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Starke City gegen eifrige Online-Shopper

Aalen / Lesedauer: 7 min

OB Thilo Rentschler will Innenstadt nicht schlechtreden lassen und setzt auf viele Maßnahmen für Attraktivität
Veröffentlicht:14.05.2018, 18:31

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Das Geschäft per Mausklick oder via iPhone macht dem stationären Einzelhandel immer mehr zu schaffen. Auch OB Thilo Rentschler sieht die Konkurrenz des Online-Handels mit gewisser Sorge. Insbesondere die Tatsache, dass laut Studie vor allem die kaufkräftigen über 50-Jährigen vermehrt im Internet unterwegs sind und dort ihre Einkäufe tätigen. Vor dieser Entwicklung verschließt die Stadt allerdings nicht die Augen, sondern wird alles dafür tun, um die ansässigen Händler zu unterstützen, sagt Rentschler in einem Gespräch mit den „Aalener Nachrichten“.

Dass in der vergangenen Zeit immer häufiger die Worte Ladenschließungen, Leerstände, Frequenz und Aufenthaltsqualität zu hören sind und die Innenstadt schlechtgeredet wird, kann Aalens Stadtoberhaupt nicht nachvollziehen. Alle Kritiker sollten doch einfach auch einmal sehen, was sich in der Kreisstadt bewege. Viele Baustellen seien erfolgreich abgeschlossen worden und an deren Stelle etwas Neues und Tolles getreten, sagt Rentschler und denkt unter anderem an das Kaufland oder den Kubus Aalen am Markt.

Dass in dem Einkaufscenter nach wie vor Leerstände sind, bereitet ihm keine Sorge. Das Leerstandmanagement in Aalen funktioniere. Das zeigten allein die Entwicklungen in der vergangenen Zeit. Die leer stehende Fläche von Rossmann wurde durch den Umzug in den Kubus durch Reno gefüllt und mit dem Auszug des Schuhfilialisten aus dem Reichsstädter Markt sei eine Fläche frei geworden, die in naher Zukunft NKD belegen wird.

Weitere Außengastronomie am Seitenausgang des Kubus’ geplant

Insofern berge ein Leerstand auch immer die Chance, dass sich in der City etwas bewege und sich hier Neues entwickle, sagt Rentschler. Auch die frei werdende Fläche im Kubus soll mit dem Auszug des Möbel-Cafés Rosalie bald behoben und ein Ersatz für das Café geschaffen werden. Der Nachfolge-Gastronom werde dann auch den Außenbereich am Seitenausgang des Einkaufscenters hinter der Bäckerei Walter bewirtschaften. Um welchen Wirt es sich dabei handelt, wollte Citymanager Reinhard Skusa noch nicht verraten.

Um die Innenstadt weiter auf Vordermann zu bringen, gehen ab dieser Woche die Pflasterarbeiten in der Fußgängerzone weiter. In zwei Bauabschnitten werde, beginnend am Imbiss Kochlöffel vorbei an der Bierhalle bis hin zur Stadtkirche, das Pflaster erneuert. Zur Aufhübschung der Innenstadt beitragen würde auch das Fassadenprogramm der Stadt Aalen, das sehr gut angenommen werde und Gebäude und Quartiere aufwerte, sagt Rentschler. Wer sich daran beteiligt und die Hülle seines Gebäudes verschönert, bekommt von der Stadt einen anteiligen gedeckelten Zuschuss. Um noch mehr für das Programm zu begeistern, will der OB dem Gemeinderat in einer der nächsten Sitzungen vorschlagen, die Fördermittel dafür zu erhöhen. Vielleicht wird dann auch das Gebäude des Reichsstädter Marktes saniert, dessen Fassade mittlerweile alles andere als ansehnlich sei, sagt Rentschler.

Reichsstädter Café als Frequenzbringer

Ansehnlich sind auch verschiedene Schandflecke der Stadt nicht. Doch auch diese würden sukzessive beseitigt, sagt der OB. So wird unter anderem das marode und baufällige Wohnhaus in der Stadelgasse 8 neben der Gastronomie „Deck Zehn“ in den kommenden Tagen abgerissen. Investoren, die Interesse an der Fläche haben, können sich mit einem Nutzungskonzept bei der Stadt bewerben, sagt Rentschler. In naher Zukunft Vergangenheit sein wird auch die Brache des ehemaligen Stadtbiergartens, der zur Sommeraktion des Innenstadtvereins Aalen City aktiv (ACA) nochmals als Blumenwiese aufblüht. Mit dem Bauvorhaben von Barfüßer wird auch das weniger schöne Gebäude der ehemaligen Essbar abgerissen und das denkmalgeschützte Eckgebäude in neuem Glanz erstrahlen. Und dass Barfüßer ein Magnet für die City wird, davon ist Rentschler überzeugt.

Ein Frequenzbringer sein wird auch das Reichsstädter Café, dessen Erweiterung in greifbare Nähe rückt und für den Östlichen Stadtgraben eine Initialzündung ist, um das Quartier nach und nach aufzuwerten. In diesem Zuge soll hier auch künftig der Autoverkehr eine untergeordnete Rolle spielen und der unnötige Schleich- und Parksuchverkehr unterbunden werden.

