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Das sagen die Schulen zu den Klimademos

Villingen-Schwenningen / Lesedauer: 3 min

Die Meinungen gehen auseinander – Gymnasien aufgeschlossener als Realschulen?
Veröffentlicht:14.08.2019, 10:18

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Warum gehen Jugendliche freitags auf die Straße? „Die haben doch nur kein Bock auf Schule“ oder „die kümmern sich um unsere Zukunft“: Nicht nur Schüler sehen die Fridays for Future-Demonstrationen unterschiedlich, das Meinungsbild ist auch bei Schul-und Elternvertretern nicht homogen.

Seit gut einem Jahr gehen Schüler bundesweit auf die Straße, um für besseren Klimaschutz zu demonstrieren. Den allgemeinen Kundgebungen für einen deutlich besseren Klimaschutz schließen sich viele Schüler und vereinzelt auch Erwachsene aus VS an. Ein deutliches Zeichen ging vor kurzem von Mona Schirmaier aus, einer der Organisatorinnen: Die aktuelle Demonstration habe man zum dritten Mal extra außerhalb der Unterrichtszeit gelegt: „Wir wollen zeigen, dass es uns natürlich nicht nur um Schule schwänzen geht – das Ganze soll ja auch authentisch sein“, meinte sie.

Für ein aktuelles Gespräch war sie jedoch nicht erreichbar. Unter Jugendlichen sind die Meinungen zu den Protesten indes geteilt. Sehen sich einige als „Kämpfer für besseren Klimaschutz“, beschreiben andere ihre zwiespältigen Gefühle im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten so: „Die lassen sich mit dem SUV zur Demo fahren und posten dann auf Instagram Fotos, weil sie es cool finden, dabei zu sein.“

Andere monieren, dass ausgerechnet manche Demonstranten regelmäßig mit dem Flugzeug verreisen. „Das passt doch hinten und vorne nicht zusammen.“

Demonstrieren für eine bessere Zukunft aber zu „besseren Zeiten“? Das ist auch im Sinne der doppelstädtischen Elternvertretung und damit von Tino Berthold , Vorsitzender des Gesamtelternbeirats der Stadt VS (GEB), und Michael Grieshaber, seinem bisherigen Stellvertreter, der nun aus dem Vorstand ausscheidet. Die beiden wissen auch aus Diskussionen innerhalb des Gesamtelternbeirates um die völlig unterschiedliche Bewertung der Freitags-Frage: „Die einen unterstützen die Sache, andere dagegen pochen auf das Befolgen der Schulpflicht.“

Ebenfalls ein Thema beim GEB: Wie gehen die doppelstädtischen Schulen mit den Demos um? Die Antwort hat Berthold bereits bekommen: „Höchst unterschiedlich“, meint er, sei der Umgang damit. Bertholds Meinung nach sollte es nicht nur eine einheitliche Regelung VS-weit geben: „Die Schüler sollten auch über einen anderen Zeitpunkt nachdenken, wann die Demos starten.“ Vor allem mit Blick auf den nächsten Schuljahresbeginn. Zudem stellt sich nicht nur für Berthold die Frage, „ob sich Schüler das leisten können, regelmäßig für mehrere Stunden zu fehlen und dies bei dem eng getakteten Stundenplan?“ Nächstes Problem: „Sollten freitags generell keine Klassenarbeiten mehr geschrieben werden, weil Schüler fehlen könnten?“

Was ist dran an der Einschätzung, dass die „Klimaschutz“-Demos unterschiedlich gesehen werden? Dem Vernehmen nach sollen die Direktorate der doppelstädtischen Gymnasien für die Demonstrationen am Freitag aufgeschlossener sein als die Rektorate der Realschule?

Während ein Gespräch mit der Karl-Brachat-Realschule nicht mehr zustande kommt, macht Manfred Koschek, langjähriger geschäftsführender Direktor der doppelstädtischen Gymnasien, eine klare Ansage: „Wir beurlauben nicht“, das Fehlen werde im Klassenbuch vermerkt.

Ein Nachholen der versäumten Stunden sei ein Muss. Koschek sieht die Demonstrationen generell entspannt: Es seien ja nicht „Massen von Schülern“ den Klassenzimmern fern geblieben. Maßnahmen habe niemand zu befürchten ergänzt der langjährige Leiter des Deutenberg-Gymnasiums, es sei denn, man fehle systematisch an allen Demotagen.

Was nicht nur den GEB-Vorstand umtreibt, ist die Frage der Aufsichtspflicht. Was passiert, wenn Schüler schwänzen, sich von der „Schule unerlaubt entfernen“ und beispielsweise stürzen?

Das Regierungspräsidium Freiburg klärt auf: „Wenn ein Schüler den Unterricht schwänzt und zur Fridays for Future-Demo geht, ist das keine schulische oder außerunterrichtliche Veranstaltung, sondern eine private Unternehmung“, so Heike Spannagel, Pressesprecherin Regierungspräsidium Freiburg.

„Also muss im Falle eines Unfalls auch die Kostenübernahme privat geregelt werden.“