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Teerkolonne

Zeche geprellt, Schlüssel eingesteckt

Villingen-Schwenningen / Lesedauer: 3 min

Yasin und Leila Ulus wurden von einer Teerkolonne über den Tisch gezogen – Übernachtung im Landgasthof Ritter
Veröffentlicht:24.04.2018, 09:09

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Die Teerkolonnen bereiten derzeit vielen Bürgern Sorgen. Auch dem Ehepaar Ulus in Herzogenweiler. Im Landgasthof Ritter übernachteten acht der ausländischen Arbeiter und verschwanden in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ohne zu zahlen.

Es hatte alles ganz harmlos und unauffällig angefangen, als zwei Englisch sprechende Arbeiter am 9. April den Landgasthof Ritter in Herzogenweiler betraten. „Sie wollten eine Nacht hier bleiben, haben ganz normal eingecheckt und auch bezahlt“, erzählt Inhaberin Leila Ulus . Den ersten Schock erlitten sie und ihr Ehemann Yasin am nächsten Morgen. „Die haben das Zimmer so richtig dreckig verlassen“, will Yasin Ulus erst gar nicht ins Detail gehen.

In der Folgewoche, am 16. April, kam erneut eine Anfrage: Dieses Mal sollten vier Männer einziehen und das gleich für zwei Wochen. „Wir versuchen natürlich, unsere Zimmer vollständig zu belegen, weshalb wir die kleine Gruppe dann auch aufgenommen haben“, erklärt Leila Ulus. Im Nachhinein betrachtet war das die falsche Entscheidung, wie die zwei jungen Hoteliers nun wissen. „Ich wollte ursprünglich nach einer Woche abkassieren“, sagt Yasin Ulus . Erstaunlicherweise wollten die Gäste aber täglich zahlen, was dem Inhaber aber auch nicht unrecht war. Doch das Zahlen war nicht immer einfach. Lange dauerte der Aufenthalt auch nicht.

Kurze Zeit später buchten die Gäste weitere vier Personen ein, darunter auch zwei Minderjährige. „Ich schätze den Jüngeren auf etwa neun Jahre, der Ältere dürfte vielleicht 15 Jahre alt gewesen sein“, beschreibt Leila Ulus und berichtet, dass keine Frauen dabei waren und die meisten Männer kaum älter als 20 Jahre gewesen sein dürften. Die acht Personen waren in unterschiedlichen Zimmern untergebracht, drei davon im Dachgeschoss. „Die Türen hatten sie einfach offen gelassen“, sagt die Inhaberin – vermutlich zur besseren Kommunikation. Diese sei ohnehin sehr laut gewesen, was dann in der ersten Nacht bereits die beiden Hoteliers auf den Plan rief. „Ich habe sie noch um Ruhe gebeten, was dann auch funktionierte“, erinnert sich die Hausherrin.

Nach der zweiten Nacht beschwerte sich bereits ein Gast über die nächtlichen Escapaden der Mitbewohner. „Das war dann zuviel. Ich habe sie am dritten Tag rausgeworfen“, sagt Yasin Ulus. Zwei von ihnen kamen aber auf das Ehepaar zu und baten um eine weitere Nacht. „Sie hätten ja nichts mit den anderen zu tun und wären stets leise“, haben sie gegenüber Leila Ulus beteuert. Und so gab sie nach und gewährte ihnen den Verbleib. „Am nächsten Tag waren sie weg – samt den Zimmerschlüsseln“, ist das Ehepaar heute noch verärgert.

Die 250 Euro, die durch die geprellte Zeche im Restaurant des Landgasthofes noch offen sind, seien halb so wild. „Das ist ärgerlich, aber zu verkraften.“ Schlimmer seien tatsächlich die Schlüssel. „Wir müssen erst einmal prüfen, was wir nun machen. Die Schließanlage auszutauschen wäre sehr teuer, zumal sie mit dem Schlüssel nur in den Flur kämen und nicht ins Hotel.“ Das Schloss an der Zimmertür müssten sie aber definitiv austauschen. „Solange das nicht geschehen ist, werden wir das Zimmer natürlich auch nicht vergeben“, ist sich das Paar einig. Wenn gleich die beiden nicht daran glauben, dass die Gruppe nochmal in Herzogenweiler aufschlägt.

Die Polizei ist nach Angaben der Opfer trotz des Diebstahls machtlos – und gegen die Kolonnen sowieso. Diese haben wie berichtet nämlich gültige Papiere und dürfen ihre Arbeiten in Deutschland anbieten