Bürgermeister ist mit Erscheinungsbild zufrieden

Verschönert werden soll auch irgendwann einmal der Gmünder Torplatz, der für viele auch bei Veranstaltungen wie dem Internationalen Festival oder den Reichsstädter Tagen eher den Charme eines Busbahnhofes hat. Doch alles auf einmal geht nicht, sagt Rentschler, der allerdings den Platz um den unansehnlichen Brotkasten auf seiner Agenda hat.

Die Meinung mancher Bürger, die Innenstadt sei vom Erscheinungsbild nicht einladend, kann Rentschler nicht teilen. Seit Anfang Mai zieren Hunderte von bepflanzten Blumenkübeln die Innenstadt und in Aalen werde mittlerweile auch mehr bepflanzt als die Jahre zuvor, sagt der OB und denkt etwa auch an den Westeingang des Rathauses. Darüber hinaus würden die 20 mit Gemüse, Kräuter und Blumen versehenen Hochbeete seit Anfang Mai für einen Farbklecks im Östlichen Stadtgraben sorgen. Die Anregung, die City nicht nur während der Sommeraktion blühen zu lassen, sondern dauerhaft, nimmt Rentschler gerne auf.

Bequeme Sitzgelegenheiten bringen nur Probleme mit sich

Die Forderung nach bequemen Sitzgelegenheiten wie die zur Sommeraktion aufgebauten Sonnenliegen prallt hingegen bei ihm ebenso ab wie bei Citymanager Skusa. Nicht nur aus Kostengründen oder aus Angst vor Vandalismus, sondern auch deshalb, weil solche analog zu den Bänken hinter dem Brotkasten junge Menschen anziehen würden und damit Probleme wie nächtliche Ruhestörungen oder Hinterlassenschaften von Müll die Folge wären. „Zudem gibt es in der City genügend bequeme Sitzmöglichkeiten. Um diese zu genießen, müssen die Besucher eben einen Kaffee oder ein Eis bestellen. Schließlich wollen die Gastronomen auch leben“, sagt Rentschler.

Leben wollen auch die Einzelhändler. Um diese zu unterstützen, habe die Stadt vor Jahren zentrumsrelevanten Einzelhandel auf der grünen Wiese verboten. Einen Fall wie in Oberhausen, wo das Centro der Innenstadt den Todesstoß verpasst hat, werde es in Aalen nicht geben, sagt Rentschler. Um Menschen in die Stadt zu ziehen, böten die Stadt wie auch der ACA zudem zahlreiche Aktionen an. Kulturelle Veranstaltungen im Alten Rathaus oder im Rathausfoyer ebenso wie kulinarische Events, sagt Rentschler und denkt nicht nur an die Reichsstädter Tage oder das Internationale Festival, sondern auch an den verkaufsoffenen Sonntag, die lange Einkaufsnacht, die heuer am 16. Juni wieder stattfindet, und an die Kulinarische Meile, die vom 13. bis 17. Juni auf dem Spritzenhausplatz zum Schlemmen einlädt. Obendrauf steigt in diesem Jahr vom 20. bis 22. Juni auch das Landeskinderturnfest in Aalen, zu dem Tausende von Besuchern erwartet werden.

Die Innenstadt stärken und für jede Menge Kaufkraft sorgen werden auch die Wohnprojekte, im Rahmen derer in den kommenden Jahren 2000 Menschen zusätzlich in der Stadt leben und dort einkaufen werden. Rentschler denkt unter anderem ans Stadtoval, an das Quartier am Stadtgarten, an den Rötenberg, an die Schleifbrückenstraße, die Schelmenstraße und das Bauvorhaben auf dem Areal der ehemaligen „Forelle“ in der Stuttgarter Straße.

An Müllsheriffs führt kein Weg vorbei

Ein großes Ärgernis für Händler, Stadt und Besucher ist das Thema Müll. Illegal entsorgte Mülltüten und achtlos weggeworfene Dosen, Flaschen, Papier und Zigarettenkippen seien für eine Stadt kein Aushängeschild. Der Einsatz eines zusätzlichen Reinigungstrupps der Firma Sauberwelten während der Sommermonate habe sich bewährt, sagt Skusa. Um dem Problem Herr zu werden, will Rentschler allerdings noch weiter gehen. Am 26. Juni findet ein Treffen mit Landrat Klaus Pavel statt, an dem außer ihm auch die Oberbürgermeister Richard Arnold (Schwäbisch Gmünd) und Karl Hilsenbek (Ellwangen) sowie Vertreter der GOA teilnehmen werden. Dabei soll der GOA nahe gelegt werden, beim Müllproblem stärker mitzuhelfen. Es könne nicht sein, dass aufgeplatzte Tüten oder zerfetzte gelbe Säcke, die außerhalb der Abfuhrzeiten auf dem Gehweg, in Baumscheiben oder an Glascontainern landen, von den Mitarbeitern des Bauhofs eingesammelt und entsorgt werden müssen. Über kurz oder lang werde, so Rentschler, jedoch kein Weg daran vorbeiführen, Müll-Sheriffs einzusetzen, die gemeinsam mit Mitarbeitern des Gemeindevollzugsdienstes der Stadt und der Polizei Müllsünder aufspüren und zur Rechenschaft ziehen.