StartseiteRegionalRegion OstalbAalenDer „reiche Onkel“ aus Stuttgart sorgt für Freude auf der Ostalb

Breitbandausbau

Der „reiche Onkel“ aus Stuttgart sorgt für Freude auf der Ostalb

Aalen / Lesedauer: 4 min

Strobl überreicht Förderbescheide in Höhe von mehr als vier Millionen Euro für den weiteren Breitbandausbau im Ostalbkreis
Veröffentlicht:15.07.2018, 13:33

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Als der „reiche Onkel aus Stuttgart“, wie er sich selbst schmunzelnd bezeichnete, ist Landesinnenminister Thomas Strobl zur Industrie- und Handelskammer (IHK) in Heidenheim gekommen. Denn für Ostalb-Landrat Klaus Pavel hatte der Gast Förderbescheide in Höhe von mehr als vier Millionen Euro für den weiteren Breitbandausbau im Ostalbkreis im Gepäck. Das Thema Digitalisierung war es auch, das den Minister auf die Ostalb geführt hatte – zum dritten landespolitischen Abend der IHK, bei dem die „Digitale Agenda Ostwürttemberg“ im Mittelpunkt stand.

Für diese gab es denn auch dickes Lob. „Glückwunsch, dass Sie vorne mit dabei sein wollen“, sagte der für Digitalisierung zuständige Landesminister. Die Digitalisierung sei eine große Herausforderung, unterstrich Strobl, sie biete aber auch viele Chancen. Entscheidend werde letzten Endes sein, wo die selbstfahrenden Autos der Zukunft gebaut werden – in Asien, in den USA oder in Deutschland, wo jetzt schon die besten Autos der Welt produziert würden.

Auf jeden Fall werde die Digitalisierung die Welt verändern und das so rasend schnell, dass die industrielle Revolution dagegen eine Schnecke gewesen sei, ist Strobl überzeugt. Gewaltige Umbrüche würden beispielsweise dazu führen, dass die Textilindustrie wieder nach Deutschland zurückkehre. Der Wandel werde so extrem sein, dass kein Unternehmen, und sei es auch noch so klein, nicht davon betroffen sein werde. In Baden-Württemberg, so der Gast weiter, wo Tüftler und Mittelstand zuhause seien, böten sich dadurch viele Chancen. Nachdem das Land schon die Innovationsregion in Europa sei, fuhr Strobl fort, wolle es auch die digitale Leitregion werden. Dazu gehörten die regionale Vernetzung der Unternehmen und neun Startup-Zentren, eines davon in Ostwürttemberg . Denn man müsse wissen: Zwei von drei Grundschülern heute arbeiteten später in Berufen, die man noch gar nicht kenne.

Strobl: „Es wird nicht nicht gekleckert, sondern geklotzt“

Beim Breitbandausbau, sagte der Minister, werde nicht gekleckert, sondern geklotzt. Jeden Tag bekomme irgend ein Bürgermeister oder ein Landrat in Baden-Württemberg dafür 350 000 Euro bewilligt. Im vergangenen Jahr habe man 550 Ausbaumaßnahmen gefördert für die Verlegung von 6000 Kilometer Glasfaserkabel. Ziel sei es, auch noch das letzte Gehöft ans schnelle Internet anzuschließen.

IHK-Präsident Markus Maier sagte, die „Digitale Agenda Ostwürttemberg“ sei ein Positionspapier mit drei Kernbereichen: digitale Infrastruktur, digitale Inhalte in der Aus- und Weiterbildung und die Rahmenbedingungen der IKT-(Informations- und Kommunikationstechnologien)Strukturen. „Damit will Ostwürttemberg nicht nur Erprobungsraum für Zukunftsthemen sein, vielmehr können wir mit diesem Papier erstmals gegenüber Land und Bund die Bedarfe der Region gebündelt aufzeigen.“ IHK-Hauptgeschäftsführerin Michaela Eberle ergänzte: „Damit haben wir auch für unser Haus ein Engagement gesetzt, an dem wir kontinuierlich und messbar arbeiten.“

Auch die Landtagsabgeordneten aus der Region hatten das Wort. Martin Grath aus Heidenheim (Grüne) sah Chancen, mit Hilfe der Digitalisierung beispielsweise in der Landwirtschaft die Belastung durch Pestizide zu reduzieren und den Verbrauch von Ressourcen vom Wachstum abzukoppeln. Einig war er sich mit seinen Kollegen: Bei diesen Umbrüchen müsse man die Menschen mitnehmen.

Winfried Mack (CDU) sagte, Ziel müsse es sein, bei Innovationen immer vorne mit dabei zu sein. Aber es müsse noch viel mehr für Forschung und Entwicklung ausgegeben werden, die Hochschulen müssten weiter gestärkt werden. Auf Mauerbau und Abschottung zu setzen, führe zwar in die falsche Richtung, die Menschen bräuchten aber mehr denn je auch Ankerplätze, beispielsweise den arbeitsfreien Sonntag.

Sein CDU-Kollege Stefan Scheffold aus Schwäbisch Gmünd unterstrich, es sei wichtig, den Anschluss nicht zu verlieren. Es gebe Risiken, aber auch enorme Chancen. Andreas Stoch aus Heidenheim (SPD) forderte, die digitale Infrastruktur als öffentliche Aufgabe und Daseinsvorsorge zu sehen. Es brauche eine Breitbandstrategie und einen Ausbau in höchster Qualität. Die Menschen dürften die Digitalisierung aber nicht als Bedrohung wahrnehmen.

Der Aalener Hochschulrektor Gerhard Schneider mahnte, die Region müsse attraktiver werden für hochqualifizierte Arbeitskräfte und damit auch gleichzeitig einer Abwanderung der Hochqualifizierten vorbeugen, die sie bereits habe. Landrat Pavel forderte, die Aalener Hochschule als die mit der höchsten Digitalisierungskompetenz im Land weiter zu stärken. Allein im Ostalbkreis fehlten jedoch 1500 Studienplätze.

Pavel nahm sich aber auch die Unternehmen zur Brust: Wenn sie zu Recht von Kommunen und Kreis die perfekte Breitband-Erschließung forderten, könne es nicht sein, dass ihnen ein Hausanschluss für 5000 oder 10 000 Euro zu teuer sei. Michaela Eberle machte deutlich, dass die Region nur auf die Erschließung mit Glasfaserkabeln setzt.