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Umweltausschuss

„Manche haben heute noch bei Starkregen Angst“

Aalen / Lesedauer: 3 min

Landrat Pavel zieht Bilanz: Was nach der Hochwasserkatastrophe vor einem Jahr geschehen ist
Veröffentlicht:24.05.2017, 14:48

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Das Hochwasser vor einem Jahr, bei dem im Ostalbkreis zwei Tote zu beklagen waren, hat Landrat Klaus Pavel im Umweltausschuss des Kreistags zum Anlass für eine Erklärung genommen. Überall dort, wo es damals zu Schäden gekommen sei, werde konzeptionell gearbeitet, um zu verhindern, dass sich derartiges wiederholt, versicherte er. Man müsse aber auch darauf achten, keine neuen Quellen für Schäden zu schaffen. Pavel forderte daher, dass die Uferbereiche frei gehalten werden müssen.

Der Landrat erinnerte daran, dass eine Unwetterfront am Sonntag, 29. Mai 2016, am frühen Abend über den Ostalbkreis gezogen war, schwere Sachschäden verursacht und zwei Todesopfer gefordert hatte. Vor allem im Raum Schwäbisch Gmünd und Waldstetten sowie im Bereich des Kochertals von Abtsgmünd über Niederalfingen und Hüttlingen nach Aalen und Wasseralfingen hatte, wie berichtet, der Schwerpunkt gelegen.

„Manche bekommen heute noch Angst bei starkem Regen“, sagte Pavel, um sofort hinzuzufügen: „Ich auch.“ Nach dieser Katastrophe sei aber auch viel unternommen worden und die Helfer hätten herausragende Arbeit geleistet, bilanzierte der Landrat. So seien private und gewerbliche Schäden in Höhe von 28,5 Millionen Euro gemeldet worden. An 1206 Personen, Familien oder Betriebe seien Soforthilfen in Höhe von über 1,6 Millionen Euro ausbezahlt worden. Unter anderem habe man auch sieben landwirtschaftlichen Betrieben mit 83 000 Euro aus einem Sonderprogramm helfen können. 53 Mitarbeiter des Landratsamtes hätten dafür vom 6. Juni bis 31. Juli im Schichtdienst fast Tag und Nacht gearbeitet.

Konkrete Maßnahmen ergriffen

Der starke Regen, fuhr der Landrat fort, habe in den Kommunen die Sensibilität für den Hochwasserschutz verstärkt.

Es seien einige vorbeugende Maßnahmen ergriffen worden:

Für den Oberen Kocher von Abtsgmünd bis Oberkochen laufe derzeit unter der Federführung des Regierungspräsidiums eine hydrologische Flussgebietsuntersuchung. Als Ergebnis lägen dann für den Kocher und die Seitenzuflüsse die relevanten Hochwasserabflüsse vor. Damit ließen sich kritische Stellen leichter erkennen. Die Untersuchung sei eine fundierte Grundlage für die Planung weiterer Maßnahmen wie etwa Rückhaltebecken oder Dämme.

Zum Schutz der durch den Schlierbach stark in Mitleidenschaft gezogenen Ortslage Hüttlingen und Niederalfingen gebe es konkrete Überlegungen für den Bau eines Rückhaltebeckens. Die weitere Planung hänge auch von den Ergebnissen der Flussgebietsuntersuchung ab.

Schwäbisch Gmünd habe die Hochwassersituation sehr intensiv aufgearbeitet. Über die Umsetzung baulicher Maßnahmen oder wo Handlungsbedarf gesehen werde sei dem Geschäftsbereich Wasserwirtschaft des Landratsamts allerdings nichts bekannt.

Mehrere Bürgerversammlungen

Bürgerversammlungen habe es in Niederalfingen und Waldstetten gegeben. Dabei sei unterschieden worden zwischen Überflutung durch Hochwasser, Überflutungen aus dem Kanal und wild abfließendem Hangwasser. Außerdem sei es um Eigenvorsorge, beispielsweise Überprüfung der Rückstauklappen, gegangen. Waldstetten analysiere derzeit die Probleme, denn effektiver Hochwasserschutz sei nur auf der Grundlage eines gewissenhaften Planung möglich.

Kritisch: bebaute Ortslagen

Um die kritischen Problemstellen in der bebauten Ortslage besser in den Griff zu bekommen, sagte der Landrat weiter, habe es mit dem Landratsamt Gewässerschauen gegeben. Im Fokus hätten dabei offensichtliche Abflusshindernisse wie Holzlager, Komposthaufen, Zäune und bauliche Anlagen gestanden. Pavel: „Es gab Überraschungen, was da alles rumsteht!“ In der Tat habe es beim Hochwasser im vergangenen Jahr Schwierigkeiten insbesondere an den Einläufen vor den Gewässerverdolungen gegeben. Geröll und Geäst hätten den Einlauf verstopft, Straßen und Keller seien so überflutet worden.

Im Landratsamt und in Essingen habe es gut besuchte Workshops zu Hochwasseralarm- und Einsatzplänen gegeben.

Das Landratsamt, sagte Pavel weiter, prüfe seither in der Bauleitplanung, ob für oder durch ein neu erschlossenes Gebiet Gefahren durch Starkregen bestehen können.