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Seelsorgeeinheit

Seit 25 Jahren „Anwälte der Hoffnung“

Villingen-Schwenningen / Lesedauer: 4 min

Pfarrer Michael Schuhmacher und Andreas Schulz feiern Priesterweihtag – Viele Veränderungen
Veröffentlicht:23.06.2019, 09:33

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Pfarrer Michael Schuhmacher und Pfarrer Andreas Schulz von der katholischen Seelsorgeeinheit Neckar-Baar feiern am Sonntag, 30. Juni, ihren 25. Priesterweihtag. Ein Anlass, um mit der Gemeinde zu feiern – und Bilanz zu ziehen.

Es war ein heißer Sommertag in Schwäbisch Gmünd, der 25. Juni 1994. Die beiden Pfarrer Michael Schuhmacher und Andreas Schulz erinnern sich noch genau daran, als ihnen Bischof Walter Kasper im Heilig-Kreuz-Münster die Priesterweihe als Sakrament der katholischen Kirche und als offizielle Bestellung in den Dienst der Kirche verliehen hat. „Damals waren wir elf Personen, die geweiht wurden. Heute ist man froh, wenn man drei hat“, beschreibt Schuhmacher die eklatante Veränderung während der vergangenen 25 Jahre. Beide Pfarrer sehen dies weniger im Zölibat begründet, als vielmehr in der Gesellschaft. „Die Menschen wollen sich weniger binden, also geht auch die Bindung an die Kirche zurück“, meint Andreas Schulz.

Um den Beruf des Pfarrers auszuüben, bedarf es jedoch mehr als eine reine Bindung, vielmehr sei es ein Ruf oder eine Berufung, die von der Kirche bestätigt werden muss. „Alles in allem dauert es mindestens zwölf Jahre, bis man eine eigene Pfarrei bekommt“, erklärt Schuhmacher, der Andreas Schulz bereits während des Studiums 1986 kennengelernt hat. Vier Jahre nach ihrer Ausbildung, vor fast 21 Jahren, haben sie sich zur sogenannten Vita communis zusammen getan und sind seither in Pfarreien der württembergischen Landeskirche gemeinsam unterwegs, seit Ende 2014 in der Seelsorgeeinheit Neckar-Baar . „Wir wollten neue Wege gehen, um mit vereinter Kraft Strukturen zu vereinfachen und sich ganz der Pastorale zu widmen“, berichtet Schulz. Für beide sei es eine Bereicherung, zu zweit zu sein. Da könne man sich gut austauschen und gegenseitig unterstützen.

Im Laufe der vergangenen Jahre seien die Anforderungen „riesig komplex“ geworden und ohne ehrenamtliche Gemeindemitglieder gar nicht mehr zu bewältigen. Pfarrer Schulz nennt die Themen Kindeswohlgefährdung und Datenschutz als prägnanteste in der letzten Zeit. Früher sei es ein unbeschwerterer Umgang miteinander gewesen, heute ist es ein sensibilisierter. Jeder Ehrenamtliche müsse für seine Tätigkeit mittlerweile eine Dreifach-Erklärung abgeben, die Ordner in der Pfarrei quillten nahezu über. „Da haben wir noch nicht einmal von Jesus Christus gesprochen“, mahnt Schuhmacher an, nicht den Blick aufs Wesentliche zu verlieren.

Botschaft von Jesus weitererzählen

Denn von Jesus und von Gott zu sprechen, darin sehen die beiden Geistlichen ihre Hauptaufgabe. Sie veranschaulichen es mit einer Metapher „Anwalt der Hoffnung“. Was gibt dem Leben einen Sinn? Warum lohnt es sich zu glauben? „Dass Gott existiert, hilft uns, das Leben anzunehmen und leichter zu machen“, erklärt Schulz. „Doch dies zu vermitteln, ist in einer Gesellschaft, die auf Unterhaltung hinaus ist, schwierig.“

Eine Anforderung sei zudem, diese Botschaft in der Multi-Kulti-Gesellschaft von heute glaubhaft zu vermitteln. In VS leben, so Schuhmacher, über 80 Nationalitäten, die katholisch sind. Es gebe aber auch viele Menschen mit anderen Konfessionen. Wie nehmen wir uns wahr? Wie können wir das „Andere“ gelten lassen? Fragen, die sich im Laufe der Zeit ergeben hätten. Mittlerweile gebe es ein Miteinander der Konfessionen, das freundschaftlich ist. Das heiße aber nicht, dass der Anspruch des katholischen Glaubens verloren gegangen sei.

Beim Blick in die Zukunft nennen die Pfarrer als Wunsch eine Austauschplattform für die Bürger der Seelsorgeeinheit. „Wir denken an etwas, bei dem sich die Menschen über die Inhalte des Glaubens austauschen und sich von ihnen inspirieren lassen können“, macht Michael Schuhmacher Geschmack auf das Projekt, das nächstes Jahr angeboten werden soll.

Zum Fest wird ein Ochse gegrillt

Doch erst einmal blicken sie ihrem Fest am kommenden Wochenende entgegen. Während die Geistlichen am eigentlichen Jahrestag am Dienstag im Franzikusheim im kleinen Kreis Eucharistie feiern, wird es am Sonntag, 30. Juni, ab 10 Uhr rund um die St. Franziskus-Kirche umfangreicher zugehen. „Es soll ein Fest für alle sein“, sagt Andreas Schulz. Auch Freunde und Wegbegleiter werden erwartet. Bischof Alfred Maluma aus Tansania, zu dem die Pfarrer schon seit mehreren Jahrzehnten guten Kontakt haben, wird die Festpredigt halten, die Stadtmusik Schwenningen wird den Gottesdienst musikalisch mitgestalten. Für das leibliche Wohl ist ebenso umfänglich gesorgt, verrät Michael Schulz: Ein ganzer Ochse wird beim sogenannten Front Cooking gegrillt.