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Seniorenkonzept

Seniorenkonzept soll in Schwung kommen

Aalen / Lesedauer: 3 min

Kreis definiert vier Bereiche, die er als erste angehen will – Pavel: Koalitionsvertrag ist bei Pflege „Gießkanne“
Veröffentlicht:20.02.2018, 19:35

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Vor fast einem Jahr hatte der Kreistag das seniorenpolitische Gesamtkonzept für den Ostalbkreis verabschiedet. In zunächst vier von darin definierten 13 Handlungsbereichen soll es nun an die Umsetzung gehen: beim flächendeckenden Ausbau der Wohnberatung, mit einer neuen Pflegekampagne, beim Ausbau des ambulant betreuten Wohnens und bei der Schaffung einer alterspsychiatrischen Beratungs- und Anlaufstelle.

Diese vier Felder, so sagte Landrat Klaus Pavel am Dienstag in der gemeinsamen Sitzung des Ausschusses für Soziales und Gesundheit und des Jugendhilfeausschusses des Kreistags, seien das Spiegelbild vieler Wünsche und Vorstellungen auch in den Familien und Haushalten, die immer wieder als dringlich an die Kreisverwaltung herangetragen worden seien. Weshalb man diese vier Bereiche nun als erste konzeptionell angehen wolle. „Wir müssen vom Reden zum Handeln kommen“, so Pavel, die Erwartungshaltung sei groß.

Was das konkret bedeutet, haben der Sozialplaner im Landratsamt, Martin Joklitschke, und die Altenhilfefachberaterin Rebecca Waldenmeier erläutert. Eine Wohnberatung, die es bislang nur in Schwäbisch Gmünd gibt, soll auch für die Räume Aalen und Ellwangen eingerichtet werden. Sie soll dazu verhelfen, dass jeder, der möchte, so lange wie möglich im eigenen Zuhause leben kann, und das möglichst barrierefrei. Was nicht selten auch mit notwendigen Umbauten und deren Finanzierung verbunden ist.

Eine der größten Sorgen derzeit ist der Fachkräftemangel in den Pflegeberufen. Der Kreis will deshalb eine neue Pflegekampagne starten. Ziel dabei ist nicht nur die Gewinnung von neuen Pflegekräften, sondern auch, Image und Wertschätzung der Pflegeberufe deutlich zu steigern.

Insgesamt fünf ambulant betreute Wohngemeinschaften für mehr oder weniger pflegebedürftige Senioren gibt es derzeit im ganzen Ostalbkreis. Definitiv zu wenig, geht es nach dem seniorenpolitischen Gesamtkonzept. Die Zahl soll deutlich erhöht werden als ein weiterer Baustein der pflegerischen Versorgung im Kreis, und das auch geografisch und nach Bedarf sinnvoll verteilt.

Bei der sogenannten gerontopsychiatrischen Versorgung, also in der Alterspsychiatrie, gibt es derzeit keine ausreichenden Beratungsangebote oder Anlaufstellen im Ostalbkreis. Das soll sich ändern. Auch deshalb, weil sich gerade auf diesem Gebiet viele Familien alleine gelassen fühlen.

Höchstqualifizierung kaum leistbar

Gerade diese vier Felder als erste in Angriff zu nehmen, haben die Sprecher der Fraktionen durch die Bank begrüßt. Und dabei noch mehr Aspekte eingebracht. So etwa die Tatsache, dass durch den Wegfall des Zivildienstes ein wichtiger Zugang für junge Menschen zu Pflegeberufen abhanden gekommen sei (Peter Högerle, CDU) und ein Soziales Jahr ein ganz wichtiger Beitrag für den Generationenvertrag wäre (Jürgen Opferkuch, Freie Wähler). Außerdem brauche es für künftige Wohnformen im Alter noch mehr Fantasie (Bernhard Richter, SPD). Pavel rügte, dass man gerade in der Pflege bei einem derartigen Maß an geforderter Höchstqualifizierung angelangt sei, dass es fast nicht mehr leistbar sei. „Dabei gibt es so viele Felder in unserer Gesellschaft, wo das Miteinander auch anders funktionieren könnte“, so der Landrat. Der auch die im Vertrag für eine neue Große Koalition versprochenen 8000 zusätzlichen Pflegestellen kritisch unter die Lupe nahm: Das seien gerade mal 0,6 Stellen pro Einrichtung in Deutschland – „das ist Gießkanne, das macht gar keinen Sinn“.