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150 Mitarbeiter beschäftigt: Traditionsreiche Gießerei SHW CT vor dem Aus

Aalen / Lesedauer: 4 min

Die Beschäftigten habem am frühen Donnerstagnachmittag von der geplanten Schließung des traditionsreichen Unternehmens erfahren. Die Belegschaft reagoerte geschockt.
Veröffentlicht:13.12.2018, 11:09

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Die Hiobsbotschaft kurz vor Weihnachten hat am Donnerstag zum düsteren und trüben Wetter gepasst: Das Gießereiunternehmen SHW CT in Wasseralfingen muss seinen Geschäftsbetrieb voraussichtlich im ersten Quartal 2019 einstellen. Diese Entscheidung hat der Gläubigerausschuss in einem einstimmigen Beschluss mit Zustimmung des Sachwalters getroffen. Grund sind nach Angaben der Kanzlei Pluta, fehlendes Interesse von Investoren an einer Übernahme und ein erheblicher Auftragseinbruch in den vergangenen Wochen. Die rund 150 Beschäftigten in Wasseralfingen sind am frühen Donnerstagnachmittag bei einer Betriebsversammlung über die bevorstehende Schließung informiert worden. Sie werden entlassen.

Strompreis hilft mit beim Genickbruch

Zeitgleich ist das Aus für das traditionsreiche Wasseralfinger Unternehmen in einer Pressemitteilung der Kanzlei Pluta verkündet worden. Demnach hätten das Team um den SHW CT-Geschäftsführer und Pluta-Sanierungsexperten Marcus Katholing in den vergangenen Tagen unter Hochdruck an einer Lösung für das Unternehmen gearbeitet. Wie sich herausgestellt habe, seien die Rahmenbedingungen für dieses Unterfangen allerdings zu schwierig gewesen. In den vergangenen Tagen habe das Team zahlreiche Gespräche mit potenziellen Investoren geführt, die allerdings kein Interesse an einer Übernahme gezeigt hätten. Zahlreiche Kunden würden keine neuen Aufträge mehr vergeben. Zudem habe ein Großkunde, der für einen Großteil des Umsatzes verantwortlich sei, das Auftragsvolumen in erheblichem Umfang reduziert. Damit, so heißt es, sei ein dauerhafter wirtschaftlicher Betrieb nicht möglich.

Die Kunden, so teilt die Kanzlei Pluta weiter mit, würden die Umlegung der Mehrkosten beim Strom nicht mehr akzeptieren. Hintergrund sei, dass energieintensive Industrien wie die Gussindustrie von der Umlage des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) befreit seien; für Unternehmen in der Krise oder Unternehmen, die sich in einem Insolvenzverfahren befinden, gelte diese Ausnahmeregelung allerdings nicht. Die SHW CT habe daher seit Mitte 2017 die Mehrkosten aus der EEG-Umlage, die etwa eine Preiserhöhung von acht Prozent bedeutete, auf die Kunden umgelegt. Ein neuer Investor hätte von der Befreiung der EEG-Umlage profitiert und die Kunden hätten damit gerechnet, dass diese Mehrkosten durch einen Verkauf künftig wegfallen.

In Wasseralfingen soll der Geschäftsbetrieb im ersten Quartal 2019 noch weiterlaufen, um die bestehenden Aufträge abzuarbeiten. „Den 150 Mitarbeitern in Wasseralfingen muss leider gekündigt werden“, heißt es in der Pluta-Mittteilung. Mit dem Betriebsrat würden nun ein Interessenausgleich und ein Sozialplan verhandelt.

Bedarf wird auch von anderen Lieferanten gedeckt

SHW CT-Geschäftsführer Marcus Katholing sagt, die Zukunftsaussichten seien am Ende sehr ernüchternd gewesen. „Neben den höheren Preisen dürfte für die Entscheidung der Kunden auch die Tatsache eine Rolle gespielt haben, dass diese ihre Bedarfe mittlerweile auch bei anderen Lieferanten decken können“, so Katholing. Den Verantwortlichen sei bewusst gewesen, dass die Preiserhöhung ein temporäres Entgegenkommen der Kunden sei, weil SHW CT eine sehr hohe Qualität liefere und eine außergewöhnliche Stellung in der Branche habe.

Das Unternehmen sei jedoch nicht der einzige Zulieferer, und die Kunden hätten sich mittlerweile auch anderweitig am Markt orientiert. Katholing sagt weiter: „Diese Nachricht schmerzt. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben in den vergangenen Monaten immer ihr Bestes gegeben und außergewöhnliches Engagement gezeigt. Dass wir das Unternehmen nach dem geplatzten Verkauf nun stilllegen müssen, tut sehr weh.“

Anfang Dezember Rücktritt vom Verkauf

Anfang Oktober 2018 waren die Verträge über den Verkauf der SHW CT in Wasseralfingen und der Machining Technologies in Königsbronn an die Rheinische Mittelstandsbeteiligungs GmbH (RMB) unterzeichnet worden. Das Closing, also der Vollzug zum 1. Januar 2019, kam jedoch nicht zustande. Die Verantwortlichen hatten ein Rücktrittsrecht bis zum Jahresende in den Vertrag aufgenommen, welches Anfang Dezember in Anspruch genommen wurde. Dieser Rücktritt vom Kaufvertrag erschien den Pluta-Experten geboten, nachdem eine Beteiligungsgesellschaft der RMB-Gruppe selbst Insolvenz anmelden musste.

Für die Mitarbeiter tut mir das sehr leid.

Martin Hörmann, Sachverwalter

Im Juli 2017 hatten alle drei operativ tätigen SHW CT-Gesellschaften sowie die Holding die Eigenverwaltung beantragt. Unterstützt wurde die Gruppe seither von der Restrukturierungsgesellschaft Pluta. Der von ihr beauftragte Sachwalter Prof. Dr. Martin Hörmann von Anchor Rechtsanwälte sagt jetzt: „Die Eigenverwaltung verlief bis Oktober sehr gut, und das gesamte Team zeigte immer außergewöhnliches Engagement. Dass sich die Lage dermaßen zuspitzt, war vor wenigen Wochen noch undenkbar. Für alle Verantwortlichen und insbesondere für die Mitarbeiter tut mir das sehr leid.“