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Schulplatz

Mutter und Tochter kämpfen verzweifelt um einen Schulplatz

Aalen / Lesedauer: 4 min

Die achtjährige Sophia Lippmann aus Aalen wartet seit Monaten auf eine Begleitung
Veröffentlicht:13.05.2018, 15:26

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Die achtjährige Sophie will in die Schule. Aktuell bleibt ihr das aber verwehrt, weil ihr die Schulbegleitung fehlt. Ihre Mutter Halima Lippmann weiß weder aus noch ein. Sie war gerade beim Rathaus und Landratsamt, als sie in die Redaktion der „Aalener Nachrichten“ kommt.

„Ich fühle mich so hilflos“, sagt Lippmann. Sie hatte sich Unterstützung erhofft bei der Stadt und dem Kreis – aber sie werde immer nur von einem zum anderen weitergereicht.

Sophia hat schon 20 Operationen hinter sich

Das Mädchen hatte schon mit ihrer Geburt vor acht Jahren für Furore gesorgt. Sie kam in der 23. Schwangerschaftswoche zur Welt, zerbrechliche 560 Gramm brachte sie da auf die Waage. Seither habe das Kind gekämpft. Sophia habe fast 20 Operationen hinter sich, erzählt die Mutter. Und: „Der Kampf geht weiter.“ Es geht nicht mehr ums Überleben, allerdings um einen Schulplatz.

Das Mädchen hat ein Kurzdarmsyndrom und hat lerndifferente Ziele als andere Kinder ihres Alters. Jemand muss sie also täglich in die Schule begleiten und dort für sie da sein. Eigentlich kein Problem und seit dem Behinderteninklusionsgesetz 2009 vom Gesetzgeber so vorgesehen, in der Praxis scheint es aber nicht wirklich zu funktionieren.

Zuerst war Sophia in einer Außenklasse einer Sonderschule. Allerdings hatte es ihr die Außenklasse mit drei anderen Kindern nicht angetan, außerdem mochte sie das Taxifahren nicht. „Sie hat dort keine Fortschritte gemacht.“ Also suchte das staatliche Schulamt die Schillerschule als Lernort für Sophia aus.

Seit September besucht sie die erste Klasse der Schillerschule

Seit September besucht sie die erste Klasse der Schillerschule. „Dort hat sie super Fortschritte gemacht und soziale Kontakte bekommen“, sagt Lippmann. Zuerst sei eine Begleitung vom Landratsamt bereit gestellt worden. Alles schien zu funktionieren, bis Anfang des Jahres die Schulbegleitung krank wurde. Seither habe sie keine neue mehr gefunden. „Seit den Faschingsferien ist Sophia bei mir zu Hause.“

Ich will zur Schule“

verkündet Sophia an dieser Stelle des Gesprächs und schaut von ihrer Zeichnung auf. „Warum kann ich nicht zur Schule?“ Diesen – für ein Mädchen ihres Alters sehr löblichen – Wunsch äußert sie im Verlauf des Gespräch mehrmals. Sie packe oft ihren Schulranzen morgens, erzählt Lippman, und warte darauf, dass sie abgeholt werde. „Sophia braucht eine zuverlässige, regelmäßige Begleitung.“ Und Sophia habe ein Recht auf einen Schulplatz und auf Inklusion. Das Mädchen, das es liebt, Trampolin zu springen, Conny-Bücher zu lesen und für Prinzessin Elsa schwärmt, möchte den Unterricht besuchen, mit anderen Kindern Zeit verbringen. Ihr Lieblingsfach? Sport, antwortet Sophia lächelnd.

Gerade sei Lippmann bei Bürgermeister Ehrmann gewesen, der für Schulthemen verantwortlich sei, aber gesagt habe, dass sie bezüglich Eingliederungshilfen im Landratsamt nachfragen müsse. „Jeder schiebt es auf den anderen. Keiner will sich verantwortlich fühlen.“ Als Mutter fühle sie sich hilflos. Aktuell liegt ein Antrag beim Landratsamt vor, auf dessen Antwort sie wartet.

Alles schien zunächst nach Plan zu laufen

Die Familie wendete sich an einen Verein, der Behinderteninklusion fördert. Dort bekam sie eine Zusage, eine Schulbegleiterin stellte sich der Familie vor, alles schien sich dem Plan der Familie Lippmann entsprechend zu wenden. „Am Abend rief die Schule plötzlich die Schulbegleiterin an. Warum sie sich das antue, ob sie wisse, welche Verantwortung damit einhergehe und dass Sophie innerhalb von Stunden sterben könne.“ Sophie hat einen Katheter, allerdings betreffe dies nicht die Schule.

Der Schulrektor möchte sich nicht zu dem Fall explizit äußern. Zur Inklusion allgemein beteuert er, dass er es absolut gut heiße, wenn die Eltern selbst entscheiden, auf welche Schule ihr Kind geht. Ob das Kind zu einem Sonderpädagogischen Zentrum oder einer normalen Schule gehe – beide Wege könnten richtig sein.

Mehrere Tage nach dem Gespräch in der Redaktion kann Familie Lippmann doch noch ein glückliches Ende vermelden: Der Verein habe eine Schulbegleiterin gefunden. „Wir hoffen jetzt nur, dass alles klappt und Sophia nach den Pfingstferien endlich wieder in die Schule kann.“