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Corona-Krise

Klaus Sigwart hört nach 34 Jahren auf

Villingen-Schwenningen / Lesedauer: 3 min

Erstes Reisebüro in Villingen muss schließen – Branche ist hart von der Corona-Krise getroffen
Veröffentlicht:05.07.2020, 10:42

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Für Klaus Sigwart hat die Corona-Krise fatale Folgen. Nach 34 Jahren muss er sein gleichnamiges Reisebüro in der Villinger Innenstadt aufgeben. Die Pandemie hat die Branche hart getroffen.

Es ist wohl eines der ältesten Reisebüros in Villingen. Seit 34 Jahren betreibt Klaus Sigwart das gleichnamige Reisebüro in der Rietstraße, zuvor war sein Geschäft in der Niederen Straße. Doch nun ist Schluss. Die letzten Buchungen werden abgewickelt, die Mitarbeiterin ist bereits entlassen.

Welche Auswirkungen die Corona-Krise auf Unternehmen haben können, wird am Beispiel von Klaus Sigwarts Reisebüro einmal mehr deutlich. Seit Wochen hat er keine Einnahmen mehr, laufende Kosten belasten jedoch weiterhin das Geschäft. „Eigentlich wollte ich noch vier Jahre weiter machen“, erklärt Sigwart. Doch das sei nun nicht mehr möglich, ausschließlich die Corona-Krise sei Grund für die vorzeitige Schließung des Reisebüros.

Die endgültige Entscheidung aufzuhören, sei letztendlich im Mai gefallen, erzählt er. Laut Sigwart sei die Reisebürobranche am schlimmsten von der Corona-Krise betroffen. Für ihn habe die Krise schon im September begonnen, denn dort hätten die ersten Kunden ihre Reise für den Sommer gebucht, die jetzt allerdings storniert wurden. Die Provisionen, die der Unternehmer dafür von den Reiseanbietern bekommt, mussten zurückgezahlt werden. Für Sigwart seien das in den vergangenen Wochen laufende Kosten gewesen, die nicht beglichen werden konnten. Den einmaligen Zuschuss, den es seitens der Regierung gegeben habe, sei lediglich ein „Tropfen auf dem heißen Stein gewesen“, meint der 67-Jährige.

Derzeit gebe es so gut wie keine Buchungen mehr. „Viele sind in Kurzarbeit, selbstständig, haben Angst oder sind bereits arbeitslos“, nennt Sigwart einige der Gründe, die die Menschen derzeit davon abhalten, in den Urlaub zu fahren. Ganz zu schweigen von den Einreiseverboten, die für zahlreiche Länder noch gelten oder gegolten haben. Grund für die ausbleibenden Buchungen seien natürlich auch die Einschränkungen, mit denen Urlaub derzeit verbunden ist. „Urlaub soll ja Entspannung sein“, ist sich Sigwart sicher. „Viele haben schon entschieden, dass sie dieses Jahr nicht mehr verreisen“, erklärt er. Übrig bleibe nur ein „mickriger Rest“, doch davon könne kein Reisebüro leben.

Denn nicht nur das Reisebüro Klaus Sigwart bekommt die Folgen der Corona-Krise zu spüren. Auch in Sigwarts Kollegenkreis sei die Stimmung nach wie vor schlecht. „Viele sehen die Zukunft sehr bedenklich“, erzählt er. Die Sorgen seien bei allen groß. Durch die Thomas-Cook-Pleite seien die ein oder anderen Reisebüros schon vorbelastet gewesen, manche hätten Verluste in fünfstelliger Höhe verzeichnen müssen. Für Sigwart sei die Pleite allerdings nicht ausschlaggebend gewesen, er habe den Riegel rechtzeitig vorgeschoben und hatte so nur einen geringen Schaden von wenigen hundert Euro. Die Corona-Krise allein ist Grund für die Schließung seines Geschäfts. Sigwart ist sich sicher, dass sich diese auch noch langfristig auf die Branche auswirken wird. „Die Rezession kommt mit Sicherheit“, meint er.

Wie es für Sigwart nun weiter geht, dabei ist er sich noch nicht sicher. „Ich werde erst mal alles absacken lassen“, meint der 67-Jährige. Zunächst brauche er eine Erholungsphase, danach könnte er sich aber vorstellen, nochmals in der Tourismusbranche tätig zu sein, allerdings nicht mit einem eigenen Büro. „Oder eben doch Rente“, überlegt er. Vorerst seien nun noch wenige Buchungen übrig, die abgewickelt werden müssten. In den wenigen Wochen wird Klaus Sigwart die Türen seines Reisebüros in der Rietstraße dann für immer schließen.