt, indem man auf Reservestrecken umgestellt habe. So kommt es, dass manche Anlieger kürzer – oder sogar gar nicht – und manche länger einen Stromausfall hatten.

Auch die Stadtwerke selbst waren betroffen. Allerdings ohne große Folgen: „Wir haben Notstromversorgungsanlagen im Verwaltungsgebäude, und die sind auch planmäßig angesprungen“, erklärt Müller. „Denn wir sind ja verantwortlich für den Betrieb des gesamten Versorgungssystems der Stadt und sind deshalb mit unseren Computern auf eine durchgehende Stromversorgung angewiesen.“

Wegen des Kurzschlusses habe es eine kleine Explosion gegeben, die einiges an Ruß und Dreck verursacht habe. Deshalb werde, so Müller, „hoffentlich Anfang nächster Woche“ eine Spezialfirma vorbeikommen, um den Schalter zu reinigen.

Ostalb-Klinikum: Notstrom in Sekundenbruchteilen

Vom Stromausfall am Donnerstagvormittag ist auch das größte Krankenhaus der Region, das Aalener Ostalb-Klinikum, voll getroffen worden. Wie für einen solchen Fall vorgesehen, ist die Notstromversorgung sofort angesprungen. Die dafür sehr differenziert konstruiert ist. Kernstück sind riesige Dieselgeneratoren, Schiffsmotoren gleich, tief unten in den Katakomben des Klinikums. Sie erzeugen unter anderem den Strom für die klassischen Notstromaggregate, die spätestens 15 Sekunden nach einem Stromausfall die Versorgung in allen wesentlichen Teilen der Klinik sicherstellen müssen. Mit einigen Ausnahmen, bei denen es noch schneller gehen muss: In den OP-Sälen, aber auch an verschiedenen medizinischen Geräten, an Überwachungsmonitoren oder Infusionspumpen, also in allen patientenrelevanten Akutbereichen, muss die Umschaltung auf Notstromversorgung binnen des Bruchteils einer Sekunde funktionieren, also praktisch unterbrechungsfrei. Unter Volllast könnte die Notstromversorgung den gesamten Betrieb des Ostalb-Klinikums mindestens 24 Stunden lang aufrecht erhalten, wesentliche Bereiche sogar 48 Stunden lang. Je nachdem, wie hoch der tatsächliche Verbrauch ist und wie viel Diesel noch in den Tanks ist. „Irgendwann müssten wir halt nachtanken“, sagt Ralf Mergenthaler, der Pressesprecher der Kliniken Ostalb, der feststellt, zumindest in den vergangenen zehn Jahren einen solchen Einsatz der Notstromversorgung wie jetzt am Donnerstag noch nie erlebt zu haben.