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Auch Lehrer sollen sich outen können

Stuttgart / Lesedauer: 2 min

SPD fordert Homosexualität als Thema in allen Unterrichtsfächern – Ziel ist, Diskriminierung vorzubeugen
Veröffentlicht:09.08.2013, 20:10

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Die SPD-Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg will Homosexualität künftig als Thema in allen Unterrichtsfächern verankern. Ziel ist, die Angst vor Homosexuellen abzubauen und damit Diskriminierung vorzubeugen. Dies geht aus einem internen Positionspapier hervor, dass der Schwäbischen Zeitung vorliegt. „Das Thema sexuelle Orientierung soll nicht nur immer mal wieder an einer Stelle aufgerufen werden, beispielsweise als eine Einheit in Gemeinschaftskunde, sondern es soll ein Stück weit zur Normalität im Unterricht werden“, sagt Stefan Fulst-Blei, Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion.

Wie aus dem Papier hervorgeht, werden homo-, bi- oder transsexuelle Menschen zu 30 Prozent häufiger Opfer von Mobbing als andere Jugendliche und Erwachsene. Zudem gaben bei einer Befragung rund 35 Prozent der homosexuellen Jugendlichen an, in den vergangenen zwölf Monaten einen Suizidversuch unternommen zu haben. Bei den heterosexuellen Jugendlichen war es jeder zehnte. Fulst-Blei fordert, dass in der Schule „eine Atmosphäre geschaffen wird, dass auch homosexuelle Lehrer in der Lage sind, sich zu outen“. Schätzungen zufolge, sind bis zu zehn Prozent der Menschen homosexuell.

Die SPD sieht „dringenden Handlungsbedarf“, wie in dem Papier steht. Sie fordert, dass das Thema nicht nur im Fach Biologie in der Sexualerziehung eine Rolle spielen soll, sondern beispielsweise auch im Fach Gemeinschaftskunde bei den Grund- und Menschenrechten. In Mathe sollten Textaufgaben nicht nur nach dem Vater-Mutter-Kind-Schema ablaufen, sondern auch Alleinerziehende oder eben Familien mit einem schwulen Elternpaar darin vorkommen.

Aus diesem Grund hat die SPD-Fraktion an Kultusminister Andreas Stoch (SPD) geschrieben. Derzeit lässt das Ministerium die Bildungspläne für alle Schularten überarbeiten. „Das Kultusministerium will die Themen sexuelle Identität und sexuelle Orientierung in den neuen Bildungsplänen ab 2015 verbindlich in einem Leitprinzip verankern“, sagte eine Sprecherin des Ministeriums.

Das Thema als Unterpunkt eines Leitprinzips zu verankern, ist allerdings den Grünen zu wenig. „Ich werde darauf pochen, dass es als eigenes Ziel im Bildungsplan aufgenommen wird“, sagt Brigitte Lösch, Sprecherin der Fraktion für die Belange von Lesben, Schwulen und Transgender.

Timm Kern, Bildungspolitischer Sprecher der FDP und Lehrer, übt Kritik: „Ich finde es außerordentlich bedauerlich, dass das Lehrerbashing der SPD weitergeht.“ Es werde so getan, als ob „die Kolleginnen und Kollegen keine Ahnung von dem Thema hätten“. Winfried Mack, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU, sprach sich dafür aus, „das Thema Homosexualität in den Bildungsplänen stärker zu verankern. Ich gehe aber davon aus, dass die Lehrerinnen und Lehrer schon bisher das Thema im Unterricht behandeln“.