Lärmstreit

Lärmstreit: Mehr Rückgrat, bitte

Villingen-Schwenningen / Lesedauer: 3 min

Stadträte aller Fraktionen suchen gemeinsam mit Vereinen Lösungen für die Scheuer
Veröffentlicht:18.07.2018, 09:47

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Stadträte sind es, die in punkto Scheuer Rabatz machen. Vertreter der Fraktionen akzeptieren nicht länger, „wie mit den Kulturvereinen Rock- und Folk-Club umgesprungen wird“. Diverse Ideen, um den Lärm-Streit beizulegen, liegen auf dem Tisch.

Während einer Gemeinderatssitzung Mitte Mai sprechen Gremiumsmitglieder eine deutliche Sprache. Die Solidarität unter ihnen ist so groß wie der Ärger über die Entwicklungen an der Kalkofenstraße. Ist das Aus für die Kulturstätte Scheuer besiegelt, weil ein Anwohner sich durch Konzerte belästigt fühlt? Oder gibt es doch noch eine Lösung im Lärm-Streit? Das Fragezeichen wollte ein halbes Dutzend Stadträte von FWV, FDP, SPD , CDU und Grüne nicht länger stehen lassen und machten Druck.

Zusage kommt schnell

Der Termin kam schnell, „überraschend schnell“ für manchen Beteiligten, und zudem mit einem „erstaunlich“ großen Aufgebot an Vertretern der Stadt, sagt Bertold Ummenhofer von den Freien Wählern. Vor ein paar Tagen sitzen neben Obermeister Rupert Kubon und Bürgermeister Detlev Bührer vier Amtsleiter sechs Fraktionsvertretern gegenüber, dazu noch die Haupt-Beteiligten aus Fol-Club und Rock-Club. „Wir haben Druck gemacht“, berichtet der Freie Wähler, denn „von einer deutlichen Mehrheit im Gemeinderat wird es nicht mehr akzeptiert, wie mit diesen Vereinen umgegangen wird. Für sie hat es in den letzten Jahren zu wenig Unterstützung gegeben.“ Ein Antrag der sechs Stadträte wird im Juni gestellt, keine fünf Wochen später „hatten wir unseren Gesprächstermin“.

Franziskaner als Alternative

Wie könnte der Lärmstreit gelöst werden. Welche Chancen hat der Kompromiss-Vorschlag von Jürgen Kern (Rock-Club), der seit Mitte Mai kursiert: Zweimal im Monat könnten Konzerte bis 23 Uhr stattfinden und damit eine exakt begrenzte Zahl an Veranstaltungen im Jahr. „Es gibt verschiedene Vorschläge, in verschiedene Richtungen“, so Ummenhofer, „räumlich wie zeitlich“. Letztendlich gehe es um die zentrale Frage: „Wer kann wie mit was leben.“

Madlen Falke, von der Pressestelle der Stadt, ergänzt: Alle beteiligten Parteien haben sich um Lösungsansätze bemüht, um „den Bedarfen dieser wichtigen kulturellen Beiträge künftig gerecht werden zu können.“, denn: „Folk- wie Rockclub erachten die innerstädtische Lage als unverzichtbar für ihre Konzerte.“ Die städtischen Vertreter haben deshalb mehrere Lösungen vorgebracht, darunter die Nutzung des Kleinen Saals im Theater am Ring oder das Franziskaner. Auch wenn das neue jugendkulturelle Zentrum im Zentralbereich liege, habe Kubon für diese neue Veranstaltungshalle als einen gut geeigneten Ort für Konzerte geworben, so Falke weiter.

Die Clubs wollen prüfen, ob die Vorschläge auch Alternativen zur Scheuer sein können. und damit auch Ausweichmöglichkeiten wenn Konzerte nicht punkt 22 Uhr beendet werden können. Doch sind die Konzertschlusszeiten um 22 Uhr festgemauert oder geht da noch etwas? In den Netzwerken mischte sich nach der Ankündigung des Folk-Clubs, sich aus der Scheuer zurückzuziehen Häme und massive Kritik.

„Wie peinlich für Villingen, wie traurig ....“, hieß es unter anderem. Und auch mancher Stadtrat kritisiert, dass „man ja nicht gleich rennen muss wie die Feuerwehr, wenn einer anruft. Da sollte man mehr Rückgrat zeigen“, wird Berthold Ummenhofer deutlich. „Mehr Rückgrat zeigen“, diese Forderung unterstützt auch SPD-Stadträtin Birgitta Schäfer, die ebenfalls beim Gespräch dabei war. Warum nicht einfach den Konflikt mit dem Anwohner suchen und sogar eine Klage riskieren? Auch diese Forderung von Bertold Ummenhofer und FCD-Mann Frank Bonath kann sie nur unterschreiben.