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Frust beim VfR: Aalen kassiert nächsten Last-Minute-Ausgleich

Aalen / Lesedauer: 4 min

Fußball-Drittligist VfR Aalen kassiert 1:1 bei Hansa Rostock in der Nachspielzeit – Frust bei Spielern und Trainer
Veröffentlicht:16.12.2018, 13:25

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Stürmer Matthias Morys vom Fußball-Drittligisten VfR Aalen redete im Rostocker Ostseestadion minutenlang auf Schiedsrichter Steffen Brütting (Nürnberg) ein, Abwehrspieler Marian Sarr biss vor Wut in sein Trikot, Kapitän und Torhüter Daniel Bernhardt redete sich im TV-Interview in Rage. Die Stimmung beim VfR war nach dem bitteren 1:1 (0:0) beim FC Hansa Rostock alles andere als besinnlich oder gar weihnachtlich.

Der Frust des erneuten späten Gegentreffers, den der eingewechselte Hansa-Angreifer Pascal Breier erst in der sechsten Minute der Nachspielzeit per Kopfball aus kürzester Entfernung erzielte, saß zu tief, um sich auch nur ansatzweise über das Remis und die bemerkenswert gute Leistung freuen zu können. Der VfR gab – wieder einmal – zwei schon sicher geglaubte Punkte aus der Hand, blieb zum neunten Mal in Serie sieglos, schloss die Hinserie auf einem Abstiegsplatz ab und ist weiterhin drei Punkte vom „rettenden Ufer“ entfernt. Soweit die Fakten.

Das Fazit von Hansa Rostocks Cheftrainer Pavel Dotchev nach dem Schlusspfiff sprach jedoch Bände. „Wir haben sehr glücklich einen Punkt geholt“, gab der 53-jährige Deutsch-Bulgare, der sich mit seiner Mannschaft zu Saisonbeginn den Aufstieg in die 2. Bundesliga zum Ziel gesetzt hatte, ehrlich zu: „Der VfR Aalen war uns vor allem spielerisch deutlich überlegen. Wir sind eigentlich nie richtig ins Spiel gekommen.“ Auch der glückliche Torschütze Breier („Aalen war sehr stark.“) sowie Sportvorstand und Ex-Aalener Markus Thiele („Der VfR hat in den unteren Tabellenregionen eigentlich nichts zu suchen.“) bliesen in dasselbe Horn. Ein echter Trost war das für die Gäste allerdings nicht. Schließlich waren es schon die Punkte 13 und 14 in dieser Saison, die den Aalenern nach einer eigenen Führung noch aus den Händen geglitten waren – wie ein nasses Stück Seife.

Ärger über den Schiedsrichter

Trainer Argirios Giannikis bemühte sich, die positiven Aspekte in den Vordergrund zu stellen. „Wir sind hier nicht wie eine Mannschaft aufgetreten, die einen Abstiegsplatz belegt“, betonte der 38-Jährige völlig zu Recht: „Wir haben Ball und Gegner kontrolliert, sind verdient in Führung gegangen und hätten drei Punkte verdient gehabt.“ Umso mehr schmerzte der späte „Nackenschlag“ (Originalton Giannikis), zumal Schiedsrichter Brütting zunächst „nur“ fünf Minuten Nachspielzeit angezeigt hatte. „Dreimal hat der Schiri die letzte Aktion angezeigt – und dann doch immer weiterspielen lassen“, ärgerte sich der VfR-Trainer. Auch der glänzend aufgelegte VfR-Schlussmann Daniel Bernhardt konnte es nicht fassen: „Dass so lange nachgespielt wurde, ist für mich absolut unverständlich. Der Schiedsrichter hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Hansa noch einen Punkt mitnehmen konnte.“ Unter dem Strich standen Aufwand und Ertrag aus Aalener Sicht jedenfalls in keinem angemessenen Verhältnis. Torhüter Bernhardt war bei den wenigen Möglichkeiten des FC Hansa zuverlässig auf dem Posten, rettete in der Schlussphase gegen Merveille Biankadi und Pascal Breier zweimal glänzend.

Die neuformierte Hintermannschaft um Thomas Geyer sowie die beiden neu ins Team gerückten Yannis Letard und Marian Sarr (für den erkrankten Patrick Schorr sowie Torben Rehfeldt) stand stabil. Die Mittelfeldreihe mit Sascha Traut und Marvin Büyüksakarya auf den Außenpositionen sowie Royal-Dominique Fennell und Patrick Funk gestattete den Gastgebern kaum einmal Spielraum, wirkte über weite Strecken ballsicher und konzentriert.

Die Offensivabteilung um Spielgestalter Nicolas Sessa sowie die beiden Angreifer Matthias Morys und Marcel Bär setzte immer wieder Nadelstiche und erarbeitete sich einige gute Tormöglichkeiten. So scheiterte Morys an Rostocks Torhüter Ioannis Gelios, ehe Hansa-Kapitän Oliver Hüsing einen Schuss von Sessa von der Linie kratzte.

Für die Aalener Führung durch Bär (62.) musste dann zwar ein kapitaler Fehlpass von Mirnes Pepic herhalten, insgesamt ging die Führung aber vollauf in Ordnung. In der Schlussphase wurde der Druck der Hausherren zwar größer. Dennoch schien es so, als würde der VfR auch die „verlängerte“ Nachspielzeit schadlos überstehen. Mit drei späten Auswechslungen nahm Trainer Giannikis weitere Zeit von der Uhr - und musste am Ende doch tatenlos mit ansehen, wie seine Abwehrspieler nach einer langen Flanke von Biankadi den eingewechselten Breier völlig aus den Augen verloren. Aus zwei Metern kam er frei zum Kopfball und traf zum 1:1-Endstand (90.+6).

Die letzte Chance, noch vor der Winterpause zumindest direkten Anschluss an die Nichtabstiegsplätze zu finden, hat der VfR am Freitag (ab 19 Uhr) im Spiel beim SV Wehen Wiesbaden. Daniel Bernhardt gibt sich kämpferisch: „Wir haben nicht nur in Rostock gezeigt, dass wir mit jedem Gegner mithalten können. Warum nicht auch mit Wehen?“