Wartebereich

Schnell anmelden? Das wird nix

Villingen-Schwenningen / Lesedauer: 3 min

Kommunales Warten bis zum Eindösen in der Zulassungsstelle – „Problem ist bekannt“
Veröffentlicht:07.06.2019, 18:42

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Ein Blick in den ersten Wartebereich: etwa 15 Leute. Nach zehn Minuten geht der erste Kunde wieder. Blick in die Zulassungsstelle VS, etwas mehr Kunden, Wartezeit mindestens eine Stunde. Im Landratsamt ist es bekannt, „dass es da ein Problem gibt“.

Mal flott vor der Arbeit das Fahrzeug abmelden, das Cabrio für die Sommermonate anmelden oder den Wagen stilllegen: Was in anderen Zulassungsstellen möglich ist und in kaum mehr als 20 Minuten, Wartezeit inklusive, auch erledigt, das ist zumindest in der Zulassungsstelle des Landratsamtes Schwarzwald-Baar in Villingen noch nicht möglich. Es ist die Rede von chaotischen Zuständen und stundenlangem Warten. „Da sitzen Teilzeitarbeitskräfte, die Überstunden machen müssen“, lässt sich einer zu den möglichen Gründen für die doch vergleichsweise ausgedehnten Wartezeiten aus.

Schläfrig am Hoptbühl

Ein Vormittag im Warte- und Eingangsbereich der Zulassungsstelle. Draußen lehnt ein Mann. „Das geht heute wieder nicht so schnell“, räuspert er sich. Was er unter „nicht so schnell“ versteht, würde andernorts als Zumutung empfunden: „Mindestens eine Stunde müssen Sie rechnen.“ Aber es sei schon schlimmer gewesen, hört man. Zwei, drei Stunden, das sei zwar nicht die Regel, aber könne auch vorkommen. Im Wartebereich selbst dösen die einen vor sich hin, die KfZ-Dokumente in den Händen; andere starren in ihr Handy; einige haben die Anzeigetafel mit den Nummern im Blick, in der Hoffnung, dass bald ihre Ziffernfolge auftaucht.

Wie reagiert das Landratsamt, bei der die Zulassungsstelle angesiedelt ist, auf die angeblich „chaotischen Zustände“ im Wartefoyer? Dazu Pressesprecherin Heike Frank : „Wir kennen das Problem und sind dabei, es zu lösen.“ Frank will zwar nicht von „chaotischen Zuständen“ sprechen, räumt aber ein: „Es ist richtig, dass es derzeit zu außergewöhnlich langen Wartezeiten kommen kann“, und erklärt warum.

„Die Zunahme der Zulassungszahlen beobachten wir seit einiger Zeit. Aktuell wird die Situation dadurch verschärft, dass einige Mitarbeiterinnen aufgrund ihres Urlaubsanspruchs nicht anwesend sind.“

Die Verwaltung plane den Auswuchs der Fallzahlen zu lösen, indem Personal aufgestockt werde. Zudem sollen organisatorische Maßnahmen die Lage verbessern. Heike Frank verweist zudem auf die Möglichkeit, sich online einen Termin bei der Zulassungsstelle zu reservieren.

Mitarbeiter der Autobranche wundert der Ansturm nicht: „Viele möchten ihre Fahrzeuge gerade jetzt anmelden“, vom Motorrad über das Cabrio bis hin zum Wohnmobil. Im Frühling haben die Zulassungsstellen Hochkonjunktur. Lange Wartezeiten? Die gebe es sicherlich nicht in jeder Zulassungsstelle. Generell haben einige Autohäuser sowieso einen anderen Weg aus der Warterei gefunden. Rolf Rabe (Autohaus Südstern-Bölle, mit Standorten in Villingen und Schwenningen) legt den Stapel an Kundenwünschen an einen bestimmten Platz.

Abholbereit für die Mitarbeiter eines bundesweit operierenden Zulassungsservices, die die Autohäuser aufsuchen und die von den Kunden ausgefüllten Formulare nebst KfZ-Dokumenten einsammeln. „Manchmal sind es drei verschiedene Autohäuser, die bedient werden“, fügt Werkstattleiter Urban Bantle aus Villingen hinzu. Die fertigen Unterlagen werden in der KfZ-Stelle abgegeben und nach einiger Zeit wieder abgeholt. Soweit das für die Kunden entspannte Prozedere.

Geduld gefragt: Drei Stunden Ausharren

Im Autohaus Bechmann in Schwenningen hat man einen anderen Ansatz: „Wir lassen uns online einen Termin reservieren, das klappt und wir müssen nicht warten“, heißt es. Der für KfZ-Zulassungen zuständige Mitarbeiter aus dem nächsten Autohaus in der Doppelstadt machte vor Tagen jedoch eine ganz andere Erfahrung: Drei Stunden habe dieser insgesamt in der Stelle zugebracht. Der bisherige Rekord. Doch auch sonst müsse er einiges an Geduld mitbringen.