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Geduld

Geduld und Ruhe sind das Wichtigste

Aalen / Lesedauer: 4 min

Tierlehrer Marek Jama dressiert im Zirkus Charles Knie 80 Tiere
Veröffentlicht:01.10.2018, 17:16

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In dieser Klasse wird gewiehert, auf langen Beinen stolziert, manche haben ziemlich lange Hörner, andere ein zottiges Fell. Alle haben etwas gemeinsam: Sie folgen ihrem Lehrer ziemlich gut und sich ganz scharf auf „Leckerlies“. Marek Jama heißt der Lehrer. Er ist seit 18 Jahren Tierlehrer und das seit elf Jahren beim Zirkus Charles Knie . Der gastiert ab Dienstag auf dem Greutplatz. In dem rollenden Zoo dressiert er 80 Vier- und Zweibeiner - Wasserbüffel, Dromedare, Strauße, Pferde, Zebras, Lamas und Großkängurus.

Ein alter Kindheitswunsch: Zum Zirkus gehen. Dieser Wunsch verschwindet dann meist. Nicht bei Jama. Seine Eltern –keine Zirkusleute - waren wenig begeistert von dieser Berufsperspektive. Nach dem Abi und dem Studium wurde er Artist, ein Athlet auf dem Trapez. Tiere mochte er schon immer und so wandte er sich der Dressur zu. Das hat er sich selber beigebracht, von anderen gelernt oder von den Tieren: „Sie haben mit viel gezeigt“, erklärt er. Auch Tiere mögen Abwechslung. Deshalb wechselt er immer wieder die Nummern, Bewegungen und Aufführungen. „Freiheit“ nennt er seine Tiervorführungen und Dressuren.


 Alexander Lacey und seine Löwen sind ein Highlight des Zirkus’ Charles Knie.
Alexander Lacey und seine Löwen sind ein Highlight des Zirkus’ Charles Knie. (Foto: Zirkus Charles Knie /Schwäbische.de)

Eine seiner Spezialitäten ist die „Hohe Schule“, die als höchste Stufe der Reitkunst gilt. Er arbeitet mit Friesen, Andalusiern und Araber-Vollblütern. Die sind neugierig und sehr impulsiv. Deshalb arbeitet er sehr gerne mit ihnen, man muss sie manchmal eher bremsen als fordern. Jama hat schon mit so ziemlich allen Tieren gearbeitet, die es in einem Zirkus gibt. Mit Raubtieren, Elefanten, Antilopen und Seelöwen. Ein ganzer Stall voll Tiere hört auf ihn. Beispielsweise der Dromedar-Hengst „Sultan“, die Kamel-Dame „Saba“, die Lamas, Strauße, der ziemlich eindrucksvolle Wasserbüffel „Toro“ oder die Zebras „Kenia“ und „Uganda“. Höchstens die Vorfahren stammen von daher. Alle Tiere sind in Europa geboren, stammen aus Farmen, von Züchtern von einem anderen Zirkus.

Der Tierlehrer erzählt, wie er mit seinen Tieren arbeitet: Vor allem braucht man viel Geduld und Ruhe – „das ist das Wichtigste“. Die Dressur sei ein sehr langer, aufwendiger Prozess. Aufregung sei gar nicht gut, die Tiere haben ihren eigenen Charakter und sind an einem Tag auch Mal nicht so gut drauf. Das müsse mal berücksichtigen. Ganz wichtig ist auch die Belohnung, das „Leckerli“, das sind beispielsweise Getreide-Gemüse-Pellets, wie sie auch Pferde bekommen. Wenn die Dromedare ahnen, dass er eine Belohnung dabei hat, rennen sie sofort zu ihm. Passiert ist ihm noch nie etwas. Obwohl auch diese Pflanzenfresser nicht ganz ungefährlich sind. Er wurde schon Mal gezwickt oder im Eifer des Gefechts getreten. Das war immer unabsichtlich, sagt Jama.

Immer wieder Kritik von Tierschützern

Der Zirkusbetrieb und die Dressur stehen in Deutschland immer wieder in der Kritik von einer Tierschutzorganisation. Jama kann das nicht nachvollziehen: „Die wissen gar nicht, wie es bei uns abläuft. Da wird mit Stereotypen gearbeitet. Weder quälen noch dominieren wir die Tiere. Wir wollen, das die Dressur auch den Tieren Spaß macht.“ Immer mehr Menschen würden sich ums Tierwohl kümmern und das sei auch gut so. Würde man Tiere gegen ihren Willen zu etwas zwingen, würden das die Gäste sowieso bemerken, etwa an verstörten Tieren.

Obwohl er jeden Tag mit diesem ganzen „Stall“ voller Tiere arbeitet, hat der Tierlehrer selber noch Haustiere, zwei Hunde. Einen Mops und einen Jack-Russell. Die sind nicht dressiert, „die machen mit mir, was sie wollen“, sagt er lächelnd. Denn den ganzen Tag Tiere, meist ziemlich große zu dressieren, das strenge ziemlich an und abends will er dann nicht mehr „Lehrer“ sein. Sondern nur mit den Hunden kuscheln und wissen, dass sie da sind.