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Zwiegespräch

Musikalische Zwiegespräche und italienische Leichtigkeit

Aalen / Lesedauer: 2 min

Beim Festival „Alte Musik“ in der Villa Stützel stehen Werke unbekannter Komponisten auf dem Programm
Veröffentlicht:15.07.2018, 14:21

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Die Werke weitgehend unbekannter Komponisten des Barock und die Erinnerung an das 250. Todesjahr von Georg Phillip Telemann haben bei den Konzerten im Rahmen des Festival Alte Musik Aalen (FAMA) am Donnerstag und Freitag in der Villa Stützel auf dem Programm gestanden.

Unter dem Motto „Musikalische Blumenspaliere“ spielten Vera und Patrizia Bieber, Blockflöte und Barockvioline, – an der Viola da Gamba und am Cembalo von Shen-ju Chang und Sinziana Alexandru begleitet – Kompositionen von Jakob van Eyck, Marco Uccellini, Andrea Falconiero, Marin Marais und anderen Komponisten aus dem 17. Jahrhundert, deren Werke man auf den heutigen Konzertprogrammen vergeblich sucht. Die vier aparten jungen Damen sind allesamt Absolventinnen des Salzburger Mozarteums und hinterließen bei ihrem Gastspiel in Aalen musikalisch einen nachhaltigen Eindruck.

Wie Blumen emporranken, wenn man ihnen mit einem Spalier einen stabilen Halt bietet, so haben auch viele Komponisten im Barock ihre Melodien und musikalischen Motive auf dem festen Fundament einer ostinaten Bassstimme immer weiter variiert und „verzweigt“ und damit die Zuhörer entzückt.

Vera und Patrizia Bieber interpretierten die verschiedenen Sonaten und Suiten mit Flöte und Violine auf zuweilen unglaublich virtuose Art und Weise. Aber nicht nur die spieltechnischen Fertigkeiten der beiden Schwestern ließen das Publikum in der Villa Stützel immer wieder staunen. Auch die Harmonie und die Homogenität in den agogischen Linien, die neckischen musikalischen Zwiegespräche, das Zuwerfen und sichere Auffangen der musikalischen Bälle waren äußerst bemerkenswert.

Für die musikalische Rückschau auf das Werk von Georg Phillip Telemann am Freitagabend konnten Sandra Röddiger und Ralf Kurek in Zusammenarbeit mit der Neuma-Foundation das Ensemble Accademia del Ricercare aus Turin engagieren.

Telemann hat 2000 Kompositionen hinterlassen

Professor Herrmann Ulrich von der Pädagogischen Hochschule Schwäbisch Gmünd wies in seiner Konzerteinführung darauf hin, dass Telemann der Nachwelt zwar rund 2000 Kompositionen hinterlassen hat, dass darunter aber keine ist, mit der man den Komponisten sofort in Verbindung bringt, wie etwa Händel mit dem „Messias“ oder Vivaldi mit seinen „Vier Jahreszeiten“ .

Das Turiner Ensemble entfachte mit Blockflöten, Cello und Cembalo in den diversen Quartetten, Sonaten und Concerti in wechselnder Besetzung wahre musikalische Feuerwerke und verlieh der Musik des Norddeutschen Telemann eine heitere „italienische“ Leichtigkeit. Hochvirtuos interpretierten die Flötisten Lorenzo Cavasanti, Manuel Staropoli, Luisa Busca und Giulio de Felice die vielfältig ineinander verschlungenen musikalischen Motive. Antonio Fantinuoli sorgte mit energischem Bogenstrich am Cello immer wieder auch für reizvolle klangliche Kontraste zum runden Wohlklang der Blockflöten und Claudia Ferrero garantierte am Cembalo für einen verlässlichen, das Tempo bestimmenden basso continuo.