Ehrenamt

Ein Feuerwehr-Chef im Ehrenamt?

Villingen-Schwenningen / Lesedauer: 4 min

Kommandantensuche Headhunter luchst dem Oberzentrum Ben Bockemühl ab
Veröffentlicht:21.05.2018, 17:34

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Kurz nach der Kündigung des Feuerwehr-Gesamtkommandanten Ben Bockemühl richtet sich der Blick in der Stadt nach vorne. In Villingen-Schwenningen macht man sich Gedanken darüber, auf einen ehrenamtlichen, statt einen hauptamtlichen Feuerwehrchef zu bauen.

Einer Ausschreibung räumt selbst die Stadtverwaltung nur wenige Chancen ein. „Der Markt ist nahezu abgegrast“, so Pressesprecherin Madlen Falke , so dass die Verwaltung „nicht mit einer Vielzahl an Bewerbungen für die Stelle als Gesamtkommandant“ rechne. Schon auf die letzte Ausschreibung sei die Bewerberlage äußerst dürftig gewesen. Im Rathaus laufen die internen Abstimmungen auf Hochtouren, wenngleich sie noch ganz am Anfang sind. „Die Info über den Weggang von Herrn Bockemühl ist auch für die Verwaltung jetzt noch ganz frisch.“

Dirk Sautter, sowohl Feuerwehrmitglied als auch Stadtrat der CDU , würde ohnehin am liebsten mit allen Überlegungen nochmal bei Null beginnen, sagt er. Ob eine standardisierte Ausschreibung im dritten Anlauf den gewünschten Erfolg zeige oder eine alternative Lösung die bessere wäre, gibt er zu bedenken. Vielleicht würden mit den beiden Systemen Haupt- und Ehrenamt zwei miteinander verheiratet, die gar nicht zueinander passen? Landauf, landab rumore es schließlich. Klar sei aber, wenn man den ehrenamtlichen Weg einschlage, müsse bei der Verwaltung entsprechend aufgerüstet werden, um einem ehrenamtlichen Feuerwehrchef den Rücken frei zu halten.

Eine Meinung, die auch sein Fraktionskollege Klaus Martin teilt, der ganz eindeutig das Ehrenamt priorisiert – allerdings nur mit entsprechendem Aufbau in der Verwaltung im Hintergrund. Eine entsprechende Mehrheit in der Fraktion vorausgesetzt wolle er mit der CDU-Fraktion darauf hinwirken, dass die ausgeschriebene Stelle eines stellvertretenden Leiters der Abteilung Feuerwehr bei der Stadt – laut Pressesprecherin Madlen Falke eine reine Verwaltungsstelle – nicht besetzt wird, ehe geklärt ist, ob man nicht doch zum Ehrenamt übergehen soll.

Geht es ohne Hauptamt?

Aber wäre das Ausüben des Kommandanten-Amts im Ehrenamt überhaupt machbar? Florian Simon, der im Januar Abteilungskommandant der Marbacher Feuerwehr geworden ist, hält das für unmöglich: „Wir werden an einem Hauptamtlichen nicht vorbeikommen“, steht für ihn fest. Im Gegenteil: „Ich bin der Meinung, dass noch mehr Hauptamtliche dazu müssten. Wir sind da in Villingen-Schwenningen sehr schwach aufgestellt“, sagt er. Die Frage sei daher vielmehr, „wieviele hauptamtliche Kräfte brauchen wir, um all das zu schaffen?“

Keine Frage wird in Feuerwehrkreisen gerade so heiß diskutiert, wie die um einen möglichen ehrenamtlichen Kommandanten. Doch die meisten der allesamt ehrenamtlichen Abteilungskommandanten verweisen darauf, sich nicht äußern zu dürfen – Presseanfragen seien an die Pressesprecherin der Stadtverwaltung zu richten, sie dürften daher nicht zu einem Stimmungsbild aus den Feuerwehr-Abteilungen beitragen. Der Ende März zum stellvertretende Kommandanten gewählte Andreas Ermel schließlich hat ein solches Stimmungsbild eingeholt und kommt zu dem Schluss: „Ich sehe eigentlich gar keine Chancen, auf einen ehrenamtlichen Kommandanten zurückgehen zu können.“ Die Aufgaben seien so zahlreich, dass man in VS mittlerweile auf drei ehrenamtliche Stellvertreter aufgestockt habe. Auch wenn die Suche nach einem Nachfolger Bockemühls vermutlich dauere und man einen Headhunter zur Personalsuche beauftragen müsse, hält er diesen Weg für sinnvoll. Einen Konflikt zwischen Haupt- und Ehrenamt sieht er bei der Feuerwehr des Oberzentrums übrigens nicht. Lediglich unterschwellig seien entsprechende Diskussionen aufgekommen, dann aber sachlich gelöst worden.

Noch-Kommandant Ben Bocke-mühl müsste es am besten wissen, ob seine Aufgabe im Ehrenamt bewältigt werden könnte. Doch er hält sich bedeckt: „Die Zukunft der Feuerwehr Villingen-Schwenningen müssen jetzt andere diskutieren“, meint er. Ein Konflikt zwischen Haupt- und Ehrenamt sei in seiner Amtszeit aber nie ein Problem gewesen.

Warum er dann weg wollte? Eigentlich, sagt er lachend, wollte er das gar nicht und habe er auch nicht nach einer anderen Stelle gesucht. Und dann zeigt er eine Möglichkeit auf, die sicherlich auch in VS noch diskutiert werden wird: Ludwigsburg hatte auf den künftigen Kommandanten einen Headhunter angesetzt. Und dieser hat ihm ein fast schon unmoralisches Angebot unterbreitet: Er dürfe einen komplett neuen Fachbereich mit aufbauen, zu diesem gehörten auch noch die Themen Brand-, Katastrophen- und Bevölkerungsschutz – sein Sternchenthema im Aufbaustudium, wie Bockemühl erzählt. Das passt halt wie die Faust aufs Auge“, sagt er und setzt hinzu: „Das bin halt genau ich.“