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Vesperkirche

„Vesperkirche Plus“ als monatliche Hilfe für das ganze Jahr

Villingen-Schwenningen / Lesedauer: 3 min

Aktion gibt es seit 2016 als Ergänzung – Nachfrage ist ungebrochen groß – Logistischen Aufwand stemmen Ehrenamtliche
Veröffentlicht:09.07.2018, 10:09

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Seit 2016 gibt es in der Friedenskirche in VS-Schwenningen die „Vesperkirche Plus“ als Ergänzung zur normalen Vesperkirche, die jedes Jahr für vier Wochen von Mitte Januar bis Mitte Februar in der Pauluskirche stattfindet. „Die Vesperkirche Plus ist sozusagen unsere Erfindung“, erklärt Pastor Hans-Ulrich Hofmann. „Diese Ergänzung zur vierwöchigen Vesperkirche gibt es das ganze Jahr über und nur in Villingen-Schwenningen.“

Die Zusatzversion findet in der Regel jeden letzten Samstag im Monat in der evangelisch-methodistischen Kirche in der August-Reitz-Straße statt. Bis zu 150 Menschen kommen nach Angaben von Hofmann an diesen Samstagen zusammen, um gemeinsam zu essen. 70 Prozent davon seien auf das Essen zum Preis von einem Euro angewiesen, wenn der Geldbeutel am Ende des Monats leer ist. Die anderen 30 Prozent sind sogenannte Solidaresser, sie zahlen mindestens fünf Euro oder mehr und unterstützen so finanziell das Projekt.

Die Speisekarte sei abwechslungsreich. Es gebe stets eine Tagessuppe, zwei Hauptgerichte zur Auswahl und danach Kaffee und Kuchen. 30 bis 35 ehrenamtliche Helfer übernehmen jeweils unterschiedliche Aufgaben, besonders wichtig sei hier auch das wechselnde Küchenteam, bestehend aus fünf Personen. Denn es bereite das Essen, das von der Küche des Franziskusheims geliefert wird, vor. Das Team spült das Geschirr und trägt dafür Sorge, dass dieses niemals ausgeht.

„Wir gehen sehr sorgsam mit unserer Gastronomiespülmaschine um, denn wir haben nur eine. Wenn diese ausfallen würde, hätten wir ein riesiges Problem“, erklärt der Leiter des Küchenteams, Wolfgang Schäfer . Die Küche ist ein anstrengender Arbeitsplatz, dennoch machen sie alle ihre Arbeit gerne: „Man muss etwas tun. Es ist sehr schade, dass es im wohlhabenden Deutschland so etwas geben muss. Der Dank gilt allen Ehrenamtlichen, die an einem Vesperkirchen-Plus-Samstag rund 250 ehrenamtliche Stunden abarbeiten“, betont Schäfer. Zusätzlich zu den Ehrenamtlichen arbeitet die „Vesperkirche Plus“ mit zahlreichen Sponsoren zusammen, ohne die eine solche Einrichtung undenkbar wäre.

Neu in diesem Jahr ist das Angebot eines Gesprächskreises nach dem Essen. Hier können sich Gäste treffen, um über Themen des Alltags und des Miteinanders zu diskutieren. „Der Gesprächskreis ist toll, so wie alles hier“, erklärt der 66-jährige Juri, der regelmäßig in die Vesperkirche kommt. „Letztes Mal waren beim Gesprächskreis mehrere Christen, ein Buddhist und ein Atheist, man hat sich gut verstanden.“ Juri hat wenig Geld im Monat und holt sich in kleinen Supermärkten oft Obst und Gemüse ab, das Flecken oder Druckstellen hat und sich daher nicht mehr verkaufen lässt. So spart er Geld. Auch sein Freund Rainer teilt ein ähnliches Schicksal. Der gelernte Fremdsprachenkorrespondent hat, nachdem er seine Arbeit verlor, keine neue Anstellung mehr gefunden. Jetzt lebt er von Hartz IV und gibt nebenher Nachhilfeunterricht.

Beide finden die „Vesperkirche Plus“ wunderbar: „Hier gibt es gutes Essen, ein schönes Wort zum Tag von Pastor Hofmann und nette Gesellschaft“, sind die beiden sich einig. Monika Fröhlich vom Nebentisch ist Solidaritätsesserin und von Anfang an als Gast dabei. Sie bestätigt die Aussage der beiden Männer: „Alle Schichten sind willkommen und die Gemeinschaft der Helfer ist toll.“