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Gartengeflüster

Gartengeflüster und Regengeprassel

Aalen / Lesedauer: 3 min

Rolf Siedler und sein Team präsentieren Musik und Sozialkritik beim Haus der katholischen Kirche
Veröffentlicht:14.07.2019, 16:13

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Zum Glück ist am Freitag neben dem Haus der katholischen Kirche in Aalen ein geräumiges Zelt aufgestellt gewesen. So konnte die Veranstaltung „Gartengeflüster“ geschützt vor heftigem Regengeprassel im Trockenen über die Bühne gehen. Betriebsseelsorger Rolf Siedler und sein Team „Subkultan“ überraschten mit origineller Musik und sozialkritischen Texten.

Voraus ging die Einweihung eines Kunstprojektes, das vor dem Haus der Kirche in der Weidenfelder Straße die Blicke auf sich zieht. Ein kubusförmiger Kasten, gebildet aus abgehängten Stangen, symbolisiert einen isolierten Raum, einen versperrten Weg zum Leben. „Nur wer die Perspektiven verändert, wer durch die Schablonen hindurchgeht, der Empathie folgend Schritte durch das Wirrwarr an Gitterstäben tut, dem zeigt sich das Leben in seiner wilden Vielfalt,“ deutete Rolf Siedler das Projekt, das von „Subkultan“ in Zusammenarbeit mit dem Steinheimer Künstler Albrecht P. Briz installiert wurde. Mitgewirkt haben Kinder und Jugendliche, die sich bei der Aktion „Friday for future“ engagieren und den Erwachsenen den Spiegel vorhalten.

Seit einigen Jahren hat Rolf Siedlers Band mit eigenständiger, großteils selbst komponierter oder arrangierter Musik viele Fans gewonnen und sich mit dem idyllischen Namen „Gartengeflüster“ einen Namen gemacht. So waren auch dieses Mal in dem inmitten des Blumengartens auf der Südseite des Hauses der Kirche aufgestellten Zelt viele erwartungsfrohe Besucher dicht und kuschelig beieinander.

Kantige Rhythmen

Das war wieder die richtige Stimmung für diese Art von Musik. Norbert Botschek sorgte für den gepflegten Sound auf seinem voluminösen Bass-Saxofon, das er je nach Gusto gegen sein schneidig-helles Tenor-Saxofon oder seine metallic-scharfe Mundharmonika austauschte. Unnachahmlich war seine warme, ausdrucksstarke Stimme. Für die kantige Rhythmik sorgten wie immer Markus Braun am Bass und Matthias Kehrle mit wirbelnder, ideenreicher Percussion.

Die Songtexte stammten überwiegend von Rolf Siedler selbst. Diesmal stellte er sie unter das Motto „Abgehängt“. Anne Klöcker vom Theater der Stadt Aalen hatte dazu eine kunterbunte, exquisite Mischung aus Literatur, aber auch aus eigenem Empfinden zusammengestellt. Hintergründig und knitz präsentierte sie Nachdenkliches: „Natur und Mensch werden abgehängt, wenn in rasendem Tempo der überhitzte Planet auf die Zielgerade zusteuert.“ Dagegen setzt sie konträr und tröstlich den romantischen Eichendorff, den sie in seinem Gedicht vom „Glücklichen“ schwärmen läßt: „Wie lieblich glänzt die Welt“. Da kann sich der Zuhörer das Gewünschte aussuchen. Klöcker rät ihm allerdings, „im Widerstehen erschütterbar zu bleiben“.

Dazwischen entführt Rolf Siedler mit seinen Latino-Liedern, seinen Bossa Novas und Tangos immer wieder nach Brasilien und Argentinien, identisch und imponierend auf Spanisch gesungen und rassig mit der Gitarre präsentiert. Siedlers Team stärkt die Besucher den ganzen langen Abend mit Getränken und Gegrilltem.