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Silberhelle Tongespinste

Aalen / Lesedauer: 2 min

Cembalo und Violine entzücken beim zweiten Konzert des Aalener Bachzykluses
Veröffentlicht:19.02.2018, 14:09

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Vielfach preisgekrönte Musiker sind im Mittelpunkt des zweiten Konzertes des Aalener Bach-Zykluses gestanden. Der aus Röhlingen stammende Johannes Fiedler (Cembalo) und die Stuttgarterin Luisa Höfs (Violine) entzückten die zahlreichen Musikfreunde, die am Sonntagabend in die Aalener Stadtkirche gekommen waren.

Im Licht der Scheinwerfer stand im Altarraum des Gotteshauses das wunderbare Instrument, das Margarete Popp kurz vor ihrem Tod der evangelischen Stadtkirchengemeinde gestiftet hat. Dekan Ralf Drescher würdigte im Rahmen des Konzertes die großherzige Tat und hob hervor, der gestiftete Betrag habe ziemlich genau gereicht, um das Gestell des Cembalos herzustellen und kunstvoll zu bemalen. Bekanntlich zeigt die Innenseite des Deckels die berühmte Ansicht der mittelalterlichen Stadt Aalen.

Wunsch der Stifterin geht in Erfüllung

„Der Original-Schriftzug des Namens von Margarete Popp wurde noch in der Nacht vor dem Konzert von einem Leonberger Kalligrafen auf dem Instrument angebracht“, verriet Drescher. Damit sei der Wunsch der Stifterin in Erfüllung gegangen. Vor ihrem Namen steht „Requiescat in pace (RIP) – Ruhe in Frieden“. Mit seinem silbermetallenen Klang, seiner künstlerischen Bemalung und seiner wollendeten Technik wird es wohl noch viele Musikliebhaber erfreuen.

Den überzeugenden Beweis lieferte die reife Interpretation des exquisiten Programms durch die beiden herausragenden Künstler. In den vier Sätzen der Suite II a-Moll (BWV 807) aus den „Englischen Suiten für Cembalo“ des Altmeisters Johann Sebastian Bach präsentierte zunächst Johannes Fiedler seine erstaunliche Qualifikation. Keiner der sich jagenden Läufe war ihm zu schnell, keiner der höfischen Tänze wie Courante und Sarabande entbehrte der typischen Merkmale.

Mit Luisa Höfs brachte Fiedler die Solistin auf der Violine mit nach Aalen , die mit ihm schon viele große Konzerterfolge erzielt hat. Kongenial zeigte sie sich nicht nur bei den fein verzögerten Abphrasierungen, sondern auch in ihrer ausdrucksstarken Körpersprache. Sie wiegte sich anmutig im melodiösen Schwung des Largos der Sonate Nr. 6 G-Dur (BWV 1019) und sie machte die rhythmischen Betonungen des heiteren Allegros sichtbar. Ihre Tongebung war ebenso transparent wie markant. Gefühlvoll ließ sie die klagenden Kantilenen des „Adagio ma non troppo“ erklingen, dem dritten Satz der berühmten Sonate E-Dur (BWV 1016) erklingen.

In der Fantasie und Fuge c-Moll (BWV 906) entfaltete Fiedler alle klanglichen Möglichkeiten des Instruments. Da gab es sensibel hingetupfte Akkorde, silberhelles Tongespinst, tempogeladene chromatische Fugen – ein faszinierender Genus. Für beide Solisten rauschte am Schluss langanhaltender Applaus auf, der mit dem ersten Satz aus der G-Dur Sonate belohnt wurde.