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Trümmer

Am Ende liegt Aalen in Trümmern

Aalen / Lesedauer: 3 min

Vor 75 Jahren hat der Zweite Weltkrieg begonnen: Auch zahlreiche Aalener unter den Opfern
Veröffentlicht:31.08.2014, 18:36

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Am heutigen Montag jährt sich ein weltpolitisches Ereignis, das auch über Aalen und seine Bewohner unendlich viel Leid, millionenfachen Tod, Verderben und Zerstörung gebracht hat: Am 1. September vor 75 Jahren hat der Zweite Weltkrieg begonnen. Damit hatte der Frieden in Europa gerade mal 30 Jahre gehalten, denn 1918 war der Erste Weltkrieg zu Ende gegangen, dessen Beginn vor genau 100 Jahren auch in Aalen Anfang diesen Monats gedacht worden war (wir berichteten). Während sich jedoch der Erste Weltkrieg im Wesentlichen außerhalb der deutschen Grenzen abgespielt hatte, war Deutschland im Zweiten Weltkrieg unmittelbar und direkt betroffen. Am Ende lagen auch Teile Aalens in Trümmern.

647 Aalener Soldaten haben zwischen 1939 und 1945 ihr Leben verloren, 61 zivile Opfer waren gegen Kriegsende wegen der Fliegerangriffe und nach dem Einmarsch der Amerikaner zu beklagen. Daran erinnerte der seinerzeitige Oberbürgermeister Ulrich Pfeifle 1995 bei einer Gedenkfeier zur 50. Wiederkehr des Kriegsendes.

Keine Begeisterung

Dabei war der Beginn vergleichsweise unspektakulär. „Man hat das nicht so ernst genommen. Es war eine freundliche Kenntnisnahme, aber keine Begeisterung“, hat der spätere Aalener Baubürgermeister Heinz Holzbaur erzählt. Die Stimmung beim Überfall auf Polen sei noch optimistisch gewesen, erinnerte sich der heute 86-Jährige, der einige Jahre später als junger Oberschüler als Flakhelfer und dann als Soldat eingesetzt wurde. Und der spätere Stadtrat Hans-Jörg Stützel, bei Kriegsbeginn gerade mal zwei Jahre alt, erzählte, seine Familie sei besser durch den Krieg gekommen als andere in Aalen, in denen viele Todesfälle zu beklagen gewesen seien.

Gleich zu Beginn des Krieges habe es in Aalen aber auch Panik gegeben, hat die Lehrerin E. Scheuerle 1957/58 niedergeschrieben, denn Textilien und Schuhe seien sofort bezugsscheinpflichtig geworden, während mit Lebensmittelkarten anfangs noch recht gut auszukommen gewesen sei. Die Industrie sei fast durchweg auf Kriegswirtschaft umgestellt worden. Die Aalener Erzgrube, die 1887 geschlossen worden war, sei für einige Jahre wieder in Betrieb genommen worden.

Zahl der Gefangenen nimmt zu

Allerdings habe Aalen schon vor dem Krieg militärische Bedeutung erhalten durch den Bau und die Einrichtung der Remonte, einer sogenannten Wehrkreis-Reit- und Fahrschule, außerdem hätten sich ein Heeresverpflegungsamt an der Ulmer Straße, heute noch als Proviantamt bekannt und zivil genutzt, und ein Heeresbekleidungsamt an der Oberen Bahnstraße, besser bekannt als Zeugamt, in der Stadt befunden. Die Gartenschule sei während des ganzen Krieges mit einer Abteilung der Landesschützen belegt gewesen. Umsiedler aus Rastatt seien für vier Wochen, eine Duisburger Mädchenoberschule ab 1943 bis zum Kriegsende nach Aalen gekommen, berichtete Scheuerle weiter.

Anfang der 40er-Jahre, also schon bald nach Kriegsbeginn, nahm in Wasseralfingen die Zahl der Kriegsgefangenen und der deportierten Fremdarbeiter ständig zu. Russen, Franzosen, Belgier und Italiener wurden gezwungen, bei den Schwäbischen Hüttenwerken und der Maschinenfabrik Alfing Kessler zu arbeiten. „In beiden Betrieben lief die Produktion auf Hochtouren“, schreibt der frühere Stadtarchivar Karlheinz Bauer im Aalener Jahrbuch 1984, „die Firma Alfing Kessler gehörte zur kriegswichtigen Industrie.“ Gegen Kriegsende entstand in Wasseralfingen ein neues Lager, eine Außenstelle des Konzentrationslagers Natzweiler im Elsass.

Seinen schwärzesten Tag erlebte Aalen im Zweiten Weltkrieg am 17. April 1945. Zeugen sprachen sogar von den schlimmsten Tagen und Stunden des Jahrhunderts, als ein schwerer Bombenangriff der amerikanischen Luftwaffe mit massiven Attacken Tod und Zerstörung über die Stadt brachte. Eine Woche später war praktisch das ganze Kreisgebiet besetzt.