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Bildungsregion

Hausaufgaben für die Bildungsregion

Aalen / Lesedauer: 3 min

Ausschuss diskutiert neuen Bildungsbericht für den Ostalbkreis – Viele Kinder mit Sprachdefiziten
Veröffentlicht:21.11.2018, 13:51

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Die Bildungsregion Ostalb ist zwar insgesamt schon sehr gut aufgestellt. Dennoch gibt es Defizite und Schwachstellen und somit noch Hausaufgaben zu machen. Und es gibt Dinge, „über die man regelrecht erschrickt“, wie Landrat Klaus Pavel sagt. So lässt sich das Fazit zusammenfassen, das im Ausschuss für Bildung und Finanzen des Kreistags zum jüngst vorgelegten, zweiten Bildungsbericht des Ostalbkreises (wir haben berichtet) gezogen worden ist.

Erschrocken ist Pavel etwa über die Feststellung im Bildungsbericht, dass ein Viertel der Kinder im Ostalbkreis vor der Einschulung einen intensiven Sprachförderbedarf aufweise. Da gehe es nicht nur um Migrationshintergründe oder Flüchtlingsfamilien, interpretierte der Landrat diese Zahl. Sie sei ganz sicher auch Ausdruck dafür, dass Kinder heute immer weniger buchstäblich spielend Sprache erlernen könnten und dass funktionierende Familienverbünde ganz offenbar auf dem Rückzug seien.

Volker Zimmer , wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bildungsbüro des Ostalbkreises, erläuterte die Kernaussagen des von ihm im Wesentlichen verfassten Bildungsberichts (über die wir ebenfalls bereits ausführlich berichtet haben), und Pavel zog aus seiner Sicht weitere Schlüsse daraus. Wenn etwa von einer fortschreitenden Akademisierung der Gesellschaft – 2016 hatten bereits 13,5 Prozent aller Beschäftigten im Ostalbkreis einen akademischen Abschluss – die Rede sei, bedeute dies zugleich eine starke Nachfrage der Unternehmen nach solchen Mitarbeitern. Die stark aufgestellte Aalener Hochschule sei dafür enorm wichtig. „Wir brauchen eigentlich alle Absolventen auf der Ostalb, auch die höchst qualifizierten“, so Pavel. Und es gelte, die Hochschule Aalen weiterhin mit allem zu unterstützen, „was wir zur Verfügung haben“.

Hoher Förderbedarf in den Städten

Als „ganz schön heftig“ interpretiert Pavel auch den Anteil an Kindern mit erhöhtem Förderbedarf in den drei größten Städten im Kreis: Aalen 4,7, Schwäbisch Gmünd 3,6 und Ellwangen 2,7 Prozent. Womit die Stadt an der Jagst zugleich den Kreisdurchschnitt abbildet. Und der Landrat fühlt sich in seiner Analyse bestätigt, dass der Ostalbkreis zu viele junge Frauen des Studiums wegen verliere und dass die Region mehr Studienmöglichkeiten für sie brauche. Wenn auf der Ostalb rein rechnerisch 1500 Studienplätze ohnedies fehlten, müsse das Bemühen, sie zu schaffen, darauf ausgerichtet sein, dabei neue Studienplätze vorwiegend im nichttechnischen Bereich einzurichten.

Rolle des Lehrers beachten

Franz Rieg ( CDU ) lobte am neuen Bildungsbericht, dass er Probleme klar aufzeige. Um den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und realen Bildungschancen aber auszugleichen, brauche es politische Entscheidungen auf höherer Ebene. Für hilfreich würde es seine Fraktion halten, könnte man andere Paradigmen wie etwa Sozialdaten des Jobcenters in den Bildungsbericht noch integrieren. Außerdem fehle ihm persönlich darin die Rolle, welche der Lehrer bei der Bildung spiele. Die Bedeutung der Lehrerpersönlichkeit dürfe nämlich nicht unterschätzt werden.

„Vom Feinsten“ und passgenau sei diese Daten- und Faktensammlung, sagte Carola Merk-Rudolph (SPD). Sie zog unter anderem den Schluss, dass es dringend gelingen müsse, noch stärker an bildungsferne Schichten heranzukommen. Außerdem dürfe es keine Flucht junger Frauen wegen des Studiums geben. „Wir haben also Hausaufgaben zu machen“, sagte die Kreisrätin.

Sprache: Gesellschaft geht baden

Das Wichtigste am ganzen Bericht sei, dass es ihn überhaupt gebe, meinte Karl-Andreas Tickert (Grüne) und lenkte seinen Blick auf die Sprachdefizite bei Kindern. Sprache, so Tickert, könne nur über soziale Kontakte vermittelt werden, aber genau da gehe die Gesellschaft allmählich baden. Hans-Josef Miller (CDU) warf ein, bei allen Betrachtungen auch die Rolle der kirchlichen Erwachsenenbildung nicht zu vergessen. Außerdem scheine es in Anbetracht so mancher Zahlen – unter anderem der hohe Anteil an Grundschullehrerinnen und weiblicher Studierender an der Gmünder PH – fast nötig zu sein, gezielt Jungenförderung zu betreiben